Leineradweg in Göttingen bleibt nach Bombensprengung gesperrt

Wenn eine Bombe explodiert, wirkt das nach – diese Erfahrung machen in Göttingens Weststadt seit der Bombenräumung am letzten Januarwochenende sogar gänzlich unbeteiligte Radfahrer und Spaziergänger. Am Rad- und Fußweg am westlichen Ufer der Leine versperren Bauzäune, Container und schweres Baustellengerät den Weg zwischen Godehardstraße und Hagenweg. Denn: Direkt unter dem Weg detonierte in der Nacht auf Sonntag, 31. Januar, kontrolliert ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Und bevor hier wieder alles normal wird, werden nach Einschätzung der Stadtverwaltung noch einige Wochen vergehen. Es ist nicht einfach der Asphalt des Leineradwegs, der von der Detonation in Mitleidenschaft gezogen wurde. Unter dem Weg lag bis zum Wochenende ein Schmutzwasserkanal der Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB). Durch die Explosion sei dieser Kanal völlig zerstört worden, heißt es auf Tageblatt-Nachfrage aus der Stadtverwaltung – und er sei eigentlich für die Ableitung der Abwässer „aus einem großen Teil von Göttingen zur Abwasserreinigungsanlage“ Im Rinschenrott zuständig. Kanal- und Radwegreparatur in Göttingen: Unwägbarkeiten machen Planung schwierig: Aktuell steht damit die Reparatur der Wasserleitung ganz oben auf der Prioritätenliste der Verwaltung. Die Arbeiten werden demnach von den GEB beauftragt und koordiniert. Für die Kanalreparatur auf einer Länge von etwa 25 Metern, sagt Stadtverwaltungssprecher Dominik Kimyon, sei es entscheidend, wie schnell der Abtransport des durch die Explosion gelockerten Bodens erfolgen könne. Auch spiele die Geschwindigkeit, in der das Grundwasser, welches für die Bombenräumung extra abgepumpt wurde, wieder steigt und wie groß also der Aufwand sei, den Pegel für die Dauer der Arbeiten niedrig zu halten. Für die anschließende Wiederherstellung des Radwegs selbst zeichnet dann die Stadt verantwortlich. Lesen Sie auch Auf die Bombensprengung folgt das große Aufräumen Bombensprengung in Göttingen: Darum können Anwohner noch nicht zurück Dabei müssen verschiedene Faktoren vage gehalten werden. Durch die möglichen Probleme lasse sich kein exakter Zeitplan für die Reparaturarbeiten nennen, so Kimyon weiter. Insgesamt seien vier Wochen für die Beseitigung der Schäden veranschlagt – dann wäre der Leineradweg Ende Februar wieder normal befahrbar. Auch die Kosten lassen sich demnach noch nicht genau beziffern. Währenddessen wirken sich die Bauarbeiten auch ganz konkret auf den Verkehr auf der Godehardstraße aus: Eine von zwei Fahrspuren Richtung Westen ist wie schon für die Bombenräumung gesperrt, Lastwagen rangieren hier hin und her, um auf die Baustelle zu gelangen und sie etwa mit Erdreich beladen wieder zu verlassen. Radfahrer auf dem Radweg entlang der Godehardstraße müssen bisweilen auf die Straße ausweichen, wenn sie nicht vorher die Straßenseite gewechselt haben. Leineradweg in Göttingen: Umleitungen sind ausgeschildert: Für den gesperrten Leineradweg selbst nennt die Stadtverwaltung zwei empfohlene Umleitungen: Westlich über die Pfalz-Grona-Breite oder vorbei an der Sparkassen-Arena am Ostufer der Leine entlang. Beide Umleitungen bedeuten einen Umweg von etwa 500 Metern. Die Vorstellung, dass jahrzehntelang hunderte Menschen am Tag direkt über eine Weltkriegsbombe gelaufen und gefahren sind, findet indes mancher beängstigend. „Wenn man bedenkt, was für ein Glück es ist, dass das Ding nicht irgendwann von selber hochgegangen ist“, kommentierte unter der Nachricht, dass der Weg an der Leine gesperrt bleibt, am Dienstag Facebook-Nutzer Anouk Duddey. Zumindest diese Gefahr ist jetzt abgewendet – der Zustand des Weges lässt erahnen, warum das besser so ist. Von Tammo Kohlwes