Prozess in Göttingen gegen 37-Jährigen aus Uslar: Knochenbrüche und Vergewaltigungen

Im Prozess gegen einen wegen zahlreicher Gewalttaten angeklagten Mann aus Uslar hat das Landgericht Göttingen am Mittwoch eine 37-jährige Frau aus Sachsen-Anhalt vernommen. Die Zeugin ist das siebte Opfer, das die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage aufgelistet hat. Seit dem Jahr 2008 soll der 37-Jährige seine jeweiligen Partnerinnen regelmäßig körperlich misshandelt und teilweise auch vergewaltigt haben. Mehr als zehn Jahre lang blieb die Gewaltserie ohne strafrechtliche Folgen. Nachdem die 37-Jährige im vergangenen Sommer Strafanzeige erstattet hatte, wurde der gelernte Heizungs- und Lüftungsbauer festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Die Zeugin hatte den Angeklagten im September 2018 kennengelernt. Der 37-Jährige habe sie kontaktiert, nachdem sie sich bei einer Kartei für Fotomodelle angemeldet hatte, berichtete sie. Er habe angegeben, dass er Fotograf sei und Models suche. Sie sei dann zu einem Fotoshooting nach Uslar gekommen. Von da an hätten sie sich regelmäßig geschrieben und telefoniert, bald darauf sei daraus eine Beziehung geworden. Da der Angeklagte keine Fernbeziehung wollte, habe sie sich erfolgreich auf eine Stelle in Uslar beworben und sei dann im Februar dorthin umgezogen. Mal Baseballschläger, mal Reitgerte: Dann folgte, was auch schon frühere Zeuginnen geschildert haben: Mit dem gemeinsamen Wohnen zog die Gewalt in die Beziehung ein. Anfangs habe er sie auf den Po und andere Körperstellen geschlagen, die für andere Personen nicht sichtbar waren: „Ich musste mich auf alle Viere setzen, und dann hat er draufgehauen“ – mal mit dem Baseballschläger, mal mit einer Reitgerte. Häufig habe er ihr auch mit der Hand ins Gesicht geschlagen, sie in die Seite getreten oder geboxt. Der Angeklagte sei extrem eifersüchtig gewesen. Er habe ihr ständig vorgeworfen, dass sie fremd gehen würde, und verlangt, Affären zuzugeben, die es gar nicht gab. Bei einem dieser Wutausbrüche habe er ihr zunächst während einer Autofahrt unter die Nase geschlagen, später auf einem Feldweg „noch mal ordentlich zugehauen“ und dann in der Küche seiner Mutter zweimal gegen den Kopf getreten, sodass sie zu Boden fiel, und ihr erneut auf die Nase geschlagen. Notaufnahme im Northeimer Krankenhaus: Da die 37-Jährige erheblich verletzt war und medizinische Behandlung benötigte, fuhr der Angeklagte sie zur Notaufnahme ins Northeimer Krankenhaus. Um nicht selbst mit den Verletzungen in Verbindung gebracht zu werden, habe er den Plan entwickelt, anschließend zur Polizei zu gehen. Dort sollte sie ihren Chef wegen Körperverletzung und Vergewaltigung anzeigen. Als die Beamten erfuhren, mit wem sie zusammenlebte, wurden sie hellhörig. Auf der Fahrt zur Untersuchung in der Göttinger Rechtsmedizin habe ein Polizist sie gefragt, ob sie sicher sei, dass ihr Chef und nicht ihr Partner ihr die Gewalt angetan habe. Die 37-Jährige offenbarte sich allerdings erst einige Wochen später, nachdem der Angeklagte sie auf besonders brutale und erniedrigende Weise misshandelt hatte. Sie habe sich zunächst nackt auf die Couch legen müssen, berichtete sie. Der Angeklagte habe dann versucht, ihre Scheide zuzunähen, was aber nicht funktioniert habe. Danach habe er ihr die Faust in die Vagina gedrückt, später habe er ihr dann einen Baseball in die Scheide geschoben. Sie habe vergeblich versucht, diesen wieder herauszupressen, und die ganze Nacht nicht schlafen können. Am nächsten Morgen habe der Angeklagte mit einem Schuhlöffel den Ball herauszuhebeln versucht. Erst nach längerer Zeit und heftigem Pressen sei es ihr gelungen, den Ball herauszubekommen. Zahlreiche Arztbesuche und Operationen: Einige Zeit später standen ihre Eltern und ihre Schwester in der Tür. Die 37-Jährige hatte ihnen in der Nacht heimlich eine SMS geschrieben: „Holt mich hier raus!“ Danach folgten zahlreiche Arztbesuche und Operationen. Am Ende ihrer knapp achtmonatigen Beziehung hatte sie unter anderem einen lädierten Brustwirbel, zwei gebrochene Rippen und eine gebrochene Nase - von den psychischen Folgen ganz zu schweigen. Lesen Sie auch: 37-Jähriger wegen zahlreicher Gewaltdelikte gegen Frauen vor Gericht Zeugin berichtet im Prozess gegen Mann aus Uslar von Gewalttaten Prozess gegen 37-Jährigen aus Uslar: Polizist schildert Vernehmung von traumatisierten Frauen Serie von gewalttätigen Übergriffen: Zeugin vor Landgricht Göttingen schildert zitternd ihre Misshandlungen Prozess gegen 37-jährigen Mann aus Uslar: Zeugin mit Nervenzusammenbruch Von Heidi Niemann

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