Alle seien so begeistert, weil niemand erwartet habe, dass der neue Papst aus Lateinamerika kommt. Die Latinos trafen sich am Mittwochabend zu einer Feier in der katholischen Hochschulgemeinde.
Freude auch bei den Göttinger Jesuiten: Mit Franziskus sei erstmals ein Vertreter des Ordens Papst, so der Jesuitenpater Manfred Hösl, Pfarrer an St. Michael. Noch mehr freue er sich allerdings über die ersten Akzente des neuen Papstes. Dieser trete bescheiden, freundlich und leise auf. Mit der Namenswahl Franziskus drücke er wohl seine Wertschätzung für den vielleicht populärsten Heiligen der Kirche aus und für das, wofür Franziskus von Assisi stehe: seine Liebe zu den Armen und zur Schöpfung. Armut und Umweltzerstörung seien weltweit dringende Themen, Zölibat und Frauenordination dagegen eher europäische Spezialthemen.
Franziskaner-Orden
Mit der Namenswahl verweise Franziskus zugleich auf den von dem Heiligen begründeten Franziskaner-Orden, so Hösl: „Aber vielleicht hat der Jesuit ja auch ein bisschen an den zweiten, nicht minder faszinierenden Franz gedacht: an Franz-Xavier, den großen Jesuitenmissionar.“ Die Wahl von Franziskus setze zugleich einen Akzent auf die weltweite Kirche. Angesichts der Papstwahl wurde gestern an St. Michael die Vatikan-Flagge angebracht, eine Andacht und eine Messe für den neuen Papst wurden gehalten. Zugleich bremste Hösl überbordende Erwartungen: „Papst Franziskus kann unmöglich alle Erwartungen erfüllen. Aber ich hoffe, dass er die Christen – nicht nur meiner Kirche – motivieren kann, sich mit neuem Schwung sich für Glaube und Gerechtigkeit in Kirche und Welt einzusetzen.“
Brückenbauer zwischen verschiedenen Strömungen
Einsatz für die Armen und Benachteiligten, Engagement für die Schöpfung einfaches und bescheidenes Auftreten – diese Punkte verbindet auch der Göttinger Dechant Wigbert Schwarze mit dem neuen Papst. Er hofft zugleich auch, dass Franziskus ein Brückenbauer zwischen verschiedenen Strömungen in der katholischen Kirche sein kann. Mit der Wahl eines Argentiniers sei zugleich ein starker Akzent auf die Weltkirche gesetzt. Schließlich lebe in Lateinamerika ein Großteil der Katholiken. Schwarze hofft zugleich auch auf einen partnerschaftlichen Regierungsstil und eine Reform der Kurie.
Dies sieht auch Duderstadts Propst Bernd Galluschke als notwendig an. Der Apparat sei in die Jahre gekommen und brauche Reformen. Galluschke wünscht sich zudem, dass der neue Papst hartnäckig die sozialen Missstände in der Welt anprangert.