Land vergibt Impftermine, Stadt Göttingen muss Senioren absagen, hat aber keine Telefonnummern

Eigentlich sollte das Impfzentrum der Stadt Göttingen am Mittwoch an den Start gehen - die Impfungen sollten endlich auch außerhalb der Heime beginnen. Die ersten 200 Menschen, die älter als 80 Jahre sind und nicht in einer Einrichtung leben, hatten einen Termin ergattert und sollten am Mittwoch gegen Corona geimpft werden. Nur: Wegen der Wetterlage wurde aber am Dienstag kein Impfstoff nach Göttingen geliefert. „Uns wurde die Lieferung von Impfstoffen der drei Firmen Biontech, Moderna und AstraZeneca angekündigt”, erklärte Göttingens Sozialdezernentin Petra Broistedt (SPD) am Dienstag im Sozialausschuss des Rates. Das Problem: Die Senioren haben bereits ihre Termine für Mittwoch erhalten. „Zuständig für die Terminvergabe ist ausschließlich das Land Niedersachsen”, erklärte Broistedt. Über eine Hotline und das Internet konnten Senioren mit Glück und Geduld einen Impftermin erhalten, der aber nun nicht stattfinden kann. Lesen Sie auch Landkreis Northeim: Impfungen in ersten Alten- und Pflegeeinrichtungen abgeschlossen Jahrgang oder Geburtstag entscheidend? Niedersachsen streitet ums Impfen Nun aber sollte die Kommune koordinieren, wann und wie die Menschen, die einen Termin für Mittwoch hatten, geimpft werden können. „Das können wir aber gar nicht”, sagte die Dezernentin. Denn über die Plattform und die Hotline des Landes hätten die Impfkandidaten ihre Daten hinterlassen. Die Stadtverwaltung Göttingen aber habe darauf keinen Zugriff. „Das Land hat die Kontaktdaten, wir können die Menschen nicht anrufen”, so Broistedt. Und weiter: „Das ist sehr ärgerlich.” Sonnabend statt Mittwoch zur Impfung: Auch der Erste Stadtrat Christian Schmetz (CDU) ärgert sich über die Landesregierung. Besonders ärgerlich sei, dass das Land für das Terminmanagement zuständig ist und die Stadt nur die Meldeadressen von den Betroffenen habe. „Wir haben über Telefonbuch, Google und Co aber noch viele Menschen, die heute geimpft worden wären, erreichen können. Das kam gut an und ist ein Verdienst von Jens Windwehe von der Berufsfeuerwehr und Stephan Siebold von den Johannitern“, sagt der Erste Stadtrat, Christian Schmetz (CDU). Aber auch er ärgert sich über die Landesregierung. Besonders ärgerlich sei, dass das Land für das Terminmanagement zuständig ist und die Stadt nur die Meldeadressen von den Betroffenen habe. Erneut müsse die kommunale Ebene Verantwortung für das Terminmanagement des Landes übernehmen, so Schmetz. „Das Impfzentrum könnte endlich losgehen, da macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung“, bedauert der für das Impfzentrum zuständige Dezernent. Die Terminbestätigung bleibe weiterhin gültig und muss bitte auch zum neuen Termin unbedingt mitgebracht werden, sagt er. Wer bereits einen Termin für Mittwoch hatte, müsse sich nicht erneut über die Hotline oder das Internetportal des Landes um einen alternativen Termin bemühen. „Kommen Sie einfach zur gleichen Uhrzeit am Sonnabend ins Impfzentrum,“ so Schmetz. Mehr Impfstoff für Kliniken angefragt: Broistedt erklärte im Auschuss zudem, dass sie das Land angeschrieben habe, um mehr Impfstoff zu bekommen. „In Göttingen gilt eine besondere Situation”, sagte sie. Denn in der Universitätsmedizin und dem Weender Krankenhaus werden Patienten aus der gesamten Region behandelt - mehr Impfstoff werde nicht geliefert. „Wir müssen verhindern, dass wir dort einen Ausbruch bekommen”, sagte sie. „Katastrophales Bild“ des Ministeriums: Thomas Harms (Grüne) sprach von einem „katastrophalen Bild des Sozialministeriums”. Denn nicht nur die frei vereinbarten Impftermine klappen nicht, auch in den Einrichtungen holpere es – weil die zweite Impfung nicht wie geplant in Altenzentren verabreicht werden könne. Die zweite Impfdosis, so Harms, kam beispielsweise nicht im Matthias-Claudius-Stift in Göttingen an. „Das frustriert die Mitarbeiter und die Bewohner”, sagte er. Von Britta Bielefeld