Mein Landleben Was kraschelt da im Garten

Bei mir knistert es. Und das liegt nicht nur daran, dass ich in eine Fledermaus verliebt bin. Rund um mich herum knackt, kraschelt, klappert und knistert es. Was ist da los in meinem Garten? Detektivisch bin ich zuerst dem Knistern gefolgt und bei meinem Ginster gelandet. Während ich eine seiner trockenen Schoten in Augenschein genommen habe, platzte diese auf und schleuderte mir Saatgut ins Gesicht. So ein Ginster hat eine enorme Schusskraft. Fasziniert von dieser Saatgutschleuder habe ich inzwischen herausgefunden, dass auch andere Pflanzen dieses System nutzen, zum Beispiel Storchenschnabel-Arten. Während ich eines Abends den Storchenschnabel in meinem Beet daraufhin untersuchte, klapperte es im Garten der Nachbarn. Dort, wo sonst nur der nackte Dachfirst zu sehen ist, saß direkt über dem Giebel ein Storch in der beginnenden Dämmerung. Er hatte bereits den Tag auf der frisch gemähten Wiese gegenüber verbracht. Da war es wahrscheinlich praktisch, in der Nähe des gedeckten Tisches zu übernachten. Oder wollte sich der Storch etwa in die Familienplanung unserer Nachbarn einmischen? Etwa zur selben Zeit flogen auch die Fledermäuse aus. Ich weiß inzwischen, wo der kleine Trollo, der neulich im Tageslicht an meiner Haustür gestrandet war, wohnt. Das, was ich auf meinem Grundstück für merkwürdige Mäuseköttel gehalten hatte, ist nämlich der Kot von mehreren Fledermäusen. In meinem Garten befindet sich eine sogenannte Kinderstube, wie ich herausgefunden habe. Fledermausweibchen ziehen im Sommer in solchen Quartieren gemeinsam ihren Nachwuchs groß. Meine Fledermäuse machen sogar Geräusche. Sie klingen ein bisschen wie zirpende Grillen. Zu Beginn der Dämmerung setzt zusätzlich noch ein Krascheln im Quartier ein. Kurz darauf fliegen die Fledermäuse aus. Mehrmals habe ich mir das Spektakel von meiner Liege aus angesehen. Mein Auge konnte die Tiere kaum erfassen, so schnell haben sie sich aus ihrem Versteck in die Luft begeben. Bis auf eine Fledermaus – vermutlich der Trollo von der Tür. Er verstolperte den Abflug, hing kopfüber aus dem Spalt heraus, zappelte etwas und flog los. Allerdings nicht elegant gleitend wie seine Mitbewohner. Er trullerte, schien nur langsam voranzukommen, flog frontal gegen einen Baum und trudelte über meinem Kopf herum. Ich befürchtete schon, er könnte ernsthaft beeinträchtigt und womöglich nicht überlebensfähig sein. Doch endlich schien auch sein System auf Betriebstemperatur zu kommen und mit neuem Schwung verschwand er in der Dämmerung. Meine Sorgen lösten sich auf. Beim Nachwuchs dieser fliegenden Säugetiere scheint es, wie auch beim Menschen, immer mal einen Verpeilten zu geben. Den Trollo, der immer zu spät dran ist, seine Socken nicht findet und erst beim Frühstück erscheint, wenn alle anderen schon fertig sind. Info: Das Buch „Mein Landleben“ ist in den GT-Geschäftsstellen, Wiesenstraße 1 in Göttingen und Marktstraße 9 in Duderstadt, oder im Buchhandel erhältlich. Sie erreichen die Autorin unter: E-Mail: autorin@anke-weber.de Instagram: https://www.instagram.com/ankeweber_author facebook: https://www.facebook.com/ankeweberautorin Von Anke Weber