Neue Regeln für Notbetreuung bei Corona

Das Corona-Virus hat den Alltag auch in den Schulen und Kindertagesstätten grundlegend verändert. Seit einer Woche dürfen dort nur noch Kinder betreut werden, deren Eltern beide in der sogenannten kritischen Infrastruktur tätig sind. Wenn also Mutter und Vater beide als Ärzte, Polizisten, Pfleger oder Feuerwehrleute arbeiten. Die Nachfrage in den Einrichtungen der Region blieb laut Tageblatt-Umfrage bisher überschaubar. Doch das könnte sich jetzt ändern. Das Land Niedersachsen hat in Absprache mit den anderen Ländern die Kriterien für die Teilnahme an der sogenannten Notbetreuung gelockert. Ab sofort sollen die Plätze an den Schulen und Kitas auch den Familien zur Verfügung stehen, in denen nur ein Elternteil in der klar definierten Berufsgruppe tätig ist. Auf der Internetseite des größten Arbeitgebers der Region, der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist daher exemplarisch zu lesen: „Ab Montag, 23. März, steht allen Beschäftigten der UMG eine Kinderbetreuung in Kitas und Schulen zur Verfügung.“ Kritik an strengen Auflagen: Im Vorfeld der Entscheidung hatten sich mehrere Berufsverbände bereits kritisch zur bisherigen Regelung geäußert. Wer es für die Kinderbetreuung zur Voraussetzung mache, dass beide Elternteile aus systemrelevanten Berufen kämen, riskiere die notwendige Patientenversorgung, hieß es beispielsweise vom Bundesverband sozialer Dienste. Es seien daher bereits vermehrt Ausfälle in der Belegschaft zu beobachten gewesen. Und die Verantwortlichen fürchteten mit Beginn der Osterferien eine Verschärfung des Problems. Daher betrifft die zweite Maßnahme, die in dem jüngsten Erlass verfügt wurde, die zeitliche Ausweitung der Betreuung. So soll es auch in den Osterferien möglich sein, die eigenen Kinder in den genannten Einrichtungen unterzubringen. „Die Notbetreuung ist integraler Bestandteil der Krisenbewältigungsstrategie der Landesregierung. Es liegt damit auf der Hand, dass wir uns keine Unterbrechung und keine Osterpause leisten dürfen“, erklärte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag. Aufruf an die Lehrer: Damit können Kinder bis einschließlich der achten Jahrgangsstufe zunächst also durchgehend bis zum 19. April die Notbetreuung in Anspruch nehmen. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern und Kliniken würden hochgefahren und der Bedarf an Notbetreuung vor allem bei den Beschäftigten aus den Bereichen Medizin, Gesundheit und Pflege in den kommenden Wochen aller Voraussicht noch steigen, heißt es aus Hannover. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) appellierte Ende vergangener Woche noch einmal an die Beschäftigten im Gesundheitssystem: „Machen Sie von diesem Angebot schon jetzt, aber auch in den Ferien Gebrauch und kommen Sie weiter zur Arbeit.“ Gleichzeitig wandte sich ihr Kabinettskollege Tonne an die Lehrerschaft: Er würde sich über ein Zeichen der Solidarität und der aktiven Unterstützung in harten Zeiten freuen. Konkret sollen sich möglich viele Pädagogen freiwillig für den Dienst in der Schule melden. Die Regelung in den Kitas vor Ort sind hingegen Sache der Kommunen. Hier sei man bereits in Gesprächen mit den Kitaträgern, erklärte Dominik Kimyon, Sprecher der Göttinger Stadtverwaltung. Gegen die Isolationsbestrebungen? Doch genau aus diesen Kreisen wurde bereits jetzt Kritik an den neuen Maßnahmen geäußert. Es gehe keinesfalls darum, Arbeit vermeiden zu wollen. Aber wenn sich die Zahl der Kinder in der Notbetreuung erhöhe, sei es schwer möglich, ein Zusammentreffen der Menschen in den Einrichtungen zu unterbinden. Zudem sei Körperkontakt ein essenzieller Bestandteil bei der Betreuung vor allem kleiner Kinder. Damit würde der jüngste Erlass den Isolationsbestrebungen zuwider laufen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage in der Region tatsächlich entwickelt. Um den Bediensteten der Universitätsmedizin Göttingen eine bessere Vereinbarkeit von Job und Kinderbetreuung in der Zeit der Corona-Epidemie zu ermöglichen, hat der Hochschulsport ein zusätzliches Angebot im Institut am Sprangerweg geschaffen. Ab sofort können 40 Schulkinder, deren Eltern an der UMG beschäftigt sind, von 7 bis 16.30 Uhr hier eine Betreuung in Anspruch nehmen. Anmeldungen werden unter Telefon 0551/3925660 entgegengenommen. Gleichzeitig heißt es von Göttingens größtem Arbeitgeber, die Betreuung in der UMG-eigenen Kita werde weitergeführt. Mitarbeiter, die ihre Kinder anderweitig betreuen lassen können, werden allerdings gebeten, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Mehr zum Thema: Das sind die aktuellen Fallzahlen Das sollten Sie gelesen haben – ein Überblick Corona – Die neuen Beschränkungen. Corona-Liveticker Von Markus Scharf

Neue Regeln für Notbetreuung - Corona-Krise: Kinderbetreuung auch in den Ferien