Neues Programm „OptiWohn“: Wohnungstausch und Untervermietung gegen Wohnraummangel in Göttingen

Wohnraummangel ist in der Stadt Göttingen eines der wichtigen Themen. Vor allem im bezahlbaren Segment fehlen Wohnungen. In der Sitzung des Sozialausschusses des Rates soll am Dienstag, 12. Januar, ab 16 Uhr, ein neues Konzept namens „Opti-Wohn” diskutiert werden. Nicht selten leben ältere Menschen alleine in großen Wohnungen, obwohl sie den Raum kaum benötigen. Familien hingegen suchen oftmals größere Domizile, leben aber in kleinen. Ein Ansatz des Programms, das in Göttingen angeschoben werden soll, ist es, beispielsweise Wohnungstausch zu fördern. Die Opti-Wohn-Bestandaufnahme hat ergeben, dass in den letzten Jahrzehnten die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in Göttingen von 22,8 Quadratmetern (im Jahr 1968) auf 37,1 Quadratmeter (im Jahr 2010) gestiegen ist. „Seither ist die Wohnfläche pro Kopf im Durchschnitt etwa konstant geblieben“, so Johanna Kliegel, die die Analyse im Programm erarbeitet hat. Die Wohnfläche pro Kopf sei in Göttingen sehr unterschiedlich verteilt. In Vierteln mit vielen Studierenden und Menschen mit wenig Einkommen sei die Größe gesunken, in anderen Vierteln sei sie weiter gestiegen. Wohnraummangel und steigende Wohnflächen existieren demnach nebeneinander, manchmal sogar im gleichen Viertel. In einigen Teilen Göttingens liege die durchschnittliche Wohnfläche pro Person mittlerweile sogar bei etwa 50 Quadtarmetern. „Es ist davon auszugehen, dass nahezu die Hälfte der Ein- und Zweifamilienhäuser in Göttingen nicht von Familien, sondern von Ein- oder Zwei-Personenhaushalten bewohnt werden“, so Kliegel. Mit „Opti-Wohn“, so steht es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung, sollen Strategien entwickelt werden, wie Wohnflächen effizienter genutzt werden können. Ziel ist es, den Bedarf an Neubauwohnungen und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch zu mindern. Zunächst wurden dafür die Wohnraumsituation in ausgewählten Quartieren analysiert und Optimierungspotenziale ermittelt. Wohnfläche pro Person, Gebäudetyp und Sozialstrukturmerkmale flossen unter anderem in das Opti-Wohn-Arbeitsprogramm ein. Beratung von der Wohnraumagentur: Anlaufstelle für die Bürger soll zunächst die Wohnraumagentur im Neuen Rathaus sein. Dort werden die Bürger beraten und sie können dann Angebote aus den sechs Maßnahmenpaketen in Anspruch nehmen. Das sind: Maßnahmenpaket eins: Umbau/Architektur. Ziel des Paketes ist es, architektonische und finanzielle Barrieren für den Einzug weiterer Personen abzubauen. Das Paket beinhaltet die Vermittlung und Übernahme von Beratungskosten für eine architektonische Erstberatung zur Umgestaltung von Grundrissen. Darüber hinaus werden Umbauwillige zu finanziellen Förderprogrammen beraten. Best-Practice-Beispiele werden gesammelt und kommuniziert. Maßnahmenpaket zwei: Umbau/Soziales. Ziel ist es, Unsicherheiten bei Untervermietung auszuräumen. Das Paket beinhaltet die Möglichkeit, eine professionelle Beratung zu Beginn des Mietverhältnisses oder bei Konflikten in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus werden Informationen zu rechtlichen Fragen von Vermietung zur Verfügung gestellt. Lesen Sie auch Wohnraummangel in Göttingen Sozialwohnungen Baugebiete Landesförderung bezahlbarer Wohnraum Mietobergrenze Bebauungsplan „Bezahlbaren Wohnraum für alle“: Aktivisten in Göttingen brechen in Gothaer-Haus ein Bezahlbarer Wohnraum in Göttingen: Bündnis wagt Vorstoß Maßnahmenpaket drei: „Suffizienz-Beratung” für Menschen mit Platzbedarf. Eine Inanspruchnahme von zusätzlicher Wohnfläche bei sich vergrößernden Haushalten soll vermieden werden. Das Paket beinhaltet ein Beratungsangebot für Haushalte mit steigendem Platzbedarf, in dem Wege aufgezeigt werden, wie sie sich unkonventionell Platz schaffen können. Umzug in kleinere Wohnungen: Maßnahmenpaket vier: Umzug in kleinere Wohnungen. Dieses Paket ist darauf ausgerichtet, organisatorische und finanzielle Barrieren von Umzügen in kleinere Wohnungen abzubauen. In Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften und Eigentümern werden Wohnungen für Menschen, die ihre Wohnfläche verkleinern möchten, vorgehalten und vermittelt. Maßnahmenpaket fünf: Wohnungstausch. Ziel des Paketes ist es, Wohnungstausch zu erleichtern. Das Paket beinhaltet die Vermittlung von potenziellen Tauschpartnern, wenn sich Haushalte verkleinern oder vergrößern möchten. Darüber hinaus werden Wohnungsunternehmen und private Vermieter für den Wohnungstausch gewonnen. Maßnahmenpaket sechs: Gemeinschaftliches Wohnen. Hier sollen gemeinschaftliche Wohnformen gefördert und flächensparendes Wohnen in Wohnprojekten gestärkt werden. Das Paket beinhaltet eine architektonische Beratung zu flächensparenden gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Darüber hinaus werden Gruppen beraten, die sich als Senioren-Wohngemeinschaften oder ambulant betreuten Pflegewohngemeinschaften zusammenfinden möchten. „Das Projekt Opti-Wohn ist eines von zwölf inter- und transdisziplinären Vorhaben der Fördermaßnahme Ressourceneffiziente Stadtquartiere des Bundesministeriums für Bildung und Forschung”, teilt die Stadtverwaltung mit. Es wird vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie geleitet. In Göttingen ist es bei der Wohnraumagentur im Neuen Rathaus angesiedelt. Von Britta Bielefeld