Südniedersachsen diskutieren über die Zukunft des Vereins Bildungsregion

„Investition in die Zukunft: In welche Hände gehört Bildung in der Region?“ war der Titel einer Online-Diskussion, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Südniedersachsen-Harz für Montagabend organisiert hatte. In der Debatte ging es um die Zukunft der Bildungsregion (BR) Südniedersachsen. Der aus Landesmitteln initiierte derzeitige Verein Bildungsregion begleitet und fördert seit 2017 Bildungschancen und -projekte in Südniedersachsen. Von Seiten des Vorstands ist nun geplant, den Verein unter das Dach der SüdniedersachsenStiftung (SNS) zu stellen. Die SNS vernetzt Wirtschaft und Wissenschaft, fördert Projekte, um Fachkräfte an die Region zu binden. Projekte der SNS sind beispielsweise der Südniedersachsen Innovationscampus und die Initiative Top-Arbeitgeber Südniedersachsen (Topas). Bildungsregion auf gutem Weg: Knapp 60 Teilnehmer hatte die Veranstaltung am Montagabend im Netz. Auf dem virtuellen Podium saßen Landrat Bernhard Reuter (SPD), Vorsitzender Stiftungsrat SüdniedersachsenStiftung, Tim Schneider, Geschäftsführer der SüdniedersachsenStiftung, Elke Moeken, Vorsitzende des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Göttingen, sowie Susanne Stobbe für die Grünen des Stadtverbandes Göttingen. Moderiert wurde das Gespräch von DGB-Regionsgeschäftsführerin Agnieszka Zimowska. Die Bildungsregion Südniedersachsen ist ein Zusammenschluss der Landkreise Northeim und Göttingen, der Stadt Göttingen und des Landes Niedersachsen. Weiterhin engagieren sich darin fast alle Städte und Gemeinden in Südniedersachsen sowie weitere bildungsnahe Institutionen. Ziel der Bildungsregion Südniedersachsen ist, langfristig ein Bildungsmanagement für die Region zu implementieren. Eine hohe Qualität von Bildung sowie Bildungsgerechtigkeit seien die Leitgedanken in der Arbeit des Bildungsbüros, heißt es auf der Homepage des Vereins. Durch die strategisch ausgerichtete Arbeit der Bildungsregion Südniedersachsen sollen gerechte, transparente und abgestimmte Bildungszugänge initiiert, barrierearme Übergänge modelliert und eine Verbesserung des Bildungsstandortes Südniedersachsen angestrebt werden. Der Verein betreibt dazu Initiativen und Projekte an den verschiedenen Übergängen von der Familie in die Kita, in die Grundschule, in die weiterführenden Schulen und in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Der Verein habe vieles erreicht, es seien gute Weichen gestellt. „Warum steht die Bildungsregion überhaupt zur Disposition?“ Mit dieser Frage an Landrat Reuter stieg Zimowska in die Runde ein. Es habe Optimierungsbedarf gegeben, so Reuter. Die Beteiligten der BR hätten ihn auf strukturelle Probleme aufmerksam gemacht. Der Vorstand sei zu sehr mit organisatorischen Fragen beschäftigt gewesen, es sei „zu wenig Zeit für die Bildungsthemen geblieben“. Deswegen sei nach einem externen Dienstleister gesucht worden, wie ihn beispielsweise die Gesundheitsregion auch schon habe. Das übernehme nun die SNS. Er sehe darin viele Vorteile, etwa einen besseren Service für die Akteure, gute Vernetzung, professionellere Öffentlichkeitsarbeit. Die kommunal-staatliche Partnerschaft bliebe erhalten. Es seien dieselben Akteure in der künftigen Steuerungsgruppe, wie momentan im Vorstand. Ganzheitliches Bildungsverständnis: Kritisch hat die GEW auf den Vorschlag reagiert. Wenn es organisatorische Gründe gegeben habe, warum habe es keine Befragung gegeben oder eine Evaluation, fragte Moeken. Die Strukturen und Zielrichtungen der SNS seien anders ausgerichtet, sie befürchte, dass künftig mehr wirtschaftliche Beweggründe und nicht so sehr ein ganzheitliches Bildungsverständnis eine Rolle für die Arbeit der Bildungsregion spielen werden. „Ich befürchte, dass die Politik keine Mitsprache mehr haben wird, dass die kommunale Steuerung künftig nicht mehr gegeben ist“, äußerte die Grünen-Abgeordnete Stobbe ähnliche Bedenken. Es gehe nicht nur um die Sicherung von Fachkräftenachwuchs, sondern um soziale Bildung, um Bildung, die allen eine gesellschaftliche Teilhabe ermögliche. Schneider entgegnete, dass ja nicht die SNS die Richtung vorgebe. Über inhaltliche Schwerpunkte und Projekte entscheide die Steuerungsgruppe. „Wir machen die Umsetzung.“ Reuter wies daraufhin, dass sich Interessen der Wirtschaft und beispielsweise frühkindliche Bildung nicht widersprechen müssten. Reuter versprach, die Bildungsregion werde unter dem Dach der SNS kein Sparprojekt, es würden die gleichen Gelder fließen wie vorher. Und „die kommunale Verantwortung wird bleiben“. Im übrigen müsse es eine Diskussion über einen Bildungsbegriff noch geben. Lesen Sie auch: Göttingen: Wird die Bildungsregion in die Südniedersachsen-Stiftung überführt? Südniedersachsen-Stiftung und Bildungsregion Südniedersachsen prüfen Zusammenlegung „Unabhängig von den Plänen einer Überführung der Bildungsregion werden wir für die Stadt Göttingen die Gründung eines städtischen Bildungsbüros beantragen“, kündigte Stobbe für die Grünen an. Es wäre schade, wenn so Parallel-Strukturen entstünden, sagte Schneider und machte Stobbe das Angebot, sich erst einmal auszutauschen, was den Grünen im jetzigen Konzept fehle. Von Christiane Böhm