Prozess um Doppelmord in Grone: Kriminaltechniker schildert Spurensicherung

Im Prozess um den zweifachen Frauenmord im Göttinger Stadtteil Grone hat am Montag ein Beamter der Polizeiinspektion Göttingen geschildert, wie damals die Spurensicherung abgelaufen ist. Seinen Angaben zufolge fand die Arbeit der Experten unter erschwerten Bedingungen statt. Am Tatort habe sich eine große Menschenmenge befunden, berichtete der Kriminaltechniker vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Göttingen. „Von überall waren Handys auf uns gerichtet.“ Auch das Wetter machte es den Ermittlern nicht leicht: Am Nachmittag setzte Regen ein, sodass zahlreiche Blutspuren verwischt wurden. In dem Prozess muss sich der 53-jährige Frank N. wegen zweifachen Mordes und zweifacher gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem mehrfach vorbestraften Angeklagten vor, am 26. September 2019 auf offener Straße seine ehemalige Lebensgefährtin mit einer brennbaren Flüssigkeit bespritzt und in Brand gesetzt zu haben. Anschließend habe er sie durch zahlreiche Messerstiche so schwer verletzt, dass sie noch am Tatort verstarb. Als eine Kollegin der 44-Jährigen zu Hilfe eilen wollte, habe er auch diese angegriffen. Die 57-Jährige verstarb später im Krankenhaus. „Unmöglich, die Menschen vom Tatort fernzuhalten“: Als die Kriminaltechniker am Tatort eintrafen, standen dort bereits zahlreiche Streifenwagen. Ein Rettungswagen fuhr gerade weg, der die lebensgefährlich verletzte Frau zum Klinikum brachte. Überall hätten Passanten herumgestanden, berichtete der Polizist. „Es war unmöglich, die Menschen vom Tatort fernzuhalten.“ Auf einem Gehsteig habe ein mit weißen Tüchern abgedeckter Leichnam gelegen, „wie auf dem Präsentierteller.“ Da dieser Bereich von allen Seiten einsehbar gewesen sei, habe die Berufsfeuerwehr umgehend einen Sichtschutz errichtet. Die Ermittler sicherten dann nach und nach zahlreiche Gegenstände und Spuren, die möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten, unter anderem mehrere Fahrräder, Kleidungsstücke, ein Feuerzeug sowie den Feuerlöscher, mit dem Helfer die brennende Frau zu löschen versucht hatten. Der Leichnam der Frau habe zahlreiche Brand- und Stichverletzungen aufgewiesen und in einer Blutlache gelegen, berichtete der Polizeibeamte. Gelbe Trinkflasche mit dem Namen „Explosion“: Auch an zahlreichen anderen Stellen waren Blutspuren zu finden, außerdem entdeckten die Ermittler Haarbüschel, Schleifspuren, Rußflecken, Brandrückstände und Glasscherben. In unmittelbarer Nähe eines Fahrrades habe eine gelbe Trinkflasche gelegen, in der sich noch eine geringe Menge Flüssigkeit befand, berichtete der Polizist. Die Flüssigkeit habe nach etwas Brennbarem gerochen. Da der schwarze Trinkverschluss geschmolzen war, vermuteten die Ermittler, dass die Flasche als Tatmittel benutzt worden war. Und noch etwas fiel ihnen auf: Der Produktname der Flasche lautete bezeichnenderweise „Explosion“. Die Kriminaltechniker stellten diverse weitere Gegenstände sicher, die offenbar den Opfern zuzuordnen waren, unter anderem zwei Handtaschen, ein Mobiltelefon, einen Regenschirm, eine fast vollständig verbrannte Jacke und einen goldenen Ohrring. Luftaufnahmen und 360°-Kamera: Um die Tatortsituation dokumentieren zu können, hatte die Polizei noch weiteres technische Unterstützung angefordert. So wurde unter anderem eine 360-Grad-Spezialkamera eingesetzt, außerdem machte die Bundespolizei Luftaufnahmen. Um 18.15 Uhr, rund fünf Stunden nach der Tat, waren die Kriminaltechniker mit der Spurensicherung fertig. Eine halbe Stunde vorher hatte die Polizei in einer Fahndungsmeldung ein Foto und auch den Namen des flüchtigen Tatverdächtigen veröffentlicht. Dieser lieferte sich dann noch mehr als 24 Stunden ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, bis er am Abend des Folgetages in der Göttinger Innenstadt festgenommen wurde. Mehr zum Thema: „Wir waren alle schockiert, dass jemand zu so etwas fähig ist“ Doppelmord in Grone: Angeklagter Frank N. legt Geständnis ab Prozess gegen Frank N. startet trotz Corona-Krise am 25. März Bluttat in Grone: Frank N. wegen Doppelmordes an zwei Frauen angeklagt Polizei fasst Tatverdächtigen Frank N. in der Göttinger Innenstadt Die Ereignisse seit dem Tag der Tat Von Heidi Niemann

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