Steigende Zahlen: Die Kunden kehren in Göttingens Innenstadt zurück

Rückkehr in die Innenstadt: Nach den wochenlangen Geschäftsschließungen zu Beginn der Corona-Krise nähern sich die Besucherzahlen in Göttingens Innenstadt wieder dem Vorkrisen-Niveau an. Zu diesem Ergebnis kommt eine Zählung der Passanten durch das Immobilienunternehmen „Delta Domizil“. In vielen Geschäften blickt man optimistisch auf die kommenden Wochen – doch der positive Trend kommt nicht überall an. Das Unternehmen mit Sitzen in Hannover und Göttingen hat nach eigenen Angaben vor und nach den Lockerungen der Corona-Regeln die Passantenströme auf der Weender Straße, der zentralen Achse der Fußgängerzone, gemessen. Ihr Ergebnis: Mittlerweile kommen fast wieder so viele Menschen in die Innenstadt wie vor der Krise – zwischenzeitlich waren es nach Angaben von „Delta Domizil“ weniger als halb so viele Menschen. Bedingt bergauf: Ob mehr Menschen auch mehr Umsatz bedeuten – darüber macht „Delta Domizil“ keine Angabe. Auch bei Pro City beobachtet man indes einen langsamen Anstieg der Besucherzahlen in der Innenstadt. Geschäftsführerin Frederike Breyer weiß aber auch: „Der Umsatz in den verschiedenen Geschäften ist sehr unterschiedlich.“ Stark spezialisierte Geschäfte, zum Beispiel für Kinderspielzeug, stünden vergleichsweise gut da. In anderen Branchen sei die Lage schwieriger, so Breyer – allen voran in der Gastronomie, aber auch bei Bekleidungsgeschäften und Zeitschriftenläden: „Eine ganze Mode-Saison hat praktisch nicht stattgefunden.“ Außerdem versuchten die Menschen, alle Einkäufe in einem Geschäft zu erledigen – die Zeitung werde dann im Supermarkt und nicht beim Fachhändler gekauft. Ein Problem, das die ganze Innenstadt betrifft: „Es fehlt zurzeit das Einkaufserlebnis. Normalerweise gehört es dazu, einfach in Ruhe durch einen Laden zu bummeln oder zwischendurch einen Kaffee zu trinken.“ Wegen der geltenden Einschränkungen blieben offenbar viele Menschen nur so lange in den Geschäften wie nötig – die spontanen Einkäufe fielen weg. Dennoch blicke man bei Pro City optimistisch in die Zukunft, betont Breyer: „Den Menschen ist bewusst, dass wir die Göttinger Innenstadt erhalten müssen. Wir sehen das als Zeichen des Vertrauens.“ Die Schließung kommt plötzlich: Am Montag, 16. März, verkündet Niedersachsens Landesregierung, dass ab dem Folgetag bis auf Supermärkte, Apotheken und wenige andere Ausnahmen die Geschäfte im Land schließen müssen. Damit reagiert die Koalition aus SPD und CDU auf die ersten Corona-Fälle in Niedersachsen. Der fast totale Lockdown hält fünf Wochen an. Am 20. April dürfen dann viele Geschäfte wieder öffnen, wenn sie Dinge des täglichen Bedarfs anbieten – eine weit gefasste Definition, die fast jeder Branche Wiedereröffnungen ermöglicht. Bedingung ist die strikte Einhaltung der Auflagen: Maskenpflicht, Mindestabstände und zehn Quadratmeter Verkaufsfläche pro Person. Ist die Verkaufsfläche größer als 800 Quadratmeter, müssen Geschäfte noch geschlossen bleiben – oder ihre Fläche verkleinern. Der nächste Lockerungsschritt folgt am 11. Mai. Nun dürfen auch Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern wieder öffnen. Die Hygiene- und Abstandsregeln bleiben bestehen. „Es herrscht noch eine gewisse Zurückhaltung“: „Die Frequenz steigt deutlich an“, sagt Leo Küppers, Filialleiter im Schuhhaus Klauser. In der zweiten Maihälfte seien rund 30 Prozent mehr Kunden gekommen als in der ersten. Dennoch: „Wir haben noch nicht wieder das Niveau vor Corona erreicht“ – auch beim Umsatz. „Es herrscht immer noch eine gewisse Kaufzurückhaltung“, berichtet Küppers. Fast alle Kunden kämen gezielt in das Geschäft, die Laufkundschaft fehle zurzeit fast vollständig. Die Zurückhaltung der Kunden in Bekleidungsgeschäften erklärt sich Pro-City-Geschäftsführerin Breyer auch mit den Corona-Einschränkungen im Alltag: „Viele Anlässe, zu denen man sich schick machen würde oder besondere Kleidung braucht, fallen weg.“ Bei Leder-Wrede hingegen kommen nach Angaben von Mitarbeiterin Canfu Usul auch jetzt noch viele Kunden ohne spezifischen Wunsch in den Laden. Insgesamt gelte auch hier: Tendenz steigend. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Erwartungen übertroffen: „Es kommen mehr Leute, als ich das vor der Wiedereröffnung erwartet hatte“, berichtet Susanne Heller, Inhaberin von Betten-Heller. Auch sie beobachtet eine Veränderung im Kundenverhalten. Die Kunden kämen mit deutlich genaueren Vorstellungen in das Geschäft – und offenbar viele mit der ganz konkreten Absicht, die Geschäfte in der Innenstadt zu unterstützen. „Wir sind noch nicht auf dem Umsatzniveau des Vorjahres“, sagt Heller. Aber: „Die Situation stimmt hoffnungsvoll.“ Lesen Sie auch: Kundenfrequenz in Göttingen: Mehr Besucher als in Braunschweig Sie erreichen den Autor per Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Tammo Kohlwes

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