Planspiel "Pimp yout Town!" im Landkreis Göttingen: Politiker und Jugendlichen diskutieren Ergebnisse

„Rücken Sie heran, machen Sie mit“, so die Ausschussvorsitzende Sigrid Jacobi, CDU, zu den Schülern, die am Mittwochnachmittag die Ausschusssitzung besuchten. Erst zögerten die Schüler, dann rückten einige Mädchen und Jungen entschlossen vor an den runden Tisch zwischen die Politiker und Vertreter der Jugendhilfe. 84 Schülerinnen und Schüler des Eichsfeldgymnasium Duderstadt, der Heinz-Sielmann-Realschule Duderstadt und der Realschule auf dem Röddenberg Osterode haben vom 2o. bis zum 22. November im Planspiel „Pimp Your Town“ für drei Tage die Rolle von Kommunalpolitikern übernommen. Sie berieten Anträge und trafen Entscheidungen, die der lokalen Politik vorgelegt werden. Drei Gruppen bildeten Fraktionen, einen vierte Gruppe übernahm als Redaktionsteam eine umfassende Dokumentation der drei Tage Planspiel und erstellten ein Magazin und einen Film. Crashkurs Kommunalpolitik: Gestartet wurde in das Planspiel mit einen Crashkurs Kommunalpolitik, berichtete Jonas Huwald, Projektbegleiter und beim Landkreis Göttingen in der Stelle zur Förderung von Vielfalt, Demokratie und Toleranz tätig. Neben dem Landkreis Göttingen gehört die Ländliche Erwachsenenbildung zu den Projektträgern. Die Durchführung lag bei Cristiana di Maio vom Verein Politik zum Anfassen. Das Planspiel „Pimp Your Town“ hat seit 2009 mehr als 10000 Jugendliche bundesweit begeistert. Viele ihrer Ideen sind anschließend in die Tat umgesetzt worden. Das ist auch eine der Fragen, die die Jugendlichen den Politikern an diesem Nachmittag stellen. Wann wird etwas umgesetzt? Steht Geld für die Projekte zur Verfügung? 45 Anträge wurden beim Planspiel erarbeitet, 18 sowohl von einem Ausschuss als auch vom Rat angenommen. Die Themen waren unter anderem: Umweltprojekte fördern; besseres WLAN; Jugendliche schon früh in der Kommunalpolitik mit entscheiden lassen und ein Jugendparlament gründen; Ausstattung der Schulen verbessern; mehr Obdachlosenhilfe. Auftrag an die Politik: „Wir diskutieren einige Anträge in der Fraktion“, sagte Dirk Aue, SPD, zur Frage der Umsetzung. Er könne sich vorstellen, dass zwei oder drei Anträge vielleicht eingebracht werden. Wenn Projekte umgesetzt werden sollen, gebe es auch Geld, so Jacobi. Die Politiker haben Haushaltsrecht. Und da fange dann die politische Diskussion an, so Frank Stryga, Vorsitzender des Stadtjugendrings Münden. Denn es könne sein, dass für ein Vorhaben etwas anderes eingestellt werden muss. Auch Florian Lillpopp, Kreistagsgruppe Linke, Piraten, Partei, will sich für die Umsetzung einiger Anträge einsetzen. Er sei begeistert über das Engagement der Jugendlichen. Das sei ein Auftrag an die Politik. Zumal in den politischen Gremien sonst häufig der Einblick fehle, „wie ihr euch beteiligen wollt, was euch wichtig ist.“ „Seid ihr denn nun interessierter an der Kommunalpolitik“, möchte Jacobi wissen. Es sei „toll gewesen, dass wir selbst aktiv werden durften.“ Ihr Interesse an Politik sei gestiegen, sagen viele der Schüler. Aber so richtig lebhaft beteiligen sie sich erst am Gespräch, als es um die Einrichtung eines Jugendparlamentes auf Landkreisebene oder in Duderstadt und Osterode geht. Während die einen den hohen Zeitaufwand als Hinderungsgrund anführen, sagt eine Schülerin : „Zeit gehört dazu, wenn man sich engagieren will. Die muss aufgewendet werden“. Eine andere regt an, Fragen zunächst auf Schulebene zu klären, dann müsse sich das Jugendparlament ja nicht so oft treffen. Auch 2020 Planspiel im Landkreis: Ein zweites Planspiel ist bereits genehmigt. Schulklassen können sich ab sofort dafür beim Landkreis Göttingen bewerben. Von Christiane Böhm

Politiker und Jugendliche diskutieren - Planspiel „Pimp your Town“: Was wird umgesetzt?