Nikolausberg: CDU äußert Kritik an Vorgehensweise bei „Wohnen mit Weitblick“

Das geplante Wohngebiet „Wohnen mit Weitblick“ in Nikolausberg wird von den Fraktionen im Ortsrat befürwortet. Auch die CDU unterstützt nach Angaben der Fraktionsvorsitzenden Wibke Güntzler „die gemeinsamen Pläne des Ortsrates, ein Angebot altersgerechter und barrierefreier Wohnungen auch in Nikolausberg endlich realisieren zu können.“ Doch es gibt auch Kritik. Bereits bei der ersten Vorstellung des Antrages von SPD und Grünen im Jahr 2017 habe es erhebliche Bedenken bei den betroffenen Anwohnern gegeben, die immer wieder in den nachfolgenden Ortsratssitzungen artikuliert worden seien, schreibt Güntzler in einer Pressemitteilung. Der Ortsrat habe den Anwohnern zugesichert, regelmäßig über den Verlauf der Planungen und über die Ziele umfangreich zu informieren. Zeichneten sich konkrete Planungen ab, sollten die Bürger rechtzeitig mit eingebunden werden. Der für das Projekt eingerichtete Arbeitskreis tage jedoch – Corona geschuldet – schon seit fast einem Jahr nicht mehr. Trotzdem würden SPD und Grüne mit Ortsbürgermeisterin Karola Margraf (SPD) das Projekt nach ihren Vorstellungen weiter entwickeln, mit immer neuen Ideen. „Diese nicht abgestimmte Vorgehensweise löst vor allen Dingen bei den betroffenen Anwohnern verständlicherweise eher Unmut als Begeisterung für das Projekt aus“, meint Güntzler. Lesen Sie auch Göttingen: „Wohnen mit Weitblick“ soll Beitrag gegen die Vereinsamung sein Nikolausberg: SPD möchte Investorenwettbewerb für „Wohnen mit Weitblick“ Nikolausberg: Göttinger entwickelt Alternativkonzept für „Wohnen mit Weitblick“ Nikolausberg: Derzeit keine Prüfung alternativer Gebiete für „Wohnen mit Weitblick“ Ihre Fraktion sei weiter für das Wohngebiet, lediglich die Beratungen und Ideenfindung kämen zu kurz. Schließlich sei extra ein Arbeitskreis gegründet worden – auch, um Anregungen der Bürger bei der Planung berücksichtigen zu können, sagt Güntzler. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Gebiet nicht überfrachten“ und „genau prüfen, welche Wünsche an dieser Stelle realisiert werden sollen“, meint die Christdemokratin. Kita- und Krippenplätze priorisieren: Die CDU habe im Gegensatz zur SPD und dem Vertreter der Grünen ganz klar eine Priorisierung auf ihrer Wunschliste. „Wir brauchen endlich barrierefreie und altengerechte Wohnungen und weitere Kita- und Krippenplätze“, so Güntzler. Die Wartelisten in der ortsansässigen evangelischen Kindertagesstätte „Baumhaus“ belegten eindeutig, dass Handlungsbedarf bestehe, zu wenig Plätze zur Verfügung stünden und die Eltern eine verlässliche und planbare Betreuung bräuchten. Zudem befinde sich das Baugebiet am Ende einer Sackgasse gegenüber dem Hochhaus. „Die verkehrliche Situation in dem bereits verdichteten Gebiet ist seit Jahren angespannt“, sagt Güntzler. Die Zufahrtsstraße sei eng und Parkplätze rar. Würden hier tatsächlich bis zu 120 Wohneinheiten entstehen, werde sich die Verkehrssituation in der unmittelbaren Umgebung nicht nur verschärfen, sondern auch an der Grundschule und an der Kindertagesstätte erheblich belastet. Es sei auch fraglich, ob überhaupt ausschließlich mehrgeschossige Gebäude entstehen sollten und nicht doch eine kleinteiligere Bebauung vorteilhafter wäre, die diesen bereits hoch verdichteten Bereich weniger belasten würde, meint die Fraktionsvorsitzende. Die CDU hatte sich in der Ortsratssitzung im November 2020 gegen einen europaweit ausgeschriebenen zweistufigen Investorenwettbewerb ausgesprochen. Dieser wäre mit hohen Kosten verbunden und für die überschaubare Größe des Baugebietes unverhältnismäßig aufwändig, erläuterte Fraktionsvorsitzende Wibke Güntzler. Auf Bestreben der CDU im Ortsrat sei der Antragstext geändert worden. Die Stadtverwaltung werde nun gebeten, zu prüfen, ob es sinnvoll sei, für das Projekt im zweiten Quartal 2021 einen geeigneten Architektenwettbewerb in Bewerbergemeinschaft mit Investoren auszuloben. Nach Meinung der FDP brauche es einen solchen Wettbewerb nicht, sagte Hiltrud Sürmann. Das Projekt Wohnen mit Weitblick sei weder epochal noch eine Herausforderung für die Stadtentwicklung. Landauf, landab sei die Situation ähnlich. Der Stadt Göttingen seien nicht nur die Probleme bekannt, sondern auch gelungene Beispiele aus anderen Kommunen. In den Planungsprozess müssten diese Kenntnisse einfließen, ebenso wie die Interessen der Bürger aus Nikolausberg und die Meinungen im Ortsrat. FDP befürwortet das Projekt: „Ein vorübergehend erhöhtes Verkehrsaufkommen während der Bauphasen wird sicher verkraftet werden können“, meint Hiltrud Sürmann (FDP). Sie schränkt aber ein, dass die Lage für die täglichen Ver- und Entsorgungsfahrten, Fahrten der Mitarbeiter und der Besucher einer Senioreneinrichtung denkbar ungeeignet sei. Bei den Überlegungen zur Zahl der dort möglichen Wohneinheiten müsse der fließende und der ruhende Verkehr als limitierender Faktor berücksichtigt werden. Ebenso ungeeignet sei das Gebiet für eine Demenzstation. „Diese Menschen gehören in die Mitte der Gesellschaft und nicht an den Rand einer grünen Wiese.“ Die FDP im Ortsrat Nikolausberg befürworte „Wohnen mit Weitblick“, es sei „ein Wohnprojekt, dass die Grenzen der Infrastruktur berücksichtigt“, so Sürmann. „Nikolausberg braucht Wohnungen für junge Familien aus dem Ort, aus dem Umfeld der Universität und des Max-Planck-Instituts, ebenso für die älteren Bürger. Der FDP im Ortsrat sei ein wichtiges Anliegen, dass alle diese Wohnungen barrierefrei sind. So blieben die Wohnungen bei wechselnder Nachfrage für junge Familien und Senioren interessant. Von Tobias Christ