Musik auf Abstand: Wie proben Göttinger Bands in Zeiten von Corona?

Das kulturelle Leben ist in Zeiten der Corona-Pandemie ins Internet abgewandert. Musiker können im Live-Stream auftreten und ihre Videos bei Youtube hochladen. Aber wie proben die Bandmitglieder miteinander – gibt ihr Proberaum genügend Platz her, um sich dort treffen zu können? Einen Abstand von 1,5 Meter zueinander sollten die Mitglieder einhalten. Oder veranstalten Bands die Proben online, über einen Video-Chat? Sascha Pelzel ist Mitglied in der Göttinger Band „ Merry go round “. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gilt für ihn und seine Bandmitglieder das Probeverbot. „Unser Proberaum ist zu klein, dort können wir den Abstand nicht einhalten“, sagt Pelzel. Online, in einer Videokonferenz musiziert er nicht mit seinen Bandkollegen: Nicht alle Bandmitglieder besitzen die technische Ausrüstung – und so klingen die Instrumente anders als live. Zu Hause spielt Pelzel Akustik-Gitarre alleine, die macht nicht zu viel Lärm. Dazu hört er auf Kopfhörern die Musik seiner Bandkollegen. „Für unseren Schlagzeuger ist es schwieriger, zu Hause nicht zu viel Krach zu machen“, sagt er. Planung von alternativen Konzerten: Außerdem ist Pelzel als Programmplaner in den Spielstätten Musa und Nörgelbuff aktiv. „Dort versuche ich mit meinen Kollegen, in Corona-Zeiten wenigstens etwas anzubieten “, sagt er. Musiker stehen etwa in der „Stubenhocker-Session“ dienstags auf der Bühne in der Musa. Mitarbeiter des Kulturzentrums filmen die Musiker und stellen das Video ins Internet. „Kurz vor dem Konzert treffen sich die Bands und proben ein wenig“, erklärt Pelzel. Zu solchen Anlässen können sich Bands in der Musa treffen. Bühne sowie Saal sind groß genug, die Musiker können Abstand zueinander halten. Ansonsten sind die meisten Räume in dem 5000 Quadratmeter großen Kulturzentrum geschlossen: In 18 Übungsräumen, einem Tonstudio und einem stündlich mietbaren Übungsraum treffen sich üblicherweise Bands und musizieren gemeinsam. „Bloß Einzelmusiker dürfen nun die Räume nutzen. Musikunterricht von zwei Menschen darf auch in den Räumen ablaufen, wenn die Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt werden“, ergänzt Tine Tiedemann von der Musa. Singen und das Spielen von Blasinstrumenten sei verboten. Kein Musizieren in Vereinsräumen: Sebastian ist Bassist in der Göttinger Hardcore-Band „ Unfaded “. Im Göttinger Kulturzentrum „KAZ“ proben sie als Vereinsmitglied in den dortigen Übungsräumen. „Im Moment dürfen wir aber nicht proben – Vereinstreffen sind verboten“, erklärt Sebastian. Das „Krach machen“ fehle ihm jedenfalls. Die Bandmitglieder haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht, über eine Video-Konferenz eine Bandprobe zu starten. „Dafür beschäftigen wir uns mit anderen Dingen, wir verkaufen unsere T-Shirts online und spenden den Erlös teilweise an lokale Einrichtungen wie das Café Kabale“, sagt der Bassist. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach „Wir proben zur Zeit leider gar nicht. Da sich nur Menschen aus zwei Haushalten treffen dürfen, ist das nicht möglich“, erklärt Sacha, Musiker der Band „ Sleeves “. Üblicherweise probe die Band in einem Raum in der Musa. „Uns fehlt das Proben sehr, und natürlich bremst uns das sehr aus“, sagt Sacha. Stattdessen schmiedeten die Musiker Pläne für die Zukunft, etwa einen Videodreh. „Ich nehme ein paar Demos zu Hause auf für neue Songs, die wir zusammen einstudieren können, sobald es wieder los geht“, ergänzt Sacha. Die Göttinger Solo-Künstlerin Patricia Loyal muss keine gemeinsamen Proben organisieren. „Allerdings nehme ich im Moment als Geigerin Spuren für Bands aus Liverpool und New Jersey auf. Diese verschicke ich online. So wird der Song dann fertig ohne dass man sich sehen kann“, sagt Loyal. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de Lesen Sie auch: KiSN: Digitale Plattform für Bands und Einzelmusiker Nörgelbuff stellt Alternative zu seinem Bühnenprogramm bereit Von Anja Semonjek

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