Landkreis Göttingen: Endspurt bei den Schulsanierungen

Ab Donnerstag werden die zahlreichen Schulgebäude im Landkreis Göttingen wieder mit Leben gefüllt sein. Doch schon jetzt herrscht hektische Betriebsamkeit, denn die Bau- und Sanierungsarbeiten, die allerorten in der Ferienzeit geplant sind, liegen in den letzten Zügen – die meisten jedenfalls. Montagmorgen, der Countdown bis zum Start des neuen Schuljahres läuft. Armin Oberländer, der Leiter der Berufsbildenden Schulen Ritterplan (BBS III), ist bereits auf Betriebstemperatur. Zunächst begrüßt er seine mehr als 100 Kollegen zurück am Arbeitsplatz. In Zeiten von Corona kann er das nicht im großen Plenum absolvieren, sondern macht kleine Dienstbesprechungen in jeder Abteilung der großen Schule. Das Hygienekonzept greift bereits, obwohl die Schüler noch nicht im Haus sind. Ambitionierter Zeitplan: Doch das Virus ist nicht die einzige Herausforderung, mit der Oberländer und seine Kollegen momentan klar kommen müssen. Die BBS III ist noch fest in der Hand der Handwerker – Betonsanierer, Tischler und Fliesenleger sind fleißig bei der Arbeit. Hier wird unter anderem die Fassade eines kompletten Gebäudeteils erneuert, inklusive der Fenster. Hinzu kommen kleinere Arbeiten wie der Einbau von Brandschutztüren oder die Sanierung eines Bewegungsraums. Durch die Witterung in den Sommermonaten hängt der Zeitplan ein wenig. Der sei aber ohnehin „sehr ambitioniert“ gewesen, sagt Oberländer. Der Lärm verschiedener Gewerke macht eine normale Verständigung in den meisten Räumen unmöglich. „Bis Donnerstag sollen zumindest die geräuschintensiven Arbeiten erledigt sein“, so ist es dem Schulleiter versprochen worden. Aber auch dann bleiben noch einige baubedingte Einschränkungen. So sei es eigentlich eine der Coronaauflagen, möglichst die Fenster geöffnet zu halten. Das aber sei kaum möglich, wenn sich dadurch Staub und Geräusche in den Klassenzimmern verbreiten. Viel zu tun für Reinigungsteams: „Der feine Staub vom Betonschleifen ist ein Problem“, sagt Oberländer und streicht mit dem Finger prüfend über ein Treppengeländer. Die Reinigungsteams gäben sich die größte Mühe, kämen aber jetzt schon kaum hinterher. Und wenn dann noch die mehr als 1500 Schüler den Baustellendreck im ganzen Gebäude verteilen, werde es anspruchsvoll. Sein Rundgang führt ihn vorbei an mit Folie ausgekleideten Klassen- und frisch gestrichenen Sanitärräumen. Auf die Frage, wann der Trakt wieder nutzbar sein werde, sagt einer der Maler: „Morgen.“ Das stimmt den Schulleiter zuversichtlich. Seine nächste Station ist der Pausenraum. „Hier empfange ich normalerweise die Schüler zum neuen Schuljahr“, erzählt Oberländer. Das aber muss in diesem Jahr ausfallen, weniger wegen der Bauarbeiten, als wegen des Versammlungsverbots. Die Klassenlehrer übernehmen die Begrüßung im kleinen Rahmen. Eine Säge kreischt durch den großen Saal, Arbeiter scherzen. Der Countdown läuft. 600 000 Euro investiert: Der Landkreis hat in diesem Jahr rund 600 000 Euro in die Sanierung der BBS III investiert, heißt es aus der Kreisverwaltung. Seit mehreren Jahren wird kontinuierlich an der Substanz der Gebäude gearbeitet. Parallel sei die technische Modernisierung vorangetrieben worden – in fast allen Bereichen sorgen bereits Glasfaserkabel für optimale Netzwerkgeschwindigkeiten. Aktuell habe man Server angeschafft, berichtet ein zufriedener Schulleiter. Alles in allem funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Planung und Umsetzung liefen Hand in Hand. Dass es in diesem Jahr voraussichtlich zu ein paar Verzögerungen kommen könnte, und ein Teil der Bauarbeiten im laufenden Schulbetrieb stattfinden müssen, scheint Oberländer kaum aus der Ruhe zu bringen. „Wir haben momentan ganz andere Herausforderungen zu stemmen.“ Da fallen ein bisschen Staub, Hämmern und Sägen kaum ins Gewicht. Und im Gegensatz zu dem Mehraufwand, den das Corona-Virus für das Kollegium mit sich bringe, hätte die Baustelle einen entscheidenden Vorteil: „Das geht in ein paar Wochen vorbei.“ Heißer Job auf dem Flachdach: Endspurt heißt es auch für die Handwerker, die auf dem Dach der Sporthalle am Schulzentrum Auf der Klappe in Duderstadt im Auftrag des Landkreises aktiv sind. Die Männer des Dachdeckerbetriebs Eduard Koch hatten zumindest in der vergangenen Woche bei hochsommerlichen Temperaturen weit über 30 Grad einen besonders heißen Job. Sie verlegen Bitumenbahnen auf dem Boden des Sporthallendaches. Der schwarze Dach-Bodenbelag heizt sich in der prallen Sonne derart auf, dass die Hitze durch dünne Schuhsohlen spürbar ist. Schatten gibt es hier oben über dem Sanitär- und Umkleidebereich der Sporthalle nicht. Vorarbeiter Wilfried Schindler trägt daher einen Sonnenhut. Wolfgang Hellrung hat ein Käppi auf dem Kopf und seine Hände stecken in Handschuhen, allerdings nicht, weil ihm kalt wäre. Im Gegenteil. „Es ist schon heiß“, meint der Dachdecker, während er routiniert mit dem Gasbrenner hantiert. Dessen Flamme stellt eine weitere Wärmequelle dar. Ihm gegenüber ist Azubi Enrico Madeheim mit dem Zuschnitt von Bitumenbahnen beschäftigt, um die Anschlüsse an die Oberlichter auf dem Dach vorzubereiten. 27 Oberlichter sind es, die im Zuge der Flachdachsanierung erneuert werden. Einige der alten Kunststoffkuppeln seien über die Jahre spröde geworden und hätten Risse bekommen, erklärt Schindler. Die neuen Oberlichter seien aus Glas – bruchsicher und kratzfest. „Die Einfassungen der Oberlichter halten am meisten auf“, berichtet Geselle Henrik Moerke. Auch er hält einen Gasbrenner in der Hand und stöhnt unter der Hitze. „Das ist fast schon ein bisschen grenzwertig“, kommentiert er die Arbeit bei gut 37 Grad in der vergangenen Woche auf dem etwa 440 Quadratmeter großen Flachdach. Neue Fenster und Decken: Unterdessen sind die Sanierungsarbeiten im Schulgebäude des Eichsfeld-Gymnasiums Duderstadt (EGD) schon einige Tage vor Schulbeginn abgeschlossen. Schulleiter Thomas Nebenführ zeigt beim Rundgang in der vergangenen Woche, welche Arbeiten ausgeführt wurden. Im Mathematik- und im benachbarten Erdkunderaum auf der Südseite des Schulgebäudes sind große Fenster eingebaut worden, die mehr Licht in die Räume herein lassen. Sie erhalten noch Sonnenschutz, außerdem ist der alte Bodenbelag erneuert worden. Einige Klassenräume des EGD haben neue Akustikdecken erhalten, berichtet Nebenführ, was vor allem den hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern zugute komme. Für eine bessere Akustik sorgen auch die Vorhänge, die über das Duderstädter Raumausstatterunternehmen von Achim Werner gereinigt und wieder aufgehängt wurden. „Vorhänge erleben zurzeit eine Rennaissance“, erzählt er, im Privaten wie in öffentlichen Gebäuden wie dem EGD. Durch die Stoffe an den Fensterfronten ließen sich nicht nur die Räume abdunkeln, sie absorbierten auch Schall. Weiterhin sei während der Sommerferien in sieben Klassenräumen die Umrüstung auf LED-Beleuchtung fortgesetzt worden, zählt der Schulleiter weiter auf. Auch neue Whiteboards wurden installiert. Dazu seien die Computerräume und die Mediothek mit weiteren Geräten ausgestattet worden. Etwa 140 000 Euro in Sanierung investiert: Wenn ab Donnerstag die Schüler ans EGD zurückkehren, dann haben auch die Maler ihre restlichen Arbeiten erledigt und Wänden wie Decken in Klassenräumen einen neuen Anstrich verpasst. Die Sanierungsarbeiten am EGD und am Sporthallendach summieren sich auf rund 140 000 Euro. Nebenführ ergänzt, dass auch in der Pausenhalle noch etwas neu gestaltet und innenarchitektonisch verändert werde. Beispielsweise sollen Sitzmöglichkeiten geschaffen werden, so Nebenführ. Doch zum Schuljahresbeginn werden diese nur im Einbahnstraßen-Verkehr erreichbar sein. Die Vorbereitungen auf die Rückkehr der gesamten Schülerschaft bringt das mit sich. Lesen Sie auch Ferienzeit: Landkreis Göttingen nutzt Schulpause für Sanierungsarbeiten Sie erreichen die Autoren per E-Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Britta Eichner-Ramm und Markus Scharf