Nach Corona-Pause: So lief der erste Sonnabend bei den Recyclinghöfen im Landkreis Göttingen

Das Corona-Virus hat das Leben in vielen Bereichen lahmgelegt. Beispielsweise auch bei der heimischen Arbeit in Haus und Garten. So konnten Grünschnitt und Bauschutt über Wochen nicht mehr wie gewohnt zum nächsten Recyclinghof gebracht werden. Seit Mittwoch sind die Anlagen des Landkreises nun aber wieder geöffnet – und die Verantwortlichen warnten Besucher vor langen Schlangen und Wartezeiten vor allem am Wochenende. Sonnabend, 10 Uhr: Vor der Schranke der Dransfelder Entsorgungsanlage im Imbser Weg steht ein schwarzer Kombi. Der Fahrer wird kurz instruiert, wie er sich auf dem Hof zu verhalten hat: Erst auf die Waage, anschließend zu den jeweiligen zugewiesenen Abladebereichen. Dabei bitte den direkten Kontakt zu anderen Kunden oder den Mitarbeitern vermeiden. Abschließend zur Kasse. Maximal 20 Minuten Wartezeit: Dort sitzt Ralf Sparbier hinter einer halb geöffneten Scheibe, die ihn vor möglicher Infektion schützen soll. „Am Mittwoch war hier richtig was los. Vor allem Rentner“, erzählt er vom ersten Tag, an dem auch Privatleute ihre Abfälle wieder nach Dransfeld bringen durften. „Da standen sie bis dahinten hin“, fügt er an und weist mit dem Finger auf die Straße. Aber obwohl derzeit nur maximal fünf Autos gleichzeitig auf den Hof dürfen, müsse niemand länger als 20 Minuten warten. „Da bin ich wieder“, grüßt ein Mann mittleren Alters in die Runde. Er hat das heimische Grundstück vertikutiert und bringt mittlerweile die dritte Fuhre Grünschnitt. „Jetzt ist endlich wieder Ordnung im Garten“, freut er sich. Smalltalk gehört dazu, gerade mit den Stammkunden. Und Sparbier findet zwischendurch auch Zeit dafür, denn der erwartete Wochenendandrang ist ausgeblieben. „Es ist damit zu rechnen, dass sich wegen der Schutzmaßnahmen lange Warteschlangen bilden“, hatte der Landkreis im Vorfeld gewarnt. Kontaktlose Bezahlung: „Ich hatte mit mehr Betrieb gerechnet“, sagt auch Jürgen Breitenstein nachdem der letzte Wagen mit Anhänger das Gelände der Entsorgungsanlage in Breitenberg verlassen hat. Etwa 100 Fahrzeuge – mit und ohne Anhänger – nutzten die Gelegenheit, um ihr Material los zu werden. Deutlich mehr Betrieb habe tags zuvor geherrscht. Der Mann an der Kasse ist hier durch eine Plexiglasscheibe geschützt, Bargeld oder Karte werden darunter hindurch geschoben – kontaktlos. Die Verständigung indes ist etwas erschwert, denn tuckert auf der Fahrzeugwaage ein Traktor, versteht man Breitensteins Worte kaum. Zeitweise heißt es für die Fahrzeuge – vom Pkw mit und ohne Hänger über den Bulli bis hin zum Kleinlaster – vor der Ampel am Eingangstor zu warten. Mehr als drei oder vier stehen auch in Breitenberg nicht in der Schlange, bevor sie von Mitarbeiter Benedikt Koch auf dem Gelände eingewiesen werden. Links Bauschutt, rechts Grünschnitt. Beide Ablageorte sind gefragt, wenngleich Gartenabfälle nach Einschätzung Breitensteins überwiegen. Zu viel für die Biotonne: Markus Reischl aus Duderstadt freut sich, dass die Breitenberger Entsorgungsanlage nahezu alles entgegennehme und die Gebühren überschaubar seien. Den Strauchschnitt auf seinem Hänger wird er für gerade einmal fünf Euro los. Die Schwäger Marcel und Philipp aus Bilshausen, die ihre Nachnamen nicht nennen mochten, harken direkt neben Reischl jede Menge Grünzeug von ihrem Hänger. Sie hätten vor einiger Zeit bereits die Hecken um ihre Grundstücke geschnitten, und seien nun froh, dass sie das Schnittgut endlich los werden. Für den heimischen Komposthaufen sei das Material nicht geeignet und für die Saisonbiotonne hatten sie zu viel. Schaufel um Schaufel von Schlamm verschmutzen Gartenkies schippt Ilja Kopp aus Gieboldehausen aus seinem Hänger vor den großen Bauabfallberg auf dem Gelände. Durch Regen habe sich schon im Februar Schlamm über seinen Garten ergossen, berichtet Kopp. Daher sei er froh, dass er das Material hier entsorgen könne. Auf dem Hof gestapelt hatte Familie Sauermann aus Reinhausen die Reste einer Mauer, die beim Umbau ihres Hauses übrig geblieben waren. „Ich bin froh, dass der Recyclinghof jetzt wieder geöffnet ist“, sagt Uwe Sauermann und befördert zusammen mit dem elfjährigen Sohn Julian Stein für Stein in hohem Bogen auf den Schutthaufen. „Bei der Öffnung der Entsorgungsanlagen handelt es sich um einen Versuch. Eine Missachtung der Annahmebedingungen würde eine erneute kurzfristige Schließung unausweichlich machen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung des Landkreises. An diesem Sonnabendvormittag läuft alles nach Plan – nur der Andrang war eben geringer als erwartet. Für die Anlagen der Abfallwirtschaften Göttingen und Osterode gelten bis auf Weiteres folgende Regeln: Abstand zum Personal der Entsorgungsanlagen und zu anderen Anlieferern mindestens 1,5 Meter, besser 2 Meter Anlieferung nur von Grünabfall, Boden und Bauschutt sowie Altholz Zuweisung zu bestimmten Abladebereichen strikt beachten Zugang zur Kasse nur von einer Person Ausladen der Abfälle durch maximal zwei Personen das Personal kann keine Hilfestellung beim Ausladen leisten Wartezeit nur im beziehungsweise am Auto verbringen Außerhalb des Fahrzeugs möglichst Mund-Nasen-Maske tragen möglichst bargeldlos zahlen Weitere Themen: Corona – der Überblick Corona – die Gastronomie hilft Corona- Interview mit Landrat Reuter Von Britta Eichner-Ramm und Markus Scharf

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