Leseclub an der Neuen IGS Weende steht auf der Kippe

Der Leseclub an der Neuen IGS Weende steht auf der Kippe. Zwei der Freiwilligen, die die Arbeitsgemeinschaft (AG) bisher angeboten haben, hören zum Februar auf. Wenn sich niemand findet, der die AG übernimmt, ist unklar, ob das Angebot weiter bestehen kann. „Es wäre gut, wenn wir jemanden haben, der das längerfristig anbietet“, sagt Luisa Schinkel. Die Lehrerin ist an der IGS für den Ganztagsbereich verantwortlich. Eine pädagogische Qualifikation sei für die Tätigkeit nicht erforderlich. Wichtig sei ein Interesse an Büchern und Spaß an der Arbeit mit Kindern. Schinkel könnte sich abgesehen von Studenten, die im Zuge ihres Lehramtsstudiums ohnehin in einigen Bereichen mit der Schule zusammenarbeiteten, für die Aufgabe auch gut Rentner oder Eltern vorstellen. Zielgruppe des Leseclubs sind die fünften und sechsten Klassen. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Lesen. Sie zahlt den AG-Leitern eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung und bietet Fortbildungen an. Bei der Gestaltung des 90-minütigen Leseclubs sind die AG-Leiter frei, Vorgaben gibt es keine. „Es geht vor allem darum, dass die Kinder sich mit dem Medium Buch auseinandersetzen“, sagt Schinkel. Das könne beispielsweise über Buchvorstellungen, das Schreiben eigener Geschichten oder Vorlesen geschehen. Bislang wird der Leseclub zweimal in der Woche angeboten, jeweils montags und freitags von 13.50 bis 15.20 Uhr. Ideen für weitere AGs: Arbeitsgemeinschaften werden an der Neuen IGS insgesamt an vier Tagen in der Woche vorgehalten, unter anderem in den Bereichen Sport, Kreatives, Musik und Theater. Alle Schüler nehmen verpflichtend daran teil. Viele werden von Lehramtsstudenten, ein paar von Eltern organisiert. Aber auch hier würde die Schule gerne noch mehr anbieten. Denkbar wäre gemeinsames Kochen oder, falls sich beispielsweise ein Schreiner oder Tischler fände, Möbelbauen im Werkraum. „Wir haben viele Ideen, kommen aber schlecht an Leute ran“, sagt Schinkel. Dass die AGs nicht von Lehrern, sondern von Außenstehenden gestaltet werden, sei eine bewusste Entscheidung. Hier könnten die Kinder von Menschen lernen, die sie nicht mit Unterricht oder Noten verbänden. Für die Schüler, aber auch die Externen seien das „wertvolle Begegnungen“, sagt Schinkel. Mit einigen Göttinger Vereinen gebe es bereits Kooperationen, das sei aber noch ausbaufähig. „Leidenschaften und Interesse können ganz anders geweckt werden, wenn sie die Dinge von Menschen lernen können, die etwas mit viel Herzblut und Expertise machen.“ Lesen ohne Zeitdruck: Seit Oktober leiten die Lehramtsstudentinnen Stephanie Lenck und Anna Hallier den Montags-Leseclub, hören aber zum Februar auf. Im Studium gebe es nicht so viel Praxis, da sei die AG eine schöne Möglichkeit, mit Schülern etwas Eigenes zu machen, sagt Hallier. Lenck schätzt an dem Angebot, dass die Kinder viel individuelle Lesezeit haben – ohne den Zeitdruck, der im Unterricht oft herrsche. Das gefällt auch Thalea. „Hier hat man mal die Chance, im Unterricht dürfen wir nicht so viel lesen“, sagt die Zehnjährige. Am meisten Spaß habe ihr bisher die Buchvorstellung gemacht, die sie mit Fiona zusammen gehalten hat. Weil es ihr so gut gefallen habe, hat die zwölfjährige Diana die AG bereits zum zweiten Mal gewählt. „Man kann neue Bücher kennenlernen, eigene Geschichten schreiben und seiner Fantasie freien Lauf lassen“, sagt sie. So wie Joshua, der gerade an einer Geschichte über einen Jungen und dessen Schulalltag schreibt. Eine Buchempfehlung „für diejenigen Eltern, die wollen, dass ihre Kinder richtige Bücher lesen und keine Comics“ hat er auch noch parat: Und zwar das Comicbuch (dabei betont er das Wort „Buch“) „Pudding in Not“. Unkomplizierte Leseförderung: Für Schulleiter Lars Humrich ist die AG eine „unkomplizierte und entspannende Leseförderung“, bei der die Kinder entscheiden könnten, worauf sie Lust hätten. Er habe den Eindruck, dass man ganz deutlich merken könne, ob einem Kind zu Hause vorgelesen wird oder nicht. „Ich glaube, dass das immer weniger wird“, sagt Humrich. Bemerkbar mache sich das zum einen beim Wortschatz, zum anderen beim Welt- und Kulturwissen der Schüler. Viele würden Klassiker wie Astrid Lindgren, Ottfried Preußler oder Erich Kästner, die über Generationen die Bücherregale von Kindern bevölkert haben, nicht mehr kennen. Sich mit einem Buch hinzusetzen und es als Teil der Freizeitbeschäftigung zu sehen, sei einigen Kindern fremd, ergänzt Schinkel. Doch: „Wenn man etwas vorliest, sind sie doch sehr gebannt und wollen nicht, dass man aufhört“, sagt Humrich. Wer Interesse hat, sich beim Leseclub zu engagieren, kann sich per E-Mail an ag.nigs@neue-igs.org beim Ganztagsteam der Schule melden. Die Neue IGS Weende ist die Jüngste der drei Gesamtschulen in der Stadt Göttingen. Sie wurde 2015 gegründet und die ersten 112 Fünftklässler im September eingeschult. Dafür wurden Räume bezogen, in denen bisher die Voigt-Realschule angesiedelt war. Parallel zum Aufbau der IGS läuft diese aus und wird dann geschlossen. Bisher ist die Integrative Gesamtschule bis Klasse zehn genehmigt, soll perspektivisch allerdings eine eigene Oberstufe erhalten. Geplant ist – sofern das Land Niedersachsen zustimmt – eine vierzügige Oberstufe. Die ersten Sek-II-Schüler sollen bereits 2021 gleich nebenan im Gebäude der ehemaligen Hans-Christian-Andersen-Schule unterrichtet werden. Und schon im kommenden Schuljahr sollen die ersten zehnten Klassen dort einziehen. Fehlende Fächer sollen die Schüler über die sogenannte Stadtleiste an anderen Schulen belegen können. Lesen Sie auch: Thomas Oppermann besucht Leseclub in der Neuen IGS Von Nora Garben

Freiwillige gesucht - Leseclub an der Neuen IGS Weende steht auf der Kippe