Landwirte im Kreis Göttingen: Schnee hat Pflanzen geschützt

Bis zu minus 25 Grad mit fast einem halben Meter Schnee – und eine Woche später frühlingshafte Temperaturen. Der Wintereinbruch ist erst einmal beendet. Wie haben Ackerpflanzen und Böden die sprunghaften Wetterunterschiede im Februar überstanden? „Wir sind sehr froh über diese Witterungsverhältnisse”, sagt Markus Gerhardy, Vorsitzender des Landvolks im Landkreis Göttingen. „Trotz des strengen Frosts haben die Pflanzen wie Raps, Winterweizen und Wintergerste den Wintereinbruch gut überstanden”, sagt er. Denn die dicke Schneeschicht habe den Boden wie eine Decke geschützt. „Die Bodenoberfläche war deshalb nicht gefroren”, erklärt der Landwirt. Böden noch nicht mit Wasser gesättigt: Die kleinen Pflänzchen, die bereits vor dem Wintereinbruch gewachsen waren, hätten keinerlei Frostschäden erlitten. Ein weiterer Vorteil der dicken Schneedecke: „Die 30 bis 50 Zentimeter Schnee entsprechen einer Niederschlagsmenge von 50 Litern Regen pro Quadratmeter Fläche”, so Gerhardy. Und da der Schnee langsam abgeschmolzen ist und der frostfreie Boden das Wasser gut aufnehmen konnte, seien die oberen Schichten gut durchfeuchtet. Aber: „Der Boden hier bei uns in Südniedersachsen ist noch nicht wassergesättigt”, sagt der Fachmann. Die tieferen Bodenschichten seien noch immer zu trocken. Woran man das erkennt? „Wenn das Wasser in den Entwässerungsgräben ankommt, dann ist der Boden aufgefüllt.” Pflanzen schon im Frühlingsmodus: Um gut über das Jahr zu kommen, dafür brauche es also weiteren Regen und den bestenfalls „über einen längeren Zeitraum”, sagt Gerhardy. 250 Liter verteilt über drei Monate, „dann ist der Boden wieder aufgefüllt”, rechnet er vor. Bis zum Wintereinbruch vor zwei Wochen seien in diesem Jahr rund 120 Liter Regen gefallen. Einen „Puffervorrat” habe der Boden deshalb nicht. Der Gieboldehäuser Ackerbauer betrachtet eine Sache mit Sorge: „Die frühlingshaften Temperaturen haben Winterweizen, Raps und Gerste in den vergangenen Tagen bereits kräftig wachsen lassen”, sagt er. Sollte es noch einmal strengen Frost – ohne schützende Schneedecke – geben, dann seien diese zarten Pflänzchen in Gefahr. „Die Pflanzen schalten jetzt auf Wachstum um”, erklärt er. Dadurch sinke die Widerstandsfähigkeit gegen den Frost. „Ab minus zehn Grad wird es dann kritisch”, so Gerhardy. Das Wetter im Januar und Februar hat auch dem Wald in Niedersachsens Waldgebiete nicht geschadet. Das teilt der Landesverband des Landvolks mit. . So können die Wasserspeicher aufgefüllt werden, denn sowohl der Dezember und vor allem der November waren viel zu trocken“, freut sich Bernd von Garmissen von den Forstbetriebsgemeinschaften Solling und Südhannover. Der Wald habe mit dem Winterwetter wenig Probleme gehabt, es seien wegen der leichten Flocken in Südniedersachsen keine gravierenden Schneebruchschäden bekannt. Mehr noch: Schnee und Kälte hätten dafür gesorgt, dass Schädlinge, wie der Borkenkäfer, angegriffen werden. „Mit trockener Kälte kommt der Käfer gut zurecht. Aber wechselnde Witterungsverhältnisse lassen uns Waldbesitzer hoffen, im Frühjahr weniger Käfer zu haben. Sicher ist das aber nicht – wir sind oft überrascht, was der Käfer aushält und wie geschickt er überwintert. Erst im Frühjahr werden wir schlauer sein“, so von Garmissen. Nicht nur die Pflanzen, auch die Tiere seien gut durch den Winter gekommen. Sowohl bei Mäusen als auch Insekten sei „alles normal”. Mit zunehmenden Temperaturen machen sich nun auch die ersten Rapsschädlinge auf den Weg. „Wir beginnen jetzt bereits damit, unsere gelben Fangschalen aufzustellen”, so der Gieboldehäuser. Die locken wegen der gelben Farbe die Rapsstängelkäfer an, die dann in die Schale fallen. Der Landwirt kann sich anhand der Menge an Käfern in der Fangschale ein Bild davon machen, wie groß die Gefahr für seinen Acker ist, und einen entsprechenden Spritzmitteleinsatz planen. Lesen Sie auch Göttinger Landwirte: Insektenschutzgesetz ist in dieser Form nicht hinnehmbar Zu viel Nitrat: Göttinger Landwirte prangern Wahl der Messstelle Lenglern an „,Der Bauer im Märzen’ – dieser Spruch gilt kaum noch, der Zeitraum hat sich nach vorne verschoben”, so der Landvolk-Chef. Denn wenn die Äcker demnächst an der Oberfläche getrocknet sind, dann wollen die Landwirte im Kreis Göttingen hinausfahren und ihre Felder düngen. Die neue Düngeverordnung stößt allerdings bei Gerhardy auf Kritik. Dass die Landwirte bei Frost nicht mehr düngen dürfen, hält er für schwierig, weil die Trecker auf weichem Boden viel tiefer in den Boden sacken. Dennoch blickt er hoffnungsvoll auf die beginnende Saison. „Alles gut“, so Gerhardy. Und wenn es mild bleibe, könnten die Bauern im März mit der Aussaat von Rüben und Getreide beginnen. „Endlich wieder Ackerbau”, sagt er. Von Britta Bielefeld