Am Mittwoch kommt es erneut zu einem sogenannten harten Lockdown: Wie im Frühjahr werden die Schulen geschlossen. Es gab teilweise viel Kritik am Kurs der Landesregierung, die Schulen offen zu halten – der Landesschülerrat wirft der Landesregierung in diesem Zusammenhang vor, die verabredeten Maßnahmen der niedersächsischen Bildungspolitik für Corona über den Haufen geworfen zu haben. Florian Reetz, Vorsitzender des Landesschülerrats, sagt dazu: „Die Inkonsequenz der Landesregierung und des Kultusministeriums gefährdet nicht nur das Weihnachtsfest, sondern auch den Grundsatz guter Bildung: Stabilität und Planbarkeit.“
Reetz kritisiert, dass schon vor Wochen das „Szenario B“ ins Spiel gebracht worden sei, also die Regelung, dass Unterricht in geteilten Klassen in Präsenz durchgeführt wird: „Trotz der schwierigen Infektionslage wäre eine weitsichtige Planung möglich gewesen. Seit langem sind die Stimmen der Wissenschaft und vor allem des RKI und der Leopoldina hier deutlich: Es hätte schon vor Wochen flächendeckend das Szenario B verhängt werden müssen.“
Elternvertreter kritisieren spätes Einlenken
Ähnlich wie der Landesschülerrat sieht es auch Cindy-Patricia Heine, Vorsitzende des Landeselternrats: „Es gibt zwei Blickwinkel in dieser Angelegenheit: Einerseits, dass wir schon seit längerem darauf hingewiesen haben, dass man darüber nachdenken sollte, die Präsenzpflicht aufzuheben. Das war aber nicht wirklich gewünscht. Zum anderen erscheint es wie ein Eingeständnis, dass der Infektionsschutz an den Schulen nicht ausreichend war.“
Die Elternvertretern hätten sich laut Heine durchaus gewünscht, dass die Regierung früher reagiert: „Wir haben schon mitunter seit Wochen und Monaten darauf hingewiesen, dass wir an den Schulen zu geringe Schutzmaßnahmen haben. Deshalb sind unserer Meinung nach die hohen Infektionszahlen auf die Schulen zurückzuführen.“
In Schule nicht mehr sicher gefühlt
Wie belastend die Situation für die Schülerschaft war, berichtet Tim Wiedenmeier, stellvertretender Vorsitzender des Stadtschülerrates Göttingen und Schülersprecher des Otto-Hahn-Gymnasiums Göttingen: „Die Schülerschaft hat sich schon lange nicht mehr sicher in der Schule gefühlt. Das Gefühl von Sicherheit gab es in der Corona-Pandemie einfach nicht mehr, man lebte immer mit der Angst, sich zu infizieren oder infolgedessen andere zu infizieren.“
Grund dafür ist laut dem Schülersprecher, dass Schulen schlichtweg nicht auf Pandemien ausgelegt sind und dass deshalb durch beispielsweise bauliche Einschränkungen das Abstandhalten gar nicht möglich gewesen ist. „Ich glaube tatsächlich auch, dass diese Angst dazu führt, dass die Bildung und Leistung bei vielen Schülern enorm absinkt, weil die erste Lockdownzeit auch viele Bildungslücken hinterlassen hat“, so Wiedenmeier weiter.
Er als Schülersprecher könne „auf jeden Fall sagen, dass wir die Maßnahmen der Bundesregierung voll unterstützen. In der Sache kamen meiner Meinung nach diese Maßnahmen aber viel zu spät, da die Kontaktbeschränkungen ja schon länger gelten, aber in der Schule dann regelmäßig rund 30 Haushalte zusammenkommen“, so Wiedenmeier. „Deshalb haben wir ja auch schon so lange auf eine rechtzeitige Schulschließung hingewiesen.“
Von Max von Schwarz