Landkreis Göttingen: Vorläufig keine Impfungen mit Astrazeneca-Wirkstoff

Zwischen Enttäuschung und Erleichterung schwankten am Montag viele Menschen im Landkreis Göttingen, als sie von der Entscheidung des Bundesministeriums erfuhren, Vakzine von Astrazeneca vorerst nicht mehr zu impfen. Mehrere europäische Länder hatten die Verwendung stoppen lassen, nachdem es Meldungen über Thrombose der Hirnvenen, bei denen ein zeitlicher Zusammenhang mit der Impfung nicht ausgeschlossen werden könne, gegeben hatte. Wann ist die Verwendung von Astrazeneca gestoppt worden? Montagnachmittag hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Empfehlung gegeben, die Verwendung von Astrazeneca zu stoppen. Wie viel Menschen sind im Landkreis Göttingen von dieser Regelung betroffen? Im Landkreis Göttingen sind 3000 Menschen betroffen. Welche Impfzentren sind davon betroffen? Neben den Terminen in den beiden stationären Impfzentren in Göttingen und Herzberg entfallen vorerst auch Termine mit mobilen Teams. Gibt es Ausnahmen? Ja, die gibt es, nämlich für Personen, die einen Termin über die Terminvergabe des Landes vereinbart haben. Die Termine finden wie geplant statt. Geimpft wird in diesen Fälle mit Impfstoffen von Biontech und Moderna. Welcher Personenkreis ist von diesem Impfstopp betroffen? Betroffen sind vor allem Personen unter 65 Jahren. Was hat die Verantwortlichen veranlasst, die Impfungen zu stoppen? Das Bekanntwerden von sieben Fällen, bei denen Hirnvenen-Thrombosen nach einer Astrazeneca-Impfung aufgetreten sind. Dabei handelt es sich um eine sehr selten auftretende Form von schwerwiegenden Thrombosen. Sie treten in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen auf. Lesen Sie auch: Duderstadt: Mehr als 750 Personen geimpft Lesen Sie auch: Impfung mit Astrazeneca gestoppt: Landkreis Göttingen muss 3000 Termine verschieben Wer ist betroffen? Betroffen sind sechs Frauen, die zum Teil jünger sind, und ein Mann. Drei Betroffene sind verstorben. Trotz der hohen Zahl an Impfungen (insgesamt 1,6 Millionen) sei das nach Aussagen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) überdurchschnittlich viel. Worauf sollte ich nach einer Impfung besonders achten? Halten vier bis 14 Tage nach einer Astrazeneca-Impfung Kopfschmerzen an und treten zudem punktförmige Hautblutungen auf, dann ist dringend ein Arzt zu kontaktieren. Ich habe eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten. Kann ich jetzt trotzdem mit einem anderen Impfstoff zum zweiten Mal geimpft werden? Darüber gibt es noch keine abschließende Aussage. Allerdings heißt es vonseiten des Bundesgesundheitsministeriums, dass bereits nach der ersten Impfung ein guter Schutz bestünde. Eine Gefahr ginge nicht davon aus, wenn man die zweite Impfung auslässt. Sollte der Impfstoff aber zugelassen bleiben, sollte man die zweite Impfung auf jeden Fall machen. Sie verstärke den Schutz um ein Vielfaches. Wenn ich bislang für den Astrazeneca-Impfstoff vorgesehen war: Kann ich mich jetzt mit einem anderen Impfstoff impfen lassen? „Wer bislang für den Astrazeneca-Impfstoff vorgesehen war und aufgrund des Stopps nun warten muss, kann sich beim Impfportal oder bei der Impfhotline des Landes melden und dort erfragen, ob individuell auch eine Impfung mit BiontechPfizer in Frage kommt und ob dafür ein Termin vereinbart werden kann“, sagt Dominik Kimyon, Sprecher der Göttinger Stadtverwaltung. Die Terminkoordination für die Impfung mit BiontechPfizer laufe über das Land, so Kimyon, „darauf hat die Stadt keinen Einfluss“. Hat Astrazeneca überhaupt noch eine Chance, weiter verimpft zu werden? Und wann wird darüber entschieden? Frühestens am Donnerstag, 18. März, ist mit einer Entscheidung zu rechnen. Dann werden sich Vertreter der Arzneimittelbehörden darüber austauschen, zu welchen Ergebnissen man gelangt ist. Derzeit werden von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA alle Daten zu Hirnvenen-Thrombosen aus den Ländern ausgewertet. Wie viele Impfdosen Astrazeneca sind in Niedersachsen bereits verimpft worden? 134.549 Dosen sind bereits verimpft worden, 295.200 Impfdosen wurden nach Niedersachsen Stand heute geliefert. Auch bei der Einnahme der Anti-Baby-Pille kann es zu Thrombosen kommen. Die wird aber weiter verordnet. Warum ist jetzt der Impfstoff Astrazeneca in den Fokus geraten? Es ist richtig, dass für Anti-Baby-Pillen Thrombosen, auch mit tödlichem Verlauf, als sehr seltene Nebenwirkung bekannt sind und in der Patienteninformation aufgeführt sind. Jede Frau, die eine Verordnung über eine Anti-Baby-Pille erhält, muss von der verordnenden Ärztin, dem verordnenden Arzt über das Risiko aufgeklärt werden. Für die Astrazeneca-Covid-19-Impfung ist die seltene Nebenwirkung einer Sinusvenenthrombose mit teils tödlichem Verlauf bisher nicht in der Patienteninformation aufgeführt, außerdem unterscheidet sich die staatlich empfohlene Impfung von Gesunden arzneimittelrechtlich von der Verordnung eines Arzneimittels. Von Vicki Schwarze