Landkreis Göttingen: Feinschliff am ersten einheitlichen Entwicklungsplan

Jede Planung kommt irgendwann in die Jahre. So ist es auch mit der Regionalen Planung. Der Begriff findet sich wieder im Regionalen Raumordungsprogramm (RROP). Klingt sperrig, ist aber eine durchaus spannende Angelegenheit. Denn das RROP legt fest, wo im Landkreis zum Beispiel Wohnungsbau möglich sein kann, wo sich Industrie und Handel ansiedeln können, wo Windräder stehen dürfen und wo demnach eben nicht. Auch Trassenplanungen für Stromleitungen finden sich im RROP wieder. Kurz gefasst geht es um die Frage, wie der Grundbedarf in der Fläche gedeckt werden kann, wie gleichwertige Lebensverhältnisse geschaffen und gesichert werden können, etwa bei der Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern oder der Gesundheitsversorgung. Es geht auch darum, ob sich Kitas und Grundschulen oder Haltestellen für den Öffentlichen Personennahverkehr für alle in erreichbarer Nähe befinden. Träger der Raumordnungsplanung ist der Landkreis. Nach der Fusion der Landkreise Göttingen und Osterode im November 2016 waren die jeweiligen RROPs schon nicht mehr taufrisch, hätten also sowieso überarbeitet werden müssen. Nun musste ein gemeinsames neues Raumordnungsprogramm erstellt werden. Das ist erstmals im November 2020 vorgestellt worden: vier Jahre nach der Fusion. Beschlossen ist es aber noch lange nicht. Jetzt erfolgt zuerst einmal eine öffentliche Vorstellung und Diskussion, verbunden mit einer öffentlichen Auslegung. Institutionen und Bürger haben bis 30. April die Möglichkeit, Hinweise zum Plan zu geben, entweder per Brief oder per Email. Erste öffentliche Vorstellung des RROP-Entwurfes: Eine erste öffentliche Vorstellung des RROP-Entwurfs hat der Landkreis Göttingen am 16. Februar angeboten. Aufgrund der Corona-Pandemie ist dieser Termin online ausgerichtet worden. Bis zu 106 Teilnehmer, unter ihnen einige Kreistagsmitglieder, zählten die Veranstalter. Im Fokus stand der Themenkomplex Siedlungsentwicklung und Mobilität. „Wir wollen Sie nicht zutexten, wir wollen mit Ihnen in die Diskussion kommen“, betonte Landkreis-Dezernentin Christel Wemheuer (Grüne). Das Stadtgebiet Göttingen findet sich nicht im RROP. Die Stadt ist für eine strukturelle Planung selbst zuständig. Deshalb erscheint Göttingen im RROP wie ein weißer Fleck. Sogenanntes Oberzentrum im Landkreis ist dennoch die Stadt Göttingen. Es gibt zudem drei Mittelzentren, das sind Duderstadt, Hann. Münden und Osterode und weiterhin 15 Grundzentren, wie etwa Friedland, Adelebsen oder Dransfeld. Eine Ausnahme bildet Herzberg. Die planerische Definition für die Stadt lautet: „Mittelzentrale Teilfunktion“ und zwar für den Bereich Gesundheit. Die RROP-Unterlagen sind nach Auskunft des Landkreises einzusehen auf der kreiseigenen Homepage, aber auch im Kreishaus. Beschlossen werden muss der RROP vom Kreistag. Die nächsten Online-Termine: Am Dienstag, 23. Februar, geht es um Klimaschutz, regenerative Energien, Windenergie, Umweltprüfung und Artenschutz und am Dienstag, 2. März, um Erholung und Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, Natur und Landschaft, Rohstoffabbau und Wassermanagement, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Eine Anmeldung ist unter dem Link padlet.com/LKGoettingen/RROP_2020 möglich. Die Info-Veranstaltung startete mit einem kurzen Erklärfilm. Der RROP habe das Ansinnen, einen Ausgleich der Interessen aller im Landkreis Göttingen zu schaffen, so dessen Kernbotschaft. Die Fachbereichsleiterin Bauen beim Landkreis, Andrea Brückner, erwähnte Ziele, wie: Sparsamer Umgang mit Grund und Boden und bedarfsgerechte Ausweisung von Baugebieten, denn Grund und Boden seien endlich und könnten nicht unkontrolliert versiegelt werden. Nachfrage nach Gütern im Landkreis höher als Angebot: Thomas Wegener vom Fachdienst Regionalplanung legte zum Thema Siedlungsentwicklung 15 Folien auf. Marc Peus vom CIMA Institut für Regionalwirtschaft in Hannover erläuterte das Einzelhandelskonzept. Die insgesamt 1144 im Landkreis ansässigen Betriebe der Branche erwirtschaften nach seinen Worten einen Jahresumsatz von 829 Millionen Euro. Bei Erstellung des Konzeptes hat sich gezeigt, dass die Nachfrage nach fast allen Gütern im Landkreis höher ist als das Angebot. Das gilt vor allem für den aperiodischen Bedarf, also etwa Möbel. Der periodische Bedarf, etwa Lebensmittel, kann zu 92 Prozent gedeckt werden. Jochen Bergmann vom Fachdienst Regionalplanung des Landkreises sprach zum Thema Mobilität. Er hielt fest, dass trotz aller verbalen Bekundungen zur Schiene die Straßen die Hauptlast des Verkehrs tragen. Eine Forderung im RROP ist die Verbesserung der Anbindung des Schienennetzes in den Westen Deutschlands und in den Thüringer Raum. „Die Umsetzung obliegt allerdings nicht dem Landkreis, sondern anderen Stellen“, hielt Bergmann fest. 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