Schicksal der Göttinger Grundschule Boni I weiter offen

Die Grundschule Bonifatius I soll umziehen. Von der Bürgerstraße nach Geismar, in das Gebäude der einstigen Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) am Stadtstieg. Von einem Umzug wollen Eltern und Schüler aber nichts wissen. Das versichert Elternvertreterin Janine Jähnig. Der Schulelternrat hat einen „Faktencheck“ zusammengestellt, der die „aktuelle Situation und Diskussionspunkte aufnimmt und erklärt“, teilt sie mit. Im Faktenscheck aufgelistet sind neun Punkte, die für einen Umzug sprechen beziehungsweise ihn als angemessen darstellen. Jähnig stellt ihnen – aus ihrer Sicht - Entkräftungen entgegen. Einige Punkte seien hier genannt. Aussage 1: Die Bonifatiusschule I ist keine Innenstadtschule. Fakt: Die Boni I ist eine Innenstadtschule und sie war auch immer eine Innenstadtschule. Die Schule existiert am heutigen Standort seit 46 Jahren. Die Hälfte der Schüler kommt aus einem Umkreis von 1,3 Kilometern um den jetzigen Standort. Auf das gleiche „Einzugsgebiet“ entfällt für den Standort der ehemaligen Käthe-Kollwitz-Schule lediglich ein Fünftel der Schülerschaft. Auch für die Schüler aus Grone und Weende ist die Bürgerstraße wesentlich besser zu erreichen als der Stadtstieg. Aussage 2: Die Boni I ist in einer „Villa“ untergebracht, die nie als Schule gebaut wurde. Fakt: Ja, das Hauptgebäude wurde nie als Schule gebaut. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Villa, sondern um ein ehemaliges Offizierskasino. In dem Gebäude wird seit 46 Jahren pädagogisch wertvolle Bildung mit viel Herz für Grundschüler betrieben. Aussage 3: Die Sanierung der Boni I kostet 6,7 Millionen Euro. Fakt: Die Sanierung des Hauptgebäudes ist mit lediglich 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Der Restbetrag kommt durch den geplanten Neubau und die Ausbesserung des Parkplatzes zustande. Wie bei anderen Schulen auch, wurden in der Vergangenheit gestellte Bauanträge nicht berücksichtigt, was zu einer Anhäufung der erforderlichen Maßnahmen geführt hat. Aussage 5: Ein Umzug in die ehemalige Voigtschule ist nicht für umsonst zu haben. Fakt: Richtig, auch in diesem Gebäude müssten Umbaumaßnahmen vorgenommen werden. Das ist aber bei der Käthe-Kollwitz-Schule auch der Fall. Für den Umzug in die KKS sind 1,5 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. 70 Prozent Kinder katholischen Glaubens: Göttingens Schuldezernentin Maria Schmidt (Grüne) geht auf Anfrage des Tageblatts auf einige Punkte ein. „Die Boni I liegt am Rand der Innenstadt, von der Lage her ist sie damit eine Innenstadtschule. Aber: ’Normale’ Grundschulen liegen möglichst immer inmitten ihres Einzugsbereichs und natürlich wohnen auch Kinder in der Innenstadt. Die Schülerschaft der Boni I muss aber anders als normale Grundschule zu mindestens 70 Prozent Kinder katholischen Glaubens beschulen, egal woher sie kommen, auch und obwohl sie eine städtische Schule ist.“ Das Hauptgebäude sei keineswegs marode, stellt Schmidt klar. Es genüge jedoch nicht den brandschutzrechtlichen Bestimmungen. Als Übergangslösung würden Pavillonräume genutzt, die stark sanierungsbedürftig seien. Die Dezernentin versichert auch, dass das Grundstück bislang nicht auf dem Immobilienmarkt angeboten wurde. Kooperationen würden gekappt: Elternvertreterin Jähnig macht darauf aufmerksam, dass über die Jahre und Jahrzehnte Kooperationen gewachsen seien, die mit einem Umzug aus der Innenstadt heraus nach Geismar unwiederbringlich gekappt würden. Schmidt zu diesem Argument: „Für jede Schule ist eine Verlagerung ihres Standortes von einer gewissen Bedeutung. Aufgrund der Einzugsbereiche für normale Grundschulen mit einer möglichst fußläufigen Erreichbarkeit ist ein Standortwechsel eher nicht möglich, für eine Schule katholischen Glaubens ohne Einzugsgebiet eher schon.“ Politisch ist über die Zukunft der Boni I noch nicht entschieden worden. In diesen Wochen ist der gesamte politische Prozess der Willensbildung aufgrund der Corona-Pandemie stark verzögert. „Wir sind in Sorge, dass die Entscheidung um den Standort der Boni 1 ohne weitere öffentliche Diskussion gefällt wird. Darum sind wir bemüht, weiter Informationen dazu zu liefern“, erklärt Elternvertreterin Jähnig. Politische Unterstützung für den Erhalt der Boni I kommt derzeit von der FDP-Fraktion im Rat der Stadt und den Jungen Liberalen (JuLis). In einem Statement der JuLis heißt es: Eine Sanierung mit notwendigen Verbesserungen im Brandschutz sei auch am Standort in der Innenstadt zu moderaten Kosten von 1,5 Millionen Euro realisierbar. „Insgesamt bedeutet eine Verlegung der Bonifatiusschule I also keine Verbesserung ihrer Schulsituation, sondern ganz im Gegenteil, eine Gefährdung ihrer Existenz“, so Jan Risting, der Kreisvorsitzende der JuLis Göttingen. Deswegen solidarisieren sich die Jungen Liberalen ebenso wie die FDP-Stadtratsfraktion mit der Initiative „Boni 1 bleibt“. Ristings Frontalkritik: „Wie im Fall des Otto-Hahn-Gymnasiums zeigt die Verwaltung mal wieder, welch geringen Stellenwert sie einer verantwortungsvollen und durchdachten Schulpolitik zuschreibt.“ Auch die CDU-Fraktion hinterfragt den Umzug mit Blick auf die derzeit in der Käthe-Kollwitz-Schule angesiedelte Volkshochschule, für die es bis jetzt keinen alternativen Ort gibt. Die Boni I wird von 150 Kindern besucht. 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Schulelternrat erstellt Faktencheck - Schicksal der Göttinger Grundschule Boni I weiter offen