Mieten in Göttingen trotz Corona gestiegen

Homeoffice, Unterricht per Video, verwaiste Hörsäle: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Wohnungsmarkt aus? Das Portal „immowelt” hat eine aktuelle Datenanalyse veröffentlicht. „Die Corona-Pandemie läutet keine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt ein”, so Immowelt-Sprecher Walid Meziane. Die Auswertung habe ergeben, dass die Mieten in deutschen Großstädten weiter steigen. Die Mitarbeiter des Onlineportals haben die Angebotsmieten von 40 bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen in 80 deutschen Großstädten untersucht. „In Göttingen erhöhte sich das Preisniveau bei Neuvermietungen um zwei Prozent im Vergleich zum Jahr 2019”, so Meziane. Laut Immowelt lag die durchschnittliche Miete im Jahr 2019 bei neun Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete. „Untersucht wurden ausschließlich Angebote, die vermehrt nachgefragt wurden”, so Meziane weiter. Im vergangenen Jahr 2020 sei dieser Wert in Göttingen um 20 Cent auf 9,20 Euro in Göttingen gestiegen. Göttingen teurer als Hannover und Kassel: In Göttingen liegen die Mietpreise demnach höher als in Hannover, wo ein Preis von neun Euro ermittelt wurde. Auch in der Landeshauptstadt ist Wohnen 2020 teurer geworden – um 40 Cent pro Quadratmeter. Deutlich günstiger kann man in Kassel wohnen. Mit 7,90 Euro (Vorjahr 7,60 Euro) sind aber auch in der hessischen Nachbarstadt die Kosten für Mieter gestiegen. Ähnlich ist das Preisniveau in Braunschweig, dort sind die Mieten von 7, 70 Euro auf 8,10 Euro gestiegen. Der Mieterverein Göttingen weist darauf hin, dass seit dem 1. Januar 2021 in Göttingen die Mietpreisbremse gilt. Danach dürfen in Göttingen die Mieten bei Neuabschluss eines Mietvertrages nur noch zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen, in laufenden Mietverhältnissen darf die Miete nur noch um 15 Prozent in drei Jahren steigen. „Nach den Zahlen der N-Bank von 2018 lag die Angebotsmiete in Göttingen bei 9,04 Euro. Übertroffen wurde dieser Wert nur in Lüneburg. Die Angebotsmiete liegt damit um 3,08 Euro über der Vergleichsmiete“, so der Göttinger Mieterverein. Diese Differenz sei von 2014 bis 2018 um 0,57 Euro gestiegen. Auch die Mietbelastungsquote – das ist der Anteil des verfügbaren Haushaltseinkommens, der für die Miete aufgewandt werden muss – ist nach Angaben des Vereins in Göttingen so hoch wie sonst nirgendwo in Niedersachsen. Der Wert liegt durchschnittlich bei 13,2 Prozent, in Göttingen beträgt er aber 24,9 Prozent. Dabei fehlen vor allem günstige Wohnungen. Die Leerstandsquote, die nach Angaben des Mietervereins auf angespannten Wohnungsmärkten bei etwa zwei Prozent liege, betrage in Göttingen aber null. Um bei diesen Verhältnissen den Mietpreisanstieg zu dämpfen, wurde die Mietpreisbremse eingeführt. Cornelius Blessin, Vorsitzender des Mietervereins Göttingen, weist darauf hin, dass die Mietpreisbremse in der Praxis nur angewandt werden kann, wenn die ortsübliche Vergleichsmiete rechtssicher eingeschätzt werden kann. Er fordert, dass in Göttingen so schnell wie möglich ein Mietspiegel erstellt wird, wie es bereits in fast allen Großstädten in Deutschland der Fall ist. Göttingen liegt im bundesweiten Vergleich mit anderen Universitätsstädten aber noch im moderaten Bereich. In Freiburg steigen die Mieten zwar nicht, liegen aber mit zwölf Euro pro Quadratmeter deutlich höher. In einigen anderen Universitätsstädten aber sind die Preise gefallen. In Heidelberg sind sie von 11,90 auf 11,60 Euro gegen den Trend gesunken, ebenso in Münster, wo 2020 zehn Euro statt 10,40 Euro Miete aufgerufen wurden. Dennoch stellten die Mitarbeiter von „immowelt“ fest: „Im Krisenjahr 2020 lässt sich am Wohnungsmarkt keine Trendwende beobachten.” Die anhaltende Corona-Pandemie habe bundesweit „keine merklichen Auswirkungen auf die Angebotsmieten”. In mehr als vier Fünftel der Großstädte stiegen die Quadratmeterpreise von Wohnungen mit 40 bis 120 Quadratmetern im abgelaufenen Jahr weiter. „immowelt“ hat die Daten von 80 deutschen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern ausgewertet. München doppelt so teuer wie Göttingen: Spitzenreiter der Tabelle ist erneut München. Dort zahlt man etwa doppelt so viel Geld für eine Wohnung wie in Göttingen. Auch in der teuersten Stadt klettert das Mietniveau weiter: Der Quadratmeterpreis erhöhte sich um zwei Prozent auf 18,60 Euro im Median. „In anderen bereits hochpreisigen Metropolen wird das Wohnen ebenso teurer. In Köln steigt das Preisniveau bei Neuvermietungen um sechs Prozent auf 11,50 Euro, in Hamburg um drei Prozent auf 12,10 Euro. Noch teurer ist es in Berlin, wo Mietwohnungen für 12,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden”, so „immowelt“. Lesen Sie auch Corona-Liveblog: Die Lage in Göttingen und der Region am 9. Januar Neues Programm „OptiWohn“: Wohnungstausch und Untervermietung gegen Wohnraummangel in Göttingen Die höchsten Anstiege verzeichnen Städte in der Nähe der Ballungsräume. „Diese Attraktivität dürfte angesichts steigender Home-Office-Quoten sogar noch steigen, da Wohnungssuchende mit Option auf Heimarbeit auch weitere Wege nicht scheuen, wenn sie nicht mehr täglich pendeln müssen. Der Einzugsbereich von großen Ballungsräumen könnte so noch größer werden. „Eine verhaltene Entlastung auf dem Wohnungsmarkt stellt sich derzeit vor allem in kleineren Universitätsstädten ein”, so Meziane. Weil es wegen Corona weniger Präsenzveranstaltungen an Hochschulen gibt, sind weniger Studierende auf Suche nach einer Bleibe. Am günstigsten lebt es sich nach wie vor in den ostdeutschen Bundesländern. In Chemnitz wohnt es sich bei einem Preis von 5,20 Euro noch günstiger als in Salzgitter mit 5,40 Euro. Aber auch in diesen beiden Städten stieg die Miete um zwei Prozent. Von Britta Bielefeld