Mehr Müll im Landkreis Göttingen durch Corona-Maßnahmen

Jeder benutzt sie seit Monaten mehrmals täglich und wirft sie nach kurzer Nutzungsdauer weg: Die Rede ist von Corona-Schutzausrüstung wie Masken und Handschuhen. Sie wurden weltweit in riesigen Stückzahlen produziert und landen jetzt massenhaft im Müll. Nicht zuletzt, weil die Hersteller sie als Einwegprodukte deklarieren.Wir haben nachgefragt, welche Auswirkung das auf die Abfallwirtschaft vor Ort hat. „Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens – so auch auf die Abfallwirtschaft“, heißt es auf der Internetseite des Landkreises Göttingen. Um weiterhin hygienische Lebensbedingungen zu gewährleisten, seien die Aufrechterhaltung der Abfallsammlung und der Betrieb von Abfallentsorgungsanlagen von größter Wichtigkeit und haben Priorität. 30 Tonnen aus Heimen und Krankenhäusern: Der Abfallzweckverband Südniedersachsen schätzt, dass die Menge unmittelbar coronabedingten Abfalls, wie Schutzausstattung aus Test- und Impfzentren, Heimen oder Krankenhäusern, auf rund 30 Tonnen zu beziffern ist, teilt Landkreissprecher Ulrich Lottmann mit. Diese Zahl beziehe sich auf das Gebiet der Landkreise Göttingen und Northeim sowie die Stadt Göttingen. Und sie umfasst noch nicht die privat entsorgten Masken. Die nämlich landen regulär im Hausmüll. Für viele Menschen ist der genaue Umgang mit gebrauchter Schutzausrüstung aber noch immer unklar. Klar ist, sowohl Handschuhe als auch Mund-Nasen-Bedeckungen sollten nicht mehrfach verwendet werden. Die Frage ist: Wohin damit? Einmalhandschuhe sind aus Kunststoff. Also in den gelben Sack damit? Einmal-Masken fühlen sich hingegen papierähnlich an. Sind sie also im Papiermüll zu entsorgen? Ab in den Restabfall: „Masken und Einweghandschuhe sind ein Fall für den Restabfallbehälter“, erklärt Maja Heindorf, Sprecherin der Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB). Wenn davon ausgegangen werden kann, dass es sich um infizierte Abfälle handelt, muss beides zuvor zusätzlich verpackt werden. In einer offiziellen Mitteilung des Landkreises hieß es dazu bereits vor einem Jahr: „Zum Schutz der Familie, von Mitbewohnern und den Mitarbeitern der Entsorgungsfirmen dürfen solche Restabfälle nur in fest verschnürten Abfallsäcken in den Restabfallbehälter gegeben werden.“ Lesen Sie auch Göttinger Entsorgungsbetriebe: Masken gehören nicht in Altkleidercontainer Corona und das große Ausmisten: Was passiert mit den Altkleidern bei den GEB Corona in Göttingen und Südniedersachsen: Der Überblick für Donnerstag, 18. Februar Viele Menschen seien arglos im Umgang mit dem Corona-Müll. So landeten im vergangenen Frühjahr beispielsweise immer wieder auch gebrauchte Mund-Nasen-Schutzmasken und Einweghandschuhe im Altkleidercontainer. Und das in einem Ausmaß, dass sich die GEB mit einem entsprechenden Appell an die Öffentlichkeit wandten. Masken auf der Straße: Auch würden immer wieder Masken einfach fallengelassen. Die Verunreinigung im Straßenbild sei auffällig, stellt Heindorf fest. Seit Mitte Januar die medizinischen Einwegmasken per Verordnung vorgeschrieben wurden, landeten diese noch häufiger auch auf Gehwegen oder der Straße. „Warum bücken sich die Menschen nicht, um die heruntergefallene Maske aufzuheben und sie dann im nächsten Abfallkorb zu versenken“, fragt sich die GEB-Sprecherin. Abfallvermeidung und die richtige Abfalltrennung sind während der Corona-Pandemie wichtiger denn je, heißt es in einem Appell des niedersächsischen Umweltministerium. Ausnahmen gelten allerdings für Haushalte, in denen infizierte Personen in häuslicher Quarantäne leben. Zwar seien keine Fälle bekannt, bei denen sich Personen durch Berührung von kontaminierten Oberflächen angesteckt hätten, dennoch sei dieser Übertragungsweg nicht auszuschließen. Zum Schutz aller Beteiligten empfiehlt das Ministerium daher folgende Vorsichtsmaßnahmen für betroffene Haushalte: Neben Restmüll werden in der Quarantänephase auch Verpackungsabfälle, Altpapier und Biomüll über die Restmülltonne entsorgt. Sämtliche dieser Abfälle werden in stabile, möglichst reißfeste Abfallsäcke gegeben. Einzelgegenstände wie Taschentücher werden nicht lose in Abfalltonnen geworfen. Glasabfälle und Pfandverpackungen sowie Elektro- und Elektronikabfälle, Batterien und Schadstoffe werden nach Aufhebung der Quarantäne wie gewohnt getrennt entsorgt. In der anfallenden Gesamt-Abfallmenge von Stadt und Landkreis spiele der Masken-Müll aber tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle, erklärt Heindorf auf Nachfrage. Dass diese in den vergangenen Monaten dennoch gestiegen sei, habe direkt mit dem Coronavirus zu tun. Die Abfallwirtschaft Göttingen registrierte im Corona-Jahr für den Bereich des Altkreises Göttingen einen Anstieg von 422 Tonnen Müll. Lottmann dazu: „Das ist nach Einschätzung der Kollegen nicht wesentlich auf die Entsorgung gebrauchter Masken und ähnlichem zurückzuführen.“ Der Grund liege eher darin, dass die Menschen aufgrund der Kontaktbeschränkungen und Infektionsschutzmaßnahmen mehr Zeit zu Hause verbringen und dadurch auch mehr Abfall anfällt. Von Markus Scharf