So stehen Kirchenvertreter der Region zur Impfpriorisierung von Geistlichen

Viele Menschen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen hoffen in der Corona-Pandemie auf seelsorgerlichen Beistand. In der evangelischen Kirche gibt es unterschiedliche Stimmen in dieser Frage. Vertreter der evangelischen Pastorinnen und Pastoren in der hannoverschen Landeskirche hatten vergangene Woche eine rasche Impfung der gesamten Berufsgruppe gefordert, da Pastoren in engem Kontakt mit Menschen arbeiteten. Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, sieht dafür keine Dringlichkeit. Die Kirchenleitung in Hannover hatte ebenso wie die Diakonie zurückhaltend auf den Vorstoß nach rascher Impfung reagiert. „Es ist unbedingt zu begrüßen, dass unter den Pastorinnen und Pastoren offensichtlich eine hohe Impfbereitschaft herrscht“, sagte Wiebke Vielhauer, stellvertretende Superintendentin im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Göttingen auf Nachfrage. Denn durch die Impfung schützten Menschen sich selbst und die, denen sie begegnen. Keine Priorisierung nach Berufsstand: „Wichtig ist das vor allem für die, die aufgrund von Alter, Vorerkrankung oder Tätigkeit besonders gefährdet sind, sich mit dem Corona-Virus anzustecken.“ Im pastoralen Dienst betreffe das in erster Linie diejenigen, die in Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen tätig seien. „Diese Kolleginnen und Kollegen sollten gemeinsam mit allen anderen dort Beschäftigten ein Impfangebot erhalten“, so Vielhauer. Eine baldige Impfung wäre sicher auch für alle anderen Pastorinnen und Pastoren wünschenswert, da sich dadurch weitere Möglichkeiten ergeben würden, für Menschen in Not da zu sein, führt die Pastorin weiter aus. „Doch da gerade in der Seelsorge immer mehr auch Diakone und Ehrenamtliche aktiv sind, überzeugt mich eine Priorisierung nur nach Berufsstand nicht. Gut fände ich dagegen, wenn inhaltliche Gründe eine wichtige Rolle spielen“, so Vielhauer. Die Notfallseelsorge sei beispielsweise ehren- und hauptamtlich auch in gefährlichen Situationen Menschen nah. „Hier ein Impfprogramm aufzustellen, fände ich sinnvoll.“ In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten Landeskirche in Deutschland, arbeiten derzeit mehr als 1700 Pastorinnen und Pastoren in 1235 Gemeinden sowie in überregionalen Einrichtungen. Für alle ansprechbar: Für Johannes Broermann, Sprecher der katholischen Kirche Göttingen, ist die Seelsorge ebenfalls der entscheidende Punkt, eine Impfpriorisierung fordert er nicht: „Wir stellen keine derartigen Forderungen. Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger, ob nun Priester, Diakone oder beispielsweise Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, sind für alle Menschen ansprechbar, auch in Notlagen. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kindertagesstätten und in den Pflegediensten der Caritas konnten sich mittlerweile schon impfen lassen.“ Von Asja Wortmann und Christiane Böhm