Marlies Dornieden: „Impfen in Göttingen scheitert an Lieferungen“, keine Termine möglich

Der Landkreis Göttingen hat sich rund um das Thema Impfen sehr gut aufgestellt – allein die geringen Liefermengen und die Unregelmäßigkeit der Lieferungen behinderten ein zügigeres Impfen der Bevölkerung. Das war die Botschaft von Marlies Dornieden in der Finanzausschusssitzung des Kreises . Dornieden ist Kreisrätin, leitet das Dezernat für Finanzen, Öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie für Innere Dienste. Außerdem ist sie die CDU-Kandidatin für die Nachfolge von Landrat Bernhard Reuter, der bei der Landratswahl in diesem Jahr nicht mehr für die SPD kandidieren wird. Dorniedens Sachstandsbericht über die Corona-Impfungen nahm den wesentlichen Teil der gut zweistündigen Sitzung ein. Dornieden führte aus, dass die beiden Impfzentren des Landkreises in Göttingen und in Herzberg am Harz gut organisiert seien und dass man durch einen Kniff eine deutlich höhere Zahl von Impfungen pro Impfteam und Tag schaffen könne als vom Land geplant: Dadurch, dass im Kreis Göttingen ein Impfteam aus einem Arzt, zwei Helfern (und nicht nur einem) sowie einer Verwaltungskraft bestehe, könne ein Team rund 165 Impfungen pro Tag durchführen und nicht nur 120, wie vom Land vorgesehen. Impf-Stau trotz hoher Leistungsfähigkeit: Trotz dieser Leistungsfähigkeit gebe es einen gewissen Impf-Stau, also eine Warteliste von mehreren Tausend Menschen, die eigentlich priorisiert geimpft werden sollten. Das liege an der Schwierigkeit genug Impfdosen zu erhalten, so Dornieden. So haben zwar beide Impfzentren des Kreises ab 5. Januar jeweils 1170 Impfdosen innerhalb von vier Tagen verimpfen können, in Herzberg sei die nächste Lieferung aber erst am 19. und Göttingen sogar erst am 21. Januar angekommen. „Der Impfstoff kommt nur tröpfchenweise“, schilderte Dornieden das Problem. Der Kreis habe reagiert und beim Land einen besonders hohen Bedarf deutlich machen können. Dieser, führte Dornieden aus, resultiere aus der hohen Zahl Menschen, die Alten- und Pflegeheime bewohnten. In 57 Einrichtungen dieser Art lebten im Kreisgebiet knapp 4000 Menschen. Außerdem sollen rund 2000 Beschäftigte in diesen Einrichtungen ebenfalls priorisiert geimpft werden. Dornieden: „Das ist eine Hausnummer.“ Aufgrund der besonderen Dringlichkeit sei es der Kreisverwaltung gelungen, eine Impfstofflieferung aus einem Kreis mit weniger alten Menschen nach Göttingen umzuleiten. Diese Sonderlieferung werde am 2. Februar erwartet und soll ab dem 3. Februar verimpft werden. Ansonsten könne der Landkreis Stand jetzt lediglich alle 17 Tage mit 1170 Dosen pro Impfzenrum rechnen. Dornieden beschreibt langfristiges Impf-Ziel: Für eine möglichst gute Versorgung der Bevölkerung plane der Kreis aktuell ein Pilotprojekt für die Gemeinde Staufenberg, die von den Impfzentren im Kreis Göttingen weit entfernt liegt. Dort sollen zunächst 300 Personen über 80 Jahre von mobilen Teams geimpft werden und das Projektes erfolgsabhängig fortgeführt werden. Beim vom Land Niedersachsen geplanten Start der Vergabe von Impfterminen für nicht priorisierte Gruppen kommt es unter anderem im Raum Göttingen zu erheblichen Schwierigkeiten. Der Kreis Göttingen berichtet von einem Telefon-Chaos mit frustrierten Anrufern und teilt mit, aufgrund der Lieferengpässe und entgegen der Ankündigung des Landes Niedersachsen voraussichtlich erst Mitte Februar nicht-priorisierte Menschen impfen zu können. Über den genauen Termin werde „auf allen Kanälen“ informiert. Bis dahin werden die priorisierten Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen des Landkreises fortgesetzt. Auch der Landkreis Northeim berichtet in einer Pressemitteilung von erheblichen Problemen rund um den eigentlich vorgesehenen Impf- und Vergabe-Start. Unter andere habe die Überlastung der Hotline zu der falschen Ansage geführt, dass die Nummer nicht vergeben sei. Entgegen dieser Ansage gelte aktuell: Wer 80 Jahre und älter ist, kann sich aber über die Nummer 0800 9988665 auf die Impf-Warteliste setzen lassen. Anmeldungen sind außerdem auch online auf hhtps://www.impfportal-niedersachsen.de möglich. Impfungen ohne Anmeldungen sind nicht möglich. Die Impfungen im Impfzentrum Northeim beginnen voraussichtlich am 8. Februar. Von den Politikern im Finanzausschuss wurde Dornieden für die Qualität ihrer Ausführungen gelobt. Verschiedene Ausschussmitglieder brachten dennoch den Wunsch nach einer Verbesserung der Impf-Infrastruktur zum Ausdruck. „Zwei Impfzentren sind zu wenig, auch Ärzte müssten impfen können“, sagte beispielsweise Ingrid Rüngeling, Kreistagsabgeordnete der Freien Wähler. Auch der Wunsch, die Impfungen auf die Arztpraxen auszurollen, wurde genannt. Dornieden bezeichnete das als langfristiges Ziel: „Das ist die Perspektive, da müssen wir hinkommen. Die Corona-Impfung soll dann ähnlich regelmäßig aufgefrischt werden können, wie eine Grippe-Impfung.“ Angesichts von Produktionsengpässen und schwierigen Lagerbedingungen sei das aktuell noch nicht, aber ungefähr ab Ende des Jahres realistisch, so Dornieden abschließend. Von Steffen Kahl