Landkreis Göttingen: Das fröhliche Gesicht des Winters

Der Winter nervt nicht nur, er hat auch schönen Seiten. Die haben die kleinen und großen Menschen im Landkreis Göttingen an den vergangenen Tagen aktiv ausgekostet: mit Schlitten und Skiern oder zu Fuß. Rund um den Kiessee waren – von den bitterkalten Morgenstunden abgesehen – zahlreiche Spaziergänger zu sehen, die die frische Luft, den blauen Himmel und die Sonnenstrahlen genossen. Leichtsinnige wagten sich auf das Eis, obwohl mehrfach davor gewarnt worden ist und die rote Fahne unübersehbar am Haus am See gehisst war. Und in der Tat: Das ging schief. Mindestens ein Mann brach in das Eis ein. Unglücksfälle sind aber nicht bekannt, nur nasse Hosen. Auf dem Weg an die Leine kommen Spaziergänger nicht selten durch die Klinkerfuesstraße. Was sie hier sahen und rochen, ließ viele erstaunt verweilen. Aus einem Iglu kam ein leckerer Duft nach Waffeln. Die Kinder Juli (9) und Lola (7) hatten die Idee, das Kreative mit dem Nützlichen zu verbinden. Sie boten aus einem selbst gebauten Iglu heraus frisch zubereitete Waffeln mit Puderzucker oder Apfelmus gegen eine Spende an. Die Geschwister kamen überein, das so eingenommene Geld Obdachlosen zu spenden. Gingen sie anfangs von 30 bis 40 Euro aus, hatte sich diese Summe bis Sonntagmittag auf 607,67 erhöht. Und da war noch längst nicht aller Teig ausgebacken. „Wir haben an die Menschen auf der Straße gedacht“: „Wir haben bei diesen kalten Temperaturen an die Menschen auf der Straße gedacht, die kein Zuhause haben“, sagte Juli zum neugierigen Mann vom Tageblatt. Die zehnjährige Olivia berichtete von einer TV-Sendung über Obdachlose, die sie sehr berührt habe. Im Laufe der Tage fanden sich auch noch andere Nachbarskinder ein, die zum einen das mit einem Radio ausgestattete Iglu toll fanden und zum anderen beim Verteilen der Waffeln halfen. Mütter brachten verschiedene Teigsorten, es duftete immer ein bisschen anders gut. Und viele Waffelgenießer spendeten großzügig. Die Idee fand Spaziergängerin Gisela Sweers so genial, dass die Diakonin im nächsten Gemeindebrief von St. Thomas (Leineberg) darüber berichten will. „Es war schon eine Herausforderung, die ganze Aktion Corona-kompatibel umzusetzen“, merkte Lea Dietrich an, sie ist die Mutter von Juli und Lola. Die Kinder indes denken schon darüber nach, welche Aktion für einen guten Zweck sie im Sommer angehen könnten. Die Winterspende jedenfalls soll die Straßensozialarbeit (Straso) Göttingen bekommen. Lesen Sie auch Wetterdienst warnt vor Eisregen in Göttingen am Montag Mit dem schönen Winterwetter ist aber schon wieder Schluss. Der Wetterdienst sagt steigende Temperaturen voraus. Von Ulrich Meinhard