Schnee in Göttingen: Passanten, Taxifahrer und die GEB kämpfen gegen die weißen Massen

Die weiße Decke ist zu großen Teilen niedergetrampelt, Autos schieben Schnee vor sich her, die Göttinger Entsorgungsbetriebe kommen kaum gegen die Massen an: Am Donnerstagnachmittag ist die Innenstadt begehbar, aber nur zu Fuß und mit wasserdichtem Schuhwerk. Wasserpfützen von gesalzten Flächen hier, Eis- und Schneetürme dort. Beim Spaziergang durch die Stadt hört man viele Menschen fluchen – aber nicht alle. Lesen Sie auch: Winterchaos in Göttingen: Ärger und Unmut über nicht geräumten Schnee in den Straßen Antonius Tsiolis, genannt „Tonipunk“, sitzt an der Kurze-Geismar-Straße in Göttingen und beobachtet Passanten. „Ich wohne in Weende-Nord, da ist wenig los“, sagt er. Seit die Busse wieder fahren, kommt er wieder in die Stadt. Das Schneechaos macht ihm nichts aus – „ich bin viel zu Fuß unterwegs und habe Gummistiefel an“. Das sei das „beste Schuhwerk im Winter“. Taxifahrer Faramarz-Sourati findet es „richtig schlimm, dass die Stadt nicht mehr tut“ gegen den Schnee. Das Wetter sei angekündigt gewesen, die Schneeräumung müsse flüssiger laufen. „Ich habe so viele Unfälle gesehen, die wären alle vermeidbar gewesen“, sagt er. Baut er einen Unfall, ist sein Lebensunterhalt in Gefahr – das Taxi gehört ihm. Ein Plus in der Kasse seien die Tage ohne Stadtbusse gewesen. Aber das Fahren sei hart: „Mit den Nebenstraßen haben die noch nicht einmal angefangen.“ Marlene Steinmann wurde mit dem Auto mitgenommen, um nach Hause zu kommen. „Ich habe seit zwei Jahren meinen Führerschein und hätte mich heute nicht selbst hinters Steuer gesetzt“, sagt die Auszubildende am Deutschen Theater. Kommende Woche muss sie umziehen – „hoffentlich ist der Schnee dann weg“. Briefträger Manuel Kolle kämpft sich auf dem Fahrrad durch den Schnee – „teilweise ist geräumt, teilweise nicht“, sagt er. Das gelte für private wie auch öffentliche Wege und Straßen. Als „schwierig, aber machbar – trotzdem wirklich nicht die beste Voraussetzung“, ordnet er seine Arbeit derzeit ein. Das Rad rutsche oft zur Seite in den Schnee- und Eismassen. Lesen Sie auch Abgeordneter Stefan Wenzel: Bus- und Zugausfälle „mehr als unverständlich“ Schneeberge wachsen auf dem Schützenplatz in Duderstadt Fred Borchardt, der lange mit seiner Frau einen Obst- und Gemüseladen an der Reinhäuser Landstraße führte, schippt an diesem Donnerstagmorgen zum zweiten Mal Schnee vor der eigenen Haustür. „Das ist nicht so schlimm“, sagt Borchardt. Wichtig sei, dass alles sicher ist für die Passanten. Ein anderes Problem in der Innenstadt: Eiszapfen an den Häuserdächern. Zum Teil beauftragen Hauseigentümer damit private Dacharbeiter-Firmen. Wenn dies nicht geschieht und „Gefahr im Verzug“ ist, so ein Polizist, müsse die Feuerwehr kommen und die Zapfen entfernen. Lesen Sie auch: Kommentar: Göttingen im Schnee: Der Frust auf den Nebenstraßen ist verständlich – aber... Wer sich selbst um diesen Service kümmert, bucht Firmen wie Jörg Schuchardt Bedachungsgesellschaft aus Rosdorf. Die Mitarbeiter sind am Donnerstagnachmittag an der Roten Straße zugange und entfernen große Eiszapfen. Von Lea Lang