Tag der Nachbarn in Göttingen Ballons und Schafe

Die Göttinger Stadtteilzentren hatten am Freitag, 29. Mai, zum diesjährigen „Tag der Nachbarn“ eingeladen. Das Motto lautete „Stadtteilgeflüster - Begegnungen in Farbe“, das Anliegen war es, die eigene Nachbarschaft näher kennenzulernen. Im Leineviertel, im Ebertal, auf dem Holtenser Berg, in der Weststadt, auf dem Leineberg und in Grone gab es verschiedene Aktionen, Informationsmöglichkeiten über die jeweiligen urbanen Quartiere und die Aktivitäten, die dort laufen oder laufen könnten und natürlich die Möglichkeit, Nachbarn kennenzulernen - wenn auch, Corona-bedingt, immer mit Abstand. „Leine der Träume“ auf der Mach-Mit-Wiese: Im Leineviertel ist der Tag der Nachbarn auf der Mach-Mit-Wiese ausgerichtet worden. An der „Leine der Träume“ hingen zum Beispiel Infos über die geschichtlichen Anfänge des Leineviertels und der Wiesenstraße und über den Centre e.V. sowie Fotos von Ronald Frunder. Laura Eger vom Verein Jugendhilfe Göttingen sah an diesem Tag „viele bekannte, aber auch neue Gesichter“, wie sie sagte. Die junge Frau hat als Quartiersmanagerin quasi den Hut auf für die Gemeinwesenarbeit im Leineviertel. Die Initiative wird begleitet und unterstützt von der Stadtverwaltung Göttingen und dem Land. Sinn und Anliegen des Projektes erklärt Eger so: „Es gibt viele Leute, die etwas machen wollen, aber es gibt wenig Raum, um sich auszutauschen. Deshalb wollen wir die Menschen miteinander vernetzen, wir wollen eine Plattform schaffen.“ Ein weiteres Anliegen sei es, Barrieren abzubauen – vor allem in den Köpfen. So solle ein Austausch befördert werden zwischen Alteingesessenen, neuen Nachbarn im Neubaugebiet und etwa Migranten aus der Groner Landstraße. Gerade Letztgenannte könnten etwa durch das Angebot von Deutsch-Kursen die Möglichkeit bekommen, sich besser in die Gesellschaft zu integrieren. Egers Credo lautet: „Gemeinsam geht mehr.“ Bald vielleicht ein Domizil in der Leinestraße: Bislang treffen sich die Leineviertel-Gestalter (die Idee, an der Leine Schafe weiden zu lassen, stammt übrigens aus diesem Kreis) im Jugendhaus am Gartetalbahnhof. Die Chancen stehen aber gut, dass sich das Quartiersbüro Leineviertel im Herbst in kleinen, aber eigenen Räumlichkeiten in der Leinestraße einrichten kann. Der Leineviertel-Treff bietet den Anwohnern übrigens Yoga- oder Computerkurse an, zudem gibt es die Initiative Nahmobilität. Im Nachbarschaftszentrum Grone wurde es bunt, beschrieb Sabine Koch, Leiterin des dortigen Zentrums, den Tag. „Wir haben in diesem Jahr dazu aufgerufen, verschiedene Beiträge einzureichen. Uns haben unter anderem Rezepte, Fotos, Kartoffeldrucke und eine gestrickte Decke erreicht“, berichtet sie. Diese künstlerischen Beiträge wurden in die Fenster des Nachbarschaftszentrums gehängt. Koch dazu: „Wir wollen, dass sich die Menschen mit positiven Dingen beschäftigen und sehen, wie schön es in Göttingen sein kann, trotz Corona.“ Neben diesen Beiträgen haben die Angestellten des Zentrums bunte Ballons aufgehängt, um es noch farbenfroher zu gestalten. Bastelanleitungen an der Wäscheleine: Neben dem bunt geschmückten Haus konnten sich vorbeigehende Anwohner Bastelanleitungen von einer Wäscheleine nehmen. Diese habe das Zentrum, so Koch, anfangs für Kinder gedacht. Die Leine wurde seitdem jeden Tag mit neuen Ausmalbildern oder Rezepten aufgefüllt. „Die Aktion wird sehr gut angenommen. Die Leine war beinahe jeden Morgen leer, als ich zum Zentrum kam“, sagte Koch. Sie fügte hinzu: „Wir wollen trotz Corona diesen Tag nicht in Vergessenheit geraten lassen. Die Nachbarn sollen durch die Aktion an den Tag erinnert werden, damit sie wissen, dass sie nicht alleine sind.“ „Stadtteilgeflüster – Begegnungen in Farbe“ stand in bunter Schrift auf den Brottüten, die die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Göttingen auf einer Bank auf einem Spielplatz im Ebertal, dem Bereich zwischen Steinsgraben, Wörthstraße und Görlitzer Straße, ausgelegt hatte. In den Tüten war ein buntes Stück Straßenmalkreide zu finden. Anwohner konnten so kontaktlos bei der Aktion der Awo mitmachen. Ebertal: Nachbarschaft neu leben: In unmittelbarer Nähe zum Awo-Häuschen zierten den asphaltierten Weg, der über den angrenzenden Spielplatz führt, bunte Fußumrisse. Einige hatten ihre Namen dazu geschrieben. Claudi war hier, ebenso wie Maria, Anton und Emilia. Die Wohnhäuser im Ebertal gehören großteils der Städtischen Wohnungsbau GmbH. Seit dem vergangenen Jahr wird das Viertel abschnittsweise umfassend saniert. Robert Buchmann von der Awo ist der Quartiersmanager im Ebertal. Es seien gerade diese Sanierungsarbeiten, die das Gesicht des ruhig gelegenen Wohnviertels verändern. Deshalb sei es eines der Anliegen der Gemeinwesenarbeit, die eigene Identität wieder zu finden. „Da wollen wir schauen, wie wir das begleiten, wie wir das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken können“, sagte Buchmann. Die sonst üblichen Treffen seien ein Stück weit verloren gegangen. Das Motto im Ebertal müsse jetzt heißen: Nachbarschaft neu zu leben. Einfach nur ein Schwätzchen vom Balkon: „Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig eine intakte Nachbarschaft ist, in der sich die Menschen kennen und einander zugewandt sind“, kommentiert Christina Hammer vom Büro für Integration der Stadt Göttingen den Nachbarschaftstag. Dabei gehe es nicht immer um eine konkrete Unterstützung. „Das freundliche Lächeln auf der Straße, ein Schwätzchen von Balkon zu Balkon oder das Netzwerken auf digitalem Weg – es sind die kleinen Dinge, die den Menschen zeigen, dass sie nicht allein sind.“ Von Asja Wortmann, Ronja Heinemann und Ulrich Meinhard

„Tag der Nachbarn“ in Göttingen - Spaß mit bunten Ballons und Schafe an der Leine