Schweinepest und Corona: Herausforderung für Göttinger und Duderstädter Jäger

Südniedersachsen ist eine Wildschwein-Hochburg: Im vergangenen Jagdjahr wurden allein im Bereich der Jägerschaft Göttingen rund 1800 Schweine erlegt, so der Vorsitzende Dieter Hildebrandt. Ein Jagdjahr beginnt am 1. April, erst dann stehen die neuen Zahlen fest. Hildebrandts Einschätzung: Wir bewegen uns derzeit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Einen Rekord erzielten die Göttinger Jäger im Jahr 2017, damals kamen ihnen rund 2000 Wildschweine vor die Flinte. Das Problem derzeit: die Afrikanische Schweinepest (ASP). Die Schweinekrankheit ist bereits in Sachsen und Brandenburg nachgewiesen worden. Um zu verhindern, dass sie sich auch in Niedersachsen ausbreitet sind die Jäger angehalten, die Population an Schwarzwild möglichst niedrig zu halten. Drückjagden wegen Corona abgesagt: Die Jäger aber kämpfen nicht nur gegen die Schweinepest, sondern auch mit den Corona-Regeln. „Einige Drückjagden sind deshalb im Jahr 2020 abgesagt worden”, erklärt Thomas Ehbrecht, Vorsitzender der Jägerschaft Duderstadt. Und das, obwohl die Drückjagden, also gemeinschaftliche Jagden, die früher Treibjagd genannt worden, auch unter Corona-Bedingungen möglich seien. „So konnten wir zwar den Durchschnitt halten, die Abschuss-Quote aber kaum erhöhen”, sagt Ehbrecht. Hildebrandt beobachtet zudem, dass wegen der Corona-Pandemie weniger Jagdgäste nach Südniedersachsen zur Schweinejagd kommen. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine schwere Viruserkrankung, die ausschließlich Wild- und Hausschweine betrifft und für diese meist tödlich endet. Für den Menschen ist die Erkrankung ungefährlich, da das ASP-Virus weder durch den Verzehr von Schweinefleisch, noch über direkten Tierkontakt auf den Menschen übertragbar ist. Das teilt das Niedersäschische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) mit. Die Erkrankung wird direkt von Tier zu Tier übertragen, zum Beispiel durch den Kontakt von Wildschweinen zu Hausschweinen bei offenen Haltungsformen. Indirekt kann das Virus auch durch Menschen, andere Tiere oder Gegenstände übertragen werden. Der Mensch kann nach Kontakt zu infizierten (Wild-)Schweinen, zum Beispiel über schmutzige Hände, das Virus übertragen. Virusbehaftete Kleidung, Futtermittel, Speiseabfälle, Gülle, Mist oder Fahrzeuge können ebenso das Virus weitertragen. Auch Hunde und Katzen, die Kontakt mit einem infizierten Wildschwein hatten, können indirekt das ASP-Virus übertragen, wenn sie anschließend Kontakt zu Hausschweinen haben, so das Laves. Eine Dezimierung des Schwarzwildbestandes aber sei für eine Eindämmung der ASP wünschenswert und nötig. „Die ASP wird sonst kaum vor Niedersachsen halt machen”, so Ehbrecht. Wie Hildebrandt erklärt, so unterliege die Schwarzwild-Population einer Art „Schweinezyklus”. Das heißt, in Wellen sinkt und steigt der natürliche Bestand. Derzeit beobachtet der Göttinger Jäger noch einen Aufwärtstrend. Das bestätigt auch sein Stellvertreter, Karsten Schneemann. „In meinem Revier im Bereich Gartetal tummeln sich jede Menge Schweine”, sagt er. Die Wildschweine profitieren auch von den durch die Dürresommer geschädigten Wälder. Wo sonst hohe, lichte Wälder standen, können sich die Tiere heute an manchen Orten in dichten Brombeerhecken verstecken. „Das erschwert das Bejagen”, so Schneemann. Lesen Sie auch Keine Schonzeit für Wildschweine in den Landkreisen Northeim und Göttingen Waschbärn und Wildschweine in Göttingen auf Rekord-Niveau Schweinepest: Jäger in Göttingen und Duderstadt wollen weiter jagen Corona und die ASP: Die Viren halten die Jäger in Schach. Um den Bestand an Wildschweinen so weit zu senken, dass die Infektionsketten bei den Wildschweinen durchbrochen werden und eine Verbreitung der ASP verhindert werden kann, müssten nach Hildebrandts Angaben etwa doppelt so viele Wildschweine wie bislang erlegt werden. Auch das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat das erkannt. Es bietet Jägern, die mehr als den Soll erlegen, eine Förderung in Höhe von 50 Euro pro Tier dass als überdurchschnittlicher „Mehrabschuss“ im eigenen Revier erlegt wurde. Die Jäger wünschen sich zudem eine Erleichterung für die revierübergreifenden Gemeinschaftsjagden: nämlich eine vereinfachte Regel für Straßensperrungen. „Bei Landes- und Bundesstraßen gestaltet sich das manchmal schwierig und ist kostenintensiv”, sagt der Vorsitzende der Göttinger Jäger. Die Kommunen seien da allerdings vorbildlich. „Solche Unterstützung wünschen wir uns auch von Land und Bund”, sagt Hildebrandt. Die Jagd sei bereits als systemrelevant bezeichnet worden, da sie nicht nur zur Bekämpfung der Schweinepest, sondern auch für den Schutz der landwirtschaftlichen Felder und der neu angepflanzten Bäume wichtig sei. Im Januar ist eine gemeinschaftliche Drückjagd geplant. Am Sonnabend, 9. Januar, wollen die Jäger im Bereich zwischen Elliehausen und Barterode auf die Pirsch gehen. Etwa von 9 bis 13 Uhr werden dann auch Straßen gesperrt - und zwar zwischen Elliehausen und Knutbühren, zwischen Barterode und Knutbühren sowie zwischen Hetjershausen und Knutbühren. Von Britta Bielefeld