Stadt Göttingen sperrt wegen Coronavirus die Spielplätze

Auf der Schillerwiese herrschte am Dienstagnachmittag eine sehr friedliche Stimmung. Nur vereinzelt haben sich kleine Grüppchen auf Decken in der Sonne niedergelassen. Es ist einer der ersten Frühlingstage im Jahr 2020, unter normalen Umständen wäre die Wiese sicher dicht belegt. Es sind aber keine normalen Umstände. Die Corona-Epidemie erfasst nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens. Karin Dietrich ist mit ihrer fünfjährigen Tochter in den Park gekommen. Sie sitzt etwas abseits vom Spielplatz auf einer Bank an dem kleinen Bächlein, das den Hang hinab fließt. Dass die Spielplätze gesperrt werden, weiß sie. Ob das gerechtfertigt ist, weiß sie nicht so recht. Es sei sehr hart. Sie wohne mit ihrer Tochter in einer Wohnung, „wir haben keine Garten“. Die Fünfjährige sei sehr aktiv, mache normalerweise auch viel Sport. Aber alle Kurse sind nun abgesagt. Und die Spielplätze auch noch gesperrt. „Ich kann mein Kind doch nicht fünf Wochen lang einsperren. Wir gehen nach wie vor in die Natur“, sagt sie. Dann eben demnächst in den Wald. Verständnis für die Maßnahmen: Stephan Weiss ist froh, dass der Spielplatz auf der Schillerwiese noch nicht abgesperrt ist. Seine dreijährige Tochter turnt auf dem großen Holzgerüst herum. Verständnis für die Maßnahmen hat er. Er werde sich dran halten, wenn die Spielplätze wirklich gesperrt sind. „Dann gehen wir eben in den Wald spazieren“, sagt er. Seit Mittwoch, 18. März, null Uhr gilt der Erlass der Landesregierung. Dann sind die Spielplätze endgültig gesperrt. Die Verwaltung der Stadt Göttingen werde dies auch kontrollieren. Für die Umsetzung dieser Kontrollen sei die Stadt im Gespräch mit Ordnungsamt und Polizei, so Petra Broistedt, Dezernentin für Soziales und Kultur, in einer Pressekonferenz der Stadt. Verstöße sollen durchaus auch geahndet werden. Wer jetzt seine Kinder jetzt bei guter Laune halten will, muss kreativ sein. Im Netz gibt es dafür viele gute Tipps. Es muss ja nicht gleich das Laufband sein, von dessen Anschaffung eine Göttinger Mutter ironisch spricht. Videoplattformen bieten Fitnesskurse für nahezu jedes Alter an. Da finden sich für Familien genug Anleitungen, um sich einfach mal zusammen auszutoben. Oder einfach mal wieder Springseilspringen. Draußen auch auf engem Raum, beispielsweise im Hof oder auf einem Stückchen Wiese, lässt sich auch Wikinger-Schach spielen. Dabei werden Holzklötze mit Wurfhölzern umgeworfen. Auch Plastikflaschen, die mit Sand oder Wasser gefüllt werden, erfüllen diesen Zweck. Wer zu Hause bleiben muss, kann gemeinsam backen oder Kresse oder andere schnell keimende Pflanzen aussäen. Aus Papprollen und Bierdeckeln kann man Türme und Murmelbahnen bauen. Oder in der Wohnung auf Schatzsuche gehen. Wer den Frühjahrsputz angehen will, kann mit dem Nachwuchs auch die Spielzeugschränke ausmisten. Treffen in kleiner Runde: Bei der Fahrt durch die Stadt fallen viele Eltern auf, die mit ihren – teils noch sehr jungen –Kindern auf dem Rad unterwegs sind. Radtouren, Spaziergänge, Wanderungen, all das ist weiterhin erlaubt, betont auch Broistedt. Auf dem Spielplatz im Cheltenham Park ist nur eine Mutter mit Tochter unterwegs. Ansonsten herrscht hier gähnende Leere. Man solle sich ja nur in großen Gruppen nicht treffen, meint die Mutter. Und hier sei ja keiner. Das gilt ab morgen nicht mehr. Alle Spielplätze sind dann tabu. Ein Problem, meint auch diese Mutter. Gerade Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren „müssen raus aus der Wohnung, sich bewegen.“ Der Bing-Spielplatz in Geismar liegt am frühen Nachmittag leer und verlassen da. Erst später erscheinen einige Kinder, alle ohne Begleitung der Eltern. Der Spielplatz ist bei Grundschülern sehr beliebt. Ab morgen ist auch für sie der Spielplatz gesperrt. Treffen mit Freunden in kleiner Runde bleiben erlaubt, genauso wie Rad- oder Erkundungstouren in der Umgebung. Lesen Sie auch: Corona-Liveticker: Die Lage in Göttingen und der Region Corona Pandemie: Ab Mittwoch bleiben in Göttingen viele Läden zu Von Christiane Böhm

Wegen Coronavirus - Stadt Göttingen sperrt ab sofort die Spielplätze