Landkreis Göttingen: Keine kostenlosen Müllsäcke für volle Windeln

Kostenlose Müllsäcke für Familien mit kleinen Kindern sowie für Seniorenhaushalte mit Personen, die an Inkontinenz leiden: Das wollte die CDU-Fraktion im Kreistag Göttingen im Landkreis umgesetzt sehen. So sollte verhindert werden, dass sich die Restmülltonnen schnell mit Windeln füllen und dann noch anfallender Restmüll womöglich in den anderen Tonnen entsorgt wird. Ein dazu gestellter Antrag ist während der jüngsten Kreistagssitzung allerdings mehrheitlich abgelehnt worden. Werner Wille (CDU), der den Antrag einbrachte, räumte ein, dass mit der Realisierung des Vorschlags Kosten von etwa 250.000 Euro im Jahr entstünden und zwar als freiwillige Leistung des Landkreises. Die Kosten sollten nicht über eine angehobene Müllgebühr wieder hereingeholt werden. Das sei eine große Summer, aber: „Ich habe auf ein Zugehen der anderen Fraktionen gehofft, etwa mit dem Vorschlag, es zumindest zeitweise zu versuchen“, sagte Wille zu den vorab gelaufenen Ausschussberatungen. Thorsten Heinze (SPD) meinte, dass in den Ausschüssen sehr ausgiebig diskutiert worden sei. Es könne aber nicht Aufgabe der anderen Fraktionen sein, einen schlechten Antrag mit Änderungsanträgen besser zu machen. Schlecht zum Beispiel deshalb, weil die Müllsäcke mit den vollen Windeln 14 Tage irgendwo im Haus herumstehen würden. „Müllvermeidung wäre sinnvoll“: Befragt vom Tageblatt schätzt Gudrun Spinner vom Deutschen Kinderschutzbund in Göttingen ein, dass Windeln die Mülltonnen sehr schnell füllen können. Darüber nachzudenken, wie eine Unterstützung von Eltern aussehen könnte, sei deshalb sinnvoll. „Möglicherweise wäre es aber klug, das Thema auch aus der Sicht von Müllvermeidung anzupacken“, schlägt sie vor. Lesen Sie auch CDU will kostenlose Müllsäcke für Windeln Göttinger CDU scheitert mit Ideen zu Windel-Hilfe und Sperrmüll Damit dürfte Spinner den südniedersächsischen Stoffwindelberaterinnen aus dem Herzen sprechen. Die hatten sich im Vorfeld der Kreistagssitzung zu Wort gemeldet. „Wir denken, dass gerade der Umweltausschuss auch ein Interesse daran haben sollte, den Windelmüll einzudämmen“, erklärte Hanna Bludau. Heutzutage sei das prinzipiell leicht: „Mit modernen Stoffwindeln, die so vielfältig sind, dass für jedes Kind und jedes Elternbedürfnis die richtigen dabei sind.“ Zuschuss bei Stoffwindel-Anschaffung: Daher hätten sich die Stoffwindelberaterinnen postalisch an jedes einzelne Mitglied im Umweltausschuss und an den Landrat gewandt und vorgeschlagen, einen einmaligen Zuschuss zum Kauf von Stoffwindeln einzuführen. In anderen Regionen in Deutschland sei der Usus, so Bludau. Stoffwindeln seien die deutlich nachhaltigere Alternative. Da die Kosten für ihre Anschaffung am Anfang in einem Schwung anfallen, seien sie eine Herausforderung für viele Familien. Eine Unterstützung wäre hilfreich. Möglicherweise ist zum Thema Windeln noch nicht das letzte Wort im Kreistag gesprochen worden. Von Ulrich Meinhard