Schulstart unter Corona: Das sagen Schüler aus Göttingen zu den neuen Verordnungen

„Die Schulschließungen sind gut“, sagt Tim Wiedenmeier, stellvertretender Vorsitzender des Stadtschülerrates Göttingen, Schülersprecher des Otto-Hahn-Gymnasiums und Mitglied im Göttinger Jugendparlament. Anders sei das Ziel, den Inzidenzwert auf unter 50 zu drücken, nicht zu erreichen. Nach den Ferien die Schüler wieder in volle Busse und auf engsten Raum in die Klassenzimmer zu lassen, wäre „eine Rolle rückwärts“ gewesen. Schulen hätten sich als Corona-Hotspots erwiesen. Das dürfe nicht unterschätzt werden. Wiedenmeier gibt aber zu bedenken, dass der mit den neuen Regelungen wieder in den Mittelpunkt rückende Distanzunterricht vielen Schülern schwerfalle – vor allem wenn sie auch finanziell schlechter gestellten Familien kämen. Durch zu wenig Unterricht in den Schulen könnte es zu „großen Bildungslücken“ bei manchen Schülern kommen. Das dürfe nicht passieren, mahnte Wiedenmeier. Auch eine weitere Schwierigkeit sieht Wiedenmeier im Distanzunterricht. Die dafür nötige Digitalisierung laufe nur schleppend – bundesweit und in Göttingen. Es sei dringend gefordert, so Wiedenmeier, dass Lehrer, Schulkinder und Schulen eine gute Ausstattung bekommen, um digitalen Unterricht zu ermöglichen. Der Göttinger Schüler Linus Steinmetz vom Hainberg-Gymnasium kommentierte die neuen Regelungen auf Twitter: „Ich als Schüler bin froh, dass mein Leben durch Schulöffnungen nichts aufs Spiel gesetzt wird.“ Wie belastend die Situation für die Schülerschaft in der Corona-Pandemie schon vor den Weihnachtsferien war, hatte Wiedenmeier bereits im November geschildert: „Die Schülerschaft hat sich schon lange nicht mehr sicher in der Schule gefühlt. Das Gefühl von Sicherheit gab es in der Corona-Pandemie einfach nicht mehr, man lebte immer mit der Angst, sich zu infizieren oder infolgedessen andere zu infizieren.“ Heute sagt Wiedenmeier: „Die Sehnsucht nach Normalität ist bei Schülerinnen und Schülern sehr groß.“ Lesen Sie auch Göttingen: Das sagen Schulleiter zu der neuen Corona-Verordnung Das sind die Lockdown-Pläne für Niedersachsens Schulen Corona-Regeln in Niedersachsen: Das gilt für private Treffen, Schulen und Ausflüge Lockerungen für stationären Handel in Göttingen und Duderstadt denkbar? Landesschülerrat kritisiert Maßnahmen als „unangemessen hart“: Der Landesschülerrat hält die von Minister Tonne angekündigten Maßnahmen hingegen für „unangemessen hart“. Die damit einhergehenden Belastungen für die Schüler wären vermeidbar gewesen, heißt es in einer Stellungnahme vom Mittwochmorgen. Im Sommer habe die Einführung des Szenario B eine wirksame Balance zwischen Infektionsschutz und dem notwendigen Minimum der Kenntnisvermittlung ermöglicht. Eine Rückkehr zu diesem System wäre für alle Schülerinnen und Schüler deutlich besser gewesen, heißt es in der Mitteilung. Das Wechselmodell hätte für den Infektionsschutz wohl ausgereicht. Gefahren im Distanzunterricht: „Wir gehen mit dem Distanzunterricht das Risiko ein, Schüler langfristig zu verlieren und Rückstände unaufholbar zu vergrößern. Corona darf nicht zum Damoklesschwert ganzer Schullaufbahnen werden“, sagte Florian Reetz, Vorsitzender des Landesschülerrates. Die Grundschulen würden zunächst ins Szenario C, danach ins Szenario B geschickt. Dies bedeute außer einer großen Belastung für die Eltern, dass die jüngsten Schüler im Januar „gerade einmal an fünf Tagen zur Schule gehen“, bemängelt der Landesschülerrat. Dennoch sei diese Priorisierung der Grundschulen lobenswert. Ministerium erfüllt Forderung des Landesschülerrates: „In Anbetracht der fortgeführten Einschränkungen sind die Anpassungen der Abschlussprüfungen aller Schulformen von besonderer Wichtigkeit. Das Ministerium verhindert durch diese Zugeständnisse, dass Schülerinnen und Schüler ungebührliche Herausforderungen stemmen müssen. Damit erfüllt das Ministerium eine ältere Forderung des Landesschülerrates und sorgt für möglichst faire Abschlüsse“, erklärte Marike Leder, stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates, weiter. Das Wechselmodell für Abschlussklassen und Abiturjahrgänge begrüßt der LSR deutlich. „Wir sehen darin einen guten Kompromiss. Dem Infektionsschutz wird Rechnung getragen und die Lerninhalte werden angesichts des fortgesetzten Lockdowns vergleichsweise gut vermittelt.“ Von Michael Brakemeier