Prozess vor dem Landgericht Göttingen Vier Männer wegen Einbruchsserie und E Bike Klau angeklagt

Wegen zahlreicher Wohnungseinbrüche und Fahrraddiebstähle müssen sich seit Dienstag vier Männer im Alter zwischen 23 und 39 Jahren vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den aus Rumänien und dem Kosovo stammenden Angeklagten vor, zwischen September 2018 und Februar 2019 in wechselnder Besetzung 19 Einbrüche und Diebstähle im Stadtgebiet von Göttingen begangen zu haben. Dabei hätten sie gewerbsmäßig gehandelt, um sich eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Diebesgut im Gesamtwert von mehr als 60000 Euro nach Rumänien gebracht werden sollte, um es dort zu verkaufen. Zwei Angeklagte in Untersuchungshaft: Da die Angeklagten teilweise kein Deutsch sprechen, nehmen auch zwei Dolmetscher an der Verhandlung teil. Einer der Angeklagten ist nach Angaben seines Verteidigers zudem Analphabet. Der 38-jährige Rumäne war ebenso wie der 36-jährige serbische Staatsangehörige Anfang Februar festgenommen worden. Beide sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der jüngste Angeklagte, ein 23-jähriger Rumäne, war damals ebenfalls festgenommen worden. Der gegen ihn erlassene Haftbefehl wurde dann jedoch außer Vollzug gesetzt. Der vierte Angeklagte, ein 39-jähriger Rumäne, konnte bei der Frage des Vorsitzenden Richters nach seinen Personalien seine Wohnanschrift nicht nennen. Er wusste nur die Nummer seines Appartements, nicht aber Straße und Hausnummer. Tatsächlich befindet sich seine Wohnung in einem großen Gebäudekomplex in der Groner Landstraße, wo auch zwei Mitangeklagte gemeldet sind. Einzig der 36-Jährige gab eine abweichende Adresse an, er hatte vor seiner Festnahme im Solling im Landkreis Northeim gewohnt. Einbruch in Reihenendhaus: Der 36-Jährige soll laut Anklage die meisten Straftaten begangen haben, ihm werden 16 Wohnungseinbrüche sowie Diebstähle von teuren E-Bikes vorgeworfen. Der 38-Jährige ist wegen zehn Taten angeklagt, dem 23-Jährigen und dem 39-Jährigen werden acht beziehungsweise drei Straftaten vorgeworfen. Den ersten angeklagten Wohnungseinbruch sollen der 38-Jährige und der 36-Jährige im vergangenen September in einem Reihenendhaus im Göttinger Stadtteil Leineberg verübt haben. Die Hausbewohner, ein 80 und 85 Jahre altes Ehepaar, befanden sich zu der Zeit gerade im Urlaub, als sie einen Anruf von ihrer Tochter bekamen. „Wir haben unseren Urlaub sofort abgebrochen“, berichteten sie. Als sie zu Hause eintrafen, bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung: Die Einbrecher hatten sämtliche Schränke durchwühlt, alle Schubladen herausgerissen und den Inhalt auf den Fußboden verteilt. Die Täter hätten alles mitgenommen, was ihnen wertvoll erschien, berichtete die 80-jährige Geschädigte. Neben Uhren, Schmuck und Silberbesteck erbeuteten die Einbrecher auch Kameras und eine Knickhalslaute. Wochenlang unter Schlafstörungen gelitten: Die Polizei stellte bei der Untersuchung des Tatortes fest, dass die Täter offenbar zunächst vergeblich versucht hatten, die Eingangstür aufzubrechen. Danach hätten sie sich an einem rückwärtigen Fenster zu schaffen gemacht und schließlich die Terrassentür aufgehebelt. Für die betroffenen Hausbewohner war es ein Schock. Er habe wochenlang unter Schlafstörungen gelitten, sagte der 85-Jährige: „Das ist eine schlimme Sache, wenn man weiß, dass jemand durch seine Betten gelaufen ist.“ Der 23-Jährige muss sich noch wegen einer weiteren Straftat verantworten. Er soll im Februar 2018 versucht haben, mit Gewalt einer Frau die Handtasche zu rauben. Erst als sie lautstark um Hilfe schrie, habe er sein Vorhaben aufgegeben. In eine Polizeikontrolle geraten: Einer der vier Angeklagten ist ein Cousin eines 26-jährigen Rumänen, der sich bereits in der vergangenen Woche in einem gesonderten Verfahren vor dem Amtsgericht Göttingen verantworten musste. Der 26-Jährige war im Februar in Rosdorf (Kreis Göttingen) mit einem Kleintransporter in eine Polizeikontrolle geraten. Auf der Ladefläche entdeckten die Beamten zahlreiche hochwertige Elektrofahrräder, die allesamt gestohlen worden waren. Die Ermittler hatten zuvor beobachtet, wie die gestohlenen Räder in einer Tiefgarage des Wohnkomplexes in der Groner Landstraße in den Transporter geladen wurden. Der 26-Jährige soll beim Verladen der E-Bikes geholfen haben. Eigenen Angaben zufolge sollte er die teuren Räder in sein rumänisches Heimatdorf bringen. Die Polizei vereitelte jedoch diesen Plan. Das Amtsgericht verurteilte den 26-Jährigen wegen Hehlerei zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten ohne Bewährung. Von Heidi Niemann

Prozess vor dem Landgericht Göttingen - Vier Männer wegen Einbruchsserie und E-Bike-Klau angeklagt