Landkreis Göttingen veröffentlicht Comic-Buch über Göttinger Migranten

Ein Comicbuch, das bei der Integration helfen soll. Diese Idee haben der Göttinger Kreisrat Marcel Riethig und Integrationsbeauftragter Isa Sandiraz am Freitag vorgestellt. Es soll mit einem Augenzwinkern die Göttinger anregen, Vorurteile zu hinterfragen und abzubauen. Denn: oft entstehen Vorurteile anderen Kulturen gegenüber aus Unwissen und Missverständnissen. Dagegen hilft am besten gegenseitiges Verstehen und Verständnis. Genau dort soll der Comic ansetzen. „Dieses Projekt hat lange gedauert und viel Energie gekostet, um es zu verwirklichen“, erzählt Riethig während der virtuell stattfindenden Vorstellung am Freitag. „ Es ist deshalb auch ein wichtiges Projekt für uns als Landkreis, weil es mal einen anderen Blick auf einen sonst eher verkrampftes Thema wirft und bei Fragen wie ‚Welche kulturellen Unterschiede gibt es eigentlich?‘, ‚Wie kann man die zu Sprache bringen?‘ ‚Wann tritt man andere Menschen damit auf die Füße?‘, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommt, sondern mit Humor ansetzt“, erklärt der Kreisrat weiter. Mit Humor gegen Vorurteile: „Humor ist eine sehr feinsinnige und auch tiefsinnige Art und Weise zu Verstehen. Und hier geht es darum, zu verstehen. Verstehen, dass wir in einer multikulturellen Gesellschaft leben, dass diese Vielfalt einen Wert hat, den wir schätzen müssen, und es letztlich nur um eines geht, nämlich Respekt vor dem anderen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion“, erklärt Riethig. Um die Alltagsprobleme von Geflüchteten, Eingewanderten oder Menschen anderer Hautfarbe besser begreiflich zu machen, wurden diese zu Interviews eingeladen, um von ihren Erlebnissen mit Vorurteilen, Rassismus und ihrem neuen Leben in Deutschland zu berichten, sowie um Geschichten aus Ihrer Heimat zu teilen. Sechs Charaktere berichten: Insgesamt nehmen den Leser sechs Charaktere an die Hand und begleiten ihn durch ihren Alltag in Deutschland als Migrant. Dabei kann es auch um ganz banale Probleme gehen, die auf kulturellen Unterschieden beruhen, wie Sandiraz erklärt: „Ein gutes Beispiel wäre das in die Augen gucken, wenn man eine Konversation hält. In Deutschland gilt es als unhöflich, wenn man seinem Gegenüber nicht in die Augen guckt, in anderen Kulturen gilt es aber als provokantes oder aggressives Verhalten, wenn man seinem Gegenüber lange in die Augen schaut.“ Die Charaktere sind alle fiktiv und wurden anhand der Geschichten, die Migranten berichteten, gebildet. Oftmals gingen als rassistisch empfundene Aussagen auf Missverständnisse zurück, wie der Migrationsbeauftragte bei der Vorstellung erklärt. Dabei berichtet er von einem persönlichen Erlebnis seiner Tochter: „ Meine Tochter wurde auf der Arbeit gefragt, wo sie herkommt“, berichtet Sandiraz. „Daraufhin fragte sie mich, wie sie damit umgehen solle“, erzählt er weiter. Sandiraz: „Das zeigt nur, wie subjektiv Rassismus wahrgenommen wird. Höchstwahrscheinlich stand hinter dieser Frage nicht einmal eine böse Absicht, sondern lediglich Interesse, da man beispielsweise vielleicht selbst vor einiger Zeit das Land besucht hat und sich etwa darüber austauschen möchte.“ Lesen Sie auch Sogenannte Flüchtlingskrise: Göttinger Migrationsforscher präsentieren Ergebnisse von "Respond" Uni Göttingen: Nachhaltigkeitskonferenz "United in Diversity" eröffnet Göttingen: Interviewprojekt zu Alltagsrassismus startet Seebrücke: Göttingen soll Beschluss zum Sicherem Hafen umsetzen 5000 Exemplare: Das Comicbuch „Du Nix Verstehen“ wurde von der Lotto–Sport–Stiftung gefördert. 5000 Exemplare ist die Auflage stark, sie soll vorerst in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen verteilt werden, aber jeder Interessent kann sich auch ein Exemplar bestellen. Von Max von Schwartz