Polizei Göttingen: „Grüner Bär“ für Polizeitechniker

Eigentlich sollte Martin Witt die Auszeichnung „Grüner Bär“ schon am Sonnabend in Berlin erhalten. Da allerdings war er verhindert. Am Montagnachmittag wurde die feierliche Übergabe im Dienstgebäude der Polizeidirektion Göttingen nachgeholt. Witt hat sich ein Ehrenamt ausgesucht, dass nicht jeder ausfüllen kann. Er fotografiert Kinder, die entweder tot zur Welt kommen oder wenige Tage nach der Geburt sterben. Seine Fotografien sind eine Erinnerung für die Eltern. Die Gewerkschaft der Polizei hat ihn jetzt mit dem zweiten Preis der bundesweiten Aktion „Grüner Bär“ ausgezeichnet. Der Preis ist mit 500 Euro, einem Buch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und einem handlichen grünweißfarbenen Bären dotiert. Einer von zwölf Polizeimitarbeitern: Der Kriminaltechniker aus Hann. Münden wurde für das Land Niedersachsen nominiert. Er ist einer von zwölf Polizeimitarbeitern bundesweit, die für die Auszeichnung vorgeschlagen worden waren. Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, hatte die Schirmherrschaft übernommen. Er nehme den Preis für alle 550 Kollegen und weitere 50 in der Schweiz und in Österreich entgegen, die sich in der Stiftung „Dein Sternenkind“ ehrenamtlich engagieren, erklärte Witt während der nachgeholten Feierstunde. Seit vier Jahren ist Witt dabei, am Sonntagabend habe er seinen jüngsten Einsatz gehabt, fünf allein in den vergangenen 15 Tagen. Etwa 3000 Einsätze habe die Stiftung 2020 verzeichnet, „die größte Zahl überhaupt“, so Witt. Ob die Steigerung in der Corona-Pandemie begründet sei oder der gestiegenen Bekanntheit der Stiftung, könne er nicht sagen. Er wisse, „dass es sehr, sehr wichtig für die Eltern ist“, erklärte Witte im Anschluss an die Verleihung seine Motivation. „Und ich kann damit umgehen.“ Über eine gute Freundin sei er auf sein Ehrenamt gestoßen. Sie habe ihr Kind in der 25. Schwangerschaftswoche verloren und ihm ein Handyfoto gezeigt. Das habe ihn „sehr berührt“. Engagement außerhalb des Dienstes: Mehr als 300000 Beschäftigte werden von der Polizeigewerkschaft vertreten, sagte Dietmar Schilff, stellvertretender Bundesvorsitzender dieser Interessenvertretung. Viele von ihnen engagierten sich außerhalb ihres Dienstes ehrenamtlich. Sie arbeiteten beispielsweise bei einer Freiwilligen Feuerwehr, der Arbeiterwohlfahrt, bei Motorradgottesdiensten oder einem Rettungsdienst. Die Idee, eine Auszeichnung für die Ehrenamtlichen bei der Polizei ins Leben zu rufen, sei ihm vor etwa fünf Jahren gekommen, sagte Schilff. Von einer „Veranstaltung, die nicht alltäglich ist“, sprach Rainer Nolte, seit 1. November Leiter der Polizeiinspektion Göttingen. Witt sei seit zehn Jahren kriminaltechnischer Assistent in Hann. Münden. Er arbeite an Tatorten, helfe bei der Spurensuche, um zur Aufklärung von Straftaten beizutragen. Dabei gelte er als „sehr gewissenhaft“. Vielen Opfern und menschlichem Leid sei er begegnet. In seinem Ehrenamt stehe er „Menschen in ihren schwersten Situationen bei – er fotografiert junge Menschen, die das Leben nicht erreicht haben“. Er begegne dabei nicht selten Traumatisierungen und schwersten Krankheitsbildern. „Witt gibt ihnen Halt, Stütze und Erinnerung an ihr Sternenkind.“ Er bringe Engagement und Mitgefühl mit. Die Ausgezeichneten bekämen mit diesem erstmals ausgelobten Preis eine „Wertschätzung, die sie verdient haben“. Er sei genau der Richtige für diese Aufgabe“, ergänzte Uwe Lührig, Polizeipräsident Polizeidirektion Göttingen. Die Stiftung „Dein Sternenkind“ ist auf der Suche nach weiteren erfahrenen Fotografen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Unter dem Link https://www.dein-sternenkind.eu/index.php erfahren Sie Näheres zur Organisation sowie Informationen zum Bewerbungsverfahren. Sie erreichen den Autor unter Telefon 0551/901735 oder per E-Mail unter p.krueger-lenz@goettinger-tageblatt.de Von Peter Krüger-Lenz