Elf Männer und Frauen wagen sich an diesem Nachmittag auf die Bühne im Nörgelbuff. Zwischen 16 und 76 Jahre sind sie alt, haben seit zwei Monaten bis zwei Jahren Unterricht bei der Göttinger Sängerin Wieneke. Nervös sind sie alle, egal ob es der erste Auftritt vor Publikum ist oder der zehnte. Jeder präsentiert zwei Songs, manche eigene Kompositionen, die meisten Coversongs.
Allen gemein ist, dass sie den Gesang nur nebenbei erlernen. „Ich habe auch Semiprofessionelle Schüler, die sich beispielsweise für die Aufnahme an einer Musicalschule vorbereiten“, sagt Wieneke. An diesem Nachmittag aber gehört die Bühne den Nebenberufssängern. Wieneke ist es wichtig, ihren Schülern eine gute Technik beizubringen. Sie unterrichtet die Complete Vocal Technique, eine Methode aus Dänemark. „Viele Schüler merken doch schnell, dass der Satz ’Jeder kann singen’ nur bedingt stimmt“, so Wieneke. Dass sie für viele Lieder eben eine gute Technik brauchen. Daneben ist ihr wichtig, das ihre Kursteilnehmer ihre eigene Stimme entwickeln, ein Gespür dafür entwickeln, was „sie mit ihrer Stimme machen können“.
Von melancholisch bis schwungvoll
Eine große Palette verschiedener Songs wird dem Publikum geboten von Tracy Chapman über Robert Schumann bis zu den Beatles. Tara Hanf-Bressler etwa hat einen südamerikanischen, melancholischen Song ausgewählt und ein schwungvollere Reggae-Nummer. Sie hat seit einem Jahr Unterricht bei Wieneke und will sich in der Musik ausprobieren, vielfältige Stile kennenlernen, erzählt sie.
„Diese beiden Lieder haben eine besondere Bedeutung für mich“, kündigt Jeevan Morgan Kress-Jones an. Ihm falle es im Alltag oft schwer, sich zu öffnen. Mit „Halleluja“ und „Can’t help falling in love with you“ wolle er dem Publikum etwas von sich zeigen. Pettra Biertümpfel nimmt die Zuhörer mit auf eine Abenteuerreise, Uli Günzel hat zwei Lieder aus der Drei-Groschenoper gewählt. Julia Milostavina singt einen eigenen Song, der von Angst und Dunkelheit handelt und ein Lied von Robert Schumann.
Richtiges Atmen lernen
Max Zepik ist eher im Jazz unterwegs. Seit einem Jahr ist der Student in Göttingen, seit Juni nimmt er Unterricht bei Wieneke. Mit einem Freund will er Musik machen, eigene Lieder komponieren und auftreten. Gesangsunterricht könne nicht schaden, habe er gedacht. Ihm habe vor allem das richtige Atmen beim Singen Schwierigkeiten bereitet. Wieneke habe ihm da schnell helfen können.
Am Ende des Reigens sind alle offensichtlich erleichtert, ihre Auftritte gemeistert zu haben. Und sie danken Wieneke für die Mühe, das Coaching und die vielen Aufmunterungen.
Von Christiane Böhm