"Mein Landleben": Eisheilige Schädlingsbekämpfung

Kalt sind sie ja. Und zuverlässig! Ich meine diese Eisheiligen, die uns gerade runtergekühlt haben. Normalerweise sehen die Kalte Sophie und ihre vier männlichen Gefährten das mit der Pünktlichkeit nicht so eng. Hauptsache es ist Mai. Daran halten sie sich immer. Aber dieses Jahr – Hut ab – war terminlich auf sie Verlass. Grundsätzlich habe ich nichts übrig für die Kälte verbreitenden Heiligen. Was soll das? War doch alles schon so schön. Mit Fliederduft und Nachtigall-Gesang, mit Erdbeertorte und Buch auf der Liege. Da hat man nichts übrig für Rückschritte. Doch dieses Mal habe ich das Auftauchen der frostigen Typen ausnahmsweise begrüßt. Ich hatte nämlich ein Problem. Und das sollten die Eisheiligen mit Kälte wegmachen. Zecken! Zecken auf Hund und Mensch: Hunde- und Katzenbesitzern wird es vielleicht aufgefallen sein. Es gibt viele. Mit dem ersten Sonnenstrahl und dem Erblühen der Maiglöckchen sind sie plötzlich über meinen Rüden hergefallen. Noch schlimmer: auch über mich. Nach einem Gang zum Komposthaufen saßen mehrere widerwärtige Exemplare an meinem Hosenbein. Wirklich nur am Hosenbein? Noch vor der Tür habe ich mir sämtliche Klamotten vom Leib gerissen und das womöglich noch vorhandene Ungeziefer im Kochwaschgang eliminiert. Seitdem trage ich draußen konsequent Gummistiefel. Außerdem habe ich einen Weg zum Kompost freigemäht, damit ich zumindest bei diesem Gang meine Ruhe habe. Jedenfalls hatte ich gehofft, dass Pankratius, Bonifatius und ihre Kumpels diese Schmarotzer auf Eis legen würden. Für immer. Den Bestand ausrotten. Aber die Zecken haben den schwächlichen Hauch von Kälte, den Pankratius von sich gegeben hat, überlebt. Wird eben auch alt, der kalte Mann. So ist das eben, wenn man aus dem vierten Jahrhundert kommt. Also habe ich den Hund mit Kokosöl eingerieben. Das ging in Richtung panierte Dogge, brachte mir sehr viel Sand ins Haus, half aber nicht gegen Zecken. Das esoterische Plättchen am Halsband, das auf mystische Weise die Blutsauger fernhalten soll, war ebenfalls ein Reinfall. Vielleicht war es für den Doggenkörper einfach zu klein. Gummistiefel für Hunde gibt es noch nicht. Also habe ich am Ende wieder zu der üblichen Chemiekeule vom Tierarzt gegriffen. Doch gegen die Armeen von Zecken hilft dieses Jahr nicht einmal das. Stündlich untersuche ich nun die Hundematte nach krabbelnden Exemplaren, die sich dort im Geplüsch verfangen haben. Ich finde immer eine. Zecken sammeln wie früher Kartoffelkäfer: Deshalb wird der Rüde jetzt gefilzt. Vor der Haustür. Nach jedem Ausgang. Ich suche jeden Millimeter Hund ab und sammele Zecken wie früher Kartoffelkäfer. Leider gibt mir nie jemand einen Cent dafür. Dabei könnte ich das Geld gut gebrauchen. Für die Therapie. Gegen meine neue Zeckenphobie. Info: Sie erreichen die Autorin unter E-Mail: autorin@anke-weber.de Instagram: https://www.instagram.com/ankeweber_author facebook: https://www.facebook.com/ankeweberautorin Von Anke Weber

„Mein Landleben“ - Kolumne: Eisheilige Schädlingsbekämpfung