Land unterstützt Göttinger Intensivmedizin mit 12 Millionen Euro

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) benötigt dringend weitere Kapazitäten für die Versorgung schwer erkrankter COVID-19-Patienten. Das Land Niedersachsen hatte bereits für den Fall weiterer Corona-Wellen eine Ausweitung der Kapazitäten in der Intensivmedizin angekündigt. Die UMG setzt diese Vorgabe um und errichtet ein neues Gebäude für die Intensivmedizin (IMG) mit 41 zusätzlichen Intensivbettplätzen – Fertigstellung im zweiten Quartal 2021. Die Kosten für den Neubau liegen laut jetziger Planung bei etwa 26,6 Milionen Euro, aus der Landeskasse kommen zwölf Millionen Euro. Den entsprechenden Zuwendungsbescheid übergab Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) am Donnerstag. Die Differenz von 14,6 Millionen Euro übernimmt die UMG aus Eigenmitteln. Die Erfahrungen im Frühjahr dieses Jahres hätten gezeigt, dass die bestehenden Intensivbettkapazitäten der UMG die Versorgung einer größeren Anzahl von COVID-19-Patienten nur dann sicherstellen konnten, wenn hierfür Intensivkapazitä-ten aus anderen Bereichen freigehalten werden, so Thümler während der Übergabe. Lob vom Minister: Insbesondere in der Herz-, Unfall- und Neurochirurgie sei zum Höhepunkt der ersten Infektionswelle zeitweise die Versorgung von akut kranken Patienten gefährdet gewesen. „Daher freue ich mich sehr, dass die UMG bei diesem wichtigen Projekt im Zeitplan ist. Mein Dank und meine Anerkennung gelten hier allen Beteiligten, die diese außergewöhnliche Leistung durch pragmatisches, zielgerichtetes Vorgehen ermöglichen“, lobte der Minister. Nachdem bereits Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Ende Juni im Gespräch mit dem Tageblatt von „intensiven Gesprächen“ zwischen Staatskanzlei, Finanz- und Wissenschaftsminister über die Finanzmittel für das Intensivmedizin-Gebäude gesprochen hatte, gab der Landtag Anfang Juli grünes Licht für das Vorhaben. Der Haushaltsausschuss der niedersächsischen Landesregierung genehmigte den zweistelligen Millionenbetrag. Die Göttinger Universitätsmedizin stockt mit einem ebensolchen Betrag auf. 100 Raumelemente: Der Neubau Intensivmedizin wird zwischen den Bettenhäusern 1 und 2 platziert. Hier haben die Bauarbeiten bereits begonnen. Um die Belastung für den gesamten Klinikbetrieb während der Bauzeit so gering wie möglich zu halten, entsteht das Gebäude in Modulbauweise. Dazu würden die rund 100 Raumelemente mit einer Länge von über 15 Meter und einem Gewicht von 43 Tonnen an anderer Stelle vorgefertigt. So müssten vor Ort lediglich der Zusammenbau und die restlichen Ausbauarbeiten ausgeführt werden, so die Planer. Das fertige IMG soll abschließend über einen Gang direkt mit dem UMG-Hauptgebäude verbunden werden, damit die dort untergebrachte OP-Abteilung leichter erreicht werden könne. Weitere Eckdaten für das IMG: Das Gebäude wird über zwei Hauptgeschosse und ein Technikgeschoss mit einer Gesamtfläche von 4460 Quadratmeter verfügen. Davon entfällt knapp ein Fünftel auf die 27 Patientenzimmer mit 41 Betten. Außerdem werden Büros, Labore, Lagerräume und Aufenthaltsräume für Personal entstehen. In einem separaten eingeschossigen Gebäude wird die Notstromversorgung untergebracht. „Räumliche Engpässe abbauen“: Sollte das IMG in seiner ursprüngliche Bestimmung nicht mehr benötigt werden, soll der jetzt begonnene Neubau für die intensivmedizinische Versorgung von Kindern genutzt werden. Diese Tatsache habe bereits bei der Betriebsorganisation und Bauplanung Berücksichtigung gefunden. Ein späterer Umbau soll dadurch schnell und unaufwendig möglich sein. „Wir schaffen mit dem Neubau eine Grundlage dafür, dass die räumlichen Engpässe deutlich abgebaut werden können. Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie haben wir mit der Nachnutzung des Gebäudes für die Kinderintensivmedizin an der UMG ein schlüssiges Konzept vorliegen“, erklärt Dr. Martin Siess, Vorstand Krankenversorgung und Leiter des Corona-Krisenstabes an der UMG. Momentan sei es noch völlig offen, wie sich die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten entwickeln werde, wird Siess in einer Mitteilung der UMG zitiert. „Mit dem zügigen Neubau eines Modulgebäudes Intensivmedizin erweitert die UMG, auch dank der finanziellen Unterstützung durch das Land Niedersachsen, die Versorgung schwerstkranker COVID-19-Patienten in der Region.“ Lesen Sie auch: Impfzentren in Niedersachsen: Kassenärzte warnen vor Personalmangel Universitätsmedizin Göttingen erhält 12 Millionen Euro für Intensivmedizin Niedersachsens Ministerpräsident Weil verteidigt UMG-Neubauten Milliarden-Investition: Göttinger Uniklinik erhält Neubau Thümler betonte abschließend während seiner Besuchs der UMG-Baustelle: „Der Ausbau der Kapazitäten für Intensivpflege ist in jedem Fall richtig. Auch ohne Corona. Unabhängig von den aktuellen Bautätigkeiten gibt es bereits seit Jahren Pläne, den Gebäudekomplex an der Robert-Koch-Straße zu modernisieren. Seit September 2017 lag der sogenannte Masterplan 2.0 für die Universitätsmedizin (UMG) vor, der vorsah, dass der Altbau des Hauptgebäudes bis 2035 einem Neubau weichen sollte. Der geplante Göttinger Medizin-Campus soll im Jahr 2050 fertig sein. Für die Finanzierung des Neubaus von UMG und Medizinischer Hochschule Hannover (MHH) legte das Land Niedersachsen ein Sondervermögen an. Ein weiterer Schritt war die Gründung der Dachgesellschaft Bauvorhaben Hochschulmedizin Niedersachsen (DBHN) im Juni 2019. Im Juni 2020 wurde die laufende Vorbereitung zunächst einmal gestoppt. Im Zuge des bereits laufenden Vergabeverfahrens waren Zweifel am ursprünglichen Konzept aufgekommen. Die seither verfolgte Ein-Haus-Lösung sei wirtschaftlicher, heißt es aus der Landesregierung. Der daraufhin eingeschlagene Kurswechsel bedeutet voraussichtlich eine Bauverzögerung von bis zu zwölf Monaten. Von Markus Scharf