Kneipen dürfen ab 8. Juni wieder öffnen – wie sieht es in Göttingen aus?

Bars und damit auch Kneipen und andere gastronomische Einrichtungen, in denen eher Getränke als Speisen angeboten werden, dürfen ab Montag, 8. Juni, wieder öffnen. Wir haben uns in Göttingen in einigen Kneipen umgesehen. „Wir sind gerade dabei, Plastikwände aufzustellen“, erzählte Trou-Urgestein Konrad Fuhrmann am Sonnabend. Um die entsprechenden Abstände einhalten zu können würden auch Möbel weggeräumt. „Das ist natürlich jeder Kommunikation abträglich“, sagt er und zeigt auf die Plastikscheiben auf der Theke und den ersten Raum, der leergeräumt ist. „So eine Kneipe ist schließlich ein Ort der Kommunikation. Normalerweise geht man hin, um zu reden. Und wir sind ja kein Tanzlokal.“ Auch die Beleuchtung sei schwierig. Normalerweise sorgen Kerzen auf den Tischen für eine schöne Atmosphäre. Doch die Tisch seien ja nun zum Teil weggeräumt. „Wir wollen hoffen, dass es nicht zu lange dauert.“ Dem Trou fehle beispielsweise ein großer Garten, um ausweichen zu können. „Zurzeit passt allerhöchstens ein Fünftel an Gästen rein.“ Wirtschaftliche Deckung ungewiss: „Ich bin einer der wenigen Glücklichen, der aus Versehen gegen Verdienstausfall versichert ist“, sagt Dominik Rabah-Hollender vom Stadion an der Speckstraße. Weil er viele Wirte kenne, „denen es dreckig geht“, sei es aber ein komisches Gefühl, dass er die Situation eher entspannt erlebe. Dazu habe ein Stammgast eine T-Shirt mit dem Aufdruck „Stadionstütze“ entworfen. „Davon sind 50 verkauft worden.“ Von dem Geld will er etwas dem Rosenverkäufer abgeben. „Der hat ja zurzeit auch nichts.“ Die Öffnungserlaubnis zum 8. Juni sei jetzt überraschend gekommen. „Ich hatte gerade den Keller ausgeräumt“, erzählte er am Sonnabend. Das stünde jetzt alles im Laden. Dann wisse er aber, was er am Wochenende zu tun habe. Zuletzt hat er renoviert und die Elektrik neu gemacht. „Ich kann mir auch noch gar nicht vorstellen, dass die Öffnung wirtschaftlich deckend sein wird.“ Denn von 100 Plätzen könne er wahrscheinlich nur 25 bis 30 besetzen. Aber er macht sich auch Sorgen um seine Kollegen und hofft, dass sie die schwierige Zeit überstehen, denn „eine lebendige Kneipenszene ist für jeden Kneipenwirt wichtig“. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Informationen fehlen: „Ich bin froh, dass es endlich losgeht“, sagt auch Demir Devran vom La Vida in der Roten Straße. „Es war eine durstige Zeit.“ Die Förderung sei zwar gekommen, habe aber nicht so viel weitergeholfen. „Die Fixkosten sind dadurch gedeckt, aber es fehlt an der Grundsicherung.“ Mut mache ihm, dass die Gäste schon jeden Tag anfragen würden, wann wieder geöffnet sei. Mit seinen Mitarbeitern bereitete er am Sonnabend die Sportsbar für die Öffnung vor. „Wir müssen abwarten, ob es Montag schon so weit ist. Ich denke eher Mitte oder Ende der Woche.“ Er sei gespannt auf die Auflagen. „Bislang haben wir noch keine Informationen darüber. Ein großer Verlust sei auch, dass wegen der Baustelle vor der Tür kein Außenbereich angeboten werden könne. Nicht genug Platz für alle Stammgäste: Einen kleinen Außenbereich kann Dagmar Reichardt vor Daggi’s Biertreff in der Groner Straße nutzen. „Seit gestern habe ich zwei Tische draußen“, erzählt sie. „Leider ist das Wetter nicht so gut.“ Auch seien die Gäste noch sehr reserviert. Umso besser sei es, dass sie ab Montag auch wieder innen Gäste empfangen darf. Dafür hat sie schon umgeräumt. Doch sieht sie auch Probleme. Drei Monate lang habe sie nichts verdient. „Nur weil wir ab Montag mit 1000 Auflagen wieder aufmachen dürfen, heißt das nicht, dass wir das gewuppt kriegen.“ Ihre Kneipe lebe von den Stammgästen. Davon habe sie rund 30, könne aber nur zehn Plätze bereitstellen. „Wie soll ich dem Rest sagen, Du kommst nicht rein?“ Man habe sich geeinigt, dass die erstmal anrufen, bevor sie sich auf den Weg machen. „wir haben den großen Vorteil, dass wir unsere Gäste sehr gut kennen.“ Manchen Gästen vor den Kopf stoßen: „Wir werden aber manchen vor den Kopf stoßen“, sagt auch Waldemar Neumann von der Kneipe Alt Göttingen in der Groner-Tor-Straße. Er beklagt ähnlich wie Dagmar Reichardt die Informationspolitik. „Bis gestern abend um sechs Uhr haben wir noch nicht einmal gewusst, dass wir aufmachen können.“ „Ich habe heute alles vorbereitet“, erzählt er am Sonnabend von den Plexiglasscheiben auf der Theke und den ausgedünnten Plätzen. „Ob das dann ausreicht, dass wir umsatzmäßig überleben können, müssen wir sehen.“ Die Einkünfte seien in den vergangenen Monaten ausgeblieben, die Kosten aber weitergelaufen. „Wovon soll ich leben?“, fragt er. „Ich gehe jetzt mit Schulden in den Neustart.“ Den Autor erreichen Sie per Mail an r.franke@eichsfelder-tageblatt.de beziehungsweise unter Telefon 05527/9499751. Lesen Sie auch: Kneipen dürfen ab 8.Juni wieder öffnen – wie sieht es im Eichsfeld aus? 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Start am 8. Juni - Kneipen dürfen wieder öffnen – wie sieht es in Göttingen aus?