Nach den Infektionen: Corona-Tests im Iduna-Zentrum in Göttingen

Die von Vertretern des Göttinger Krisenstabes angekündigten Tests im Iduna-Zentrum haben am Freitagvormittag begonnen. Ab 8 Uhr richtete sich die Einsatzleitung in einem Fahrzeug der Göttinger Berufsfeuerwehr am Maschmühlenweg ein. Etwa gleichzeitig errichteten Mitarbeiter der Johanniter-Unfallhilfe, unterstützt von Feuerwehrleuten, zwei große Zelte auf dem oberen Parkdeck des Wohnblocks. An drei Tagen – von Freitag bis Sonntag und jeweils von 10 bis 14 Uhr – sollen alle Bewohner des Iduna-Zentrums durchgetestet werden. Zuerst die Bewohner der Nummer vier: Rund 600 Menschen sind in der Wohnanlage gemeldet, die Leiterin des Krisenstabes, Petra Broistedt (SPD), geht aber davon aus, dass sich etwa weitere 100 Personen ständig oder doch zeitweise im Gebäude aufhalten. Am Freitag, 5. Juni, sollen in einem ersten Schritt die Bewohner der Nummer vier getestet werden, sagte der Sprecher der Göttinger Berufsfeuerwehr, Frank Gloth, vor Journalisten. Das Interesse der Medien an dieser Aktion ist groß. Die Medienvertreter, darunter mehrere Kamerateams, hatten vor Beginn der Tests die Möglichkeit, den dafür eingerichteten Bereich in Augenschein zu nehmen. Mit Hilfe von Absperrelementen, sogenannten Hamburger Gittern, ist das Parkdeck so hergerichtet worden, dass sich die Bewohner nicht begegnen müssen. Sie sollen nach einem zuvor festgelegten Zeitplan in kleinen Gruppen zu den Zelten kommen, sie durchlaufen und durch einen zweiten Eingang das Parkdeck wieder verlassen. „Wir wollen, dass sich nie mehr als maximal 30 Personen auf dem Parkdeck aufhalten“, erläuterte Gloth. Schutzkleidung für die Einsatzkräfte: Lea Gerull gehört zur Berufsfeuerwehr Göttingen. Die junge Frau ist Teil des Teams, dass die Daten der Einwohner registriert. Angst vor einer etwaigen Ansteckung habe sie nicht. „Wir bekommen ja Schutzkleidung“, sagte sie. Mitbringen zum Test müssen die Bewohner ihren Personalausweis und die Krankenkassen-Card. Im zweiten Zelt nehmen bis Sonntag Mitarbeiter der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) die Tests vor. Mit einem Stäbchen werden Abstriche aus dem Rachenraum genommen. Dafür sind im Vorfeld Röhrchen mit den Namen der Bewohner beschriftet worden. „Es soll ja alles möglichst schnell gehen“, sagte Gloth. Im Einsatz sind nach seiner Aussage insgesamt knapp 60 Personen aus Verwaltung, Ordnungsamt, Sicherheitsdienst, Feuerwehr, Johanniter-Unfallhilfe und UMG, um die Testung zu realisieren, nicht gerechnet die Polizeibeamten. Polizei hält sich im Hintergrund: „Wir haben 30 Kollegen für diesen Einsatz abgestellt“, sagte Göttingens Polizeisprecherin Jasmin Kaatz. Die würden sich allerdings nicht alle im oder vor dem Gebäude aufhalten, sondern sich in Bereitschaft befinden. „Wir sind ja nur für den Fall da, dass es zu einem Tumult kommt oder Journalisten wieder beworfen werden. Davon gehe ich aber nicht aus“, sagte Kaatz. Zwangsweise soll bis Sonntag niemand zum Test geführt werden. Das sei erst nächste Woche vorgesehen, sofern Einwohner des Iduna-Zentrums bis dahin nicht zum Test erschienen sind. In der Wohnanlage lebende Personen, die in diesen drei Tagen verhindert sind und nicht an dem Test teilnehmen können, haben die Information erhalten, dass sie sich unter einer Telefonnummer bei der Stadtverwaltung melden müssen, erläuterte die Sprecherin der Stadtverwaltung, Cordula Dankert. Erste Ergebnisse am Sonnabendnachmittag: Bei einem erneuten Pressegespräch nach 14 Uhr sprachen Dankert und Gloth von 217 Personen, die sich testen ließen. Es habe keine Probleme gegeben, auch keine bedeutsamen sprachlichen Barrieren. „Wir wollen in diesen drei Tagen jeweils ein Drittel der Bewohner testen, das ist unser Ziel“, zeigte sich Gloth mit den 217 getesteten Personen zufrieden. Er sprach von einer großen Kooperationsbereitschaft. „Besser hätte es nicht laufen können.“ Die ersten Ergebnisse sollen am Sonnabendnachmittag vorliegen, mit dem Gesamtergebnis sei am Montagabend zu rechnen, führte Gloth weiter aus. Erst mit Vorliegen des Gesamtergebnisses könne entschieden werden, ob und welche weiteren Maßnahmen getroffen werden müssen. Die am Abend zuvor noch mit Autos vollgestellte Fläche vor dem Wohnblock war am Freitagfrüh fast vollständig geräumt. Nur ein alter Peugeot stand noch einsam herum. Die Hausverwaltung hatte Zettel verteilt und zum Entfernen der Fahrzeuge aufgefordert, dieser Aufforderung waren die Autobesitzer nachgekommen. Lesen Sie auch: Das Iduna-Zentrum in Göttingen: Ein Bewohner berichtet über Großfamilien Corona: Die Lage in Göttingen und der Region am 05.06.2020 Angespannte Stimmung im Göttinger Iduna Zentrum nach Corona Ausbruch Von Ulrich Meinhard

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