Greifvögel, ein behindertengerechtes Rhönrad, Tombola und Live-Musik haben am Sonnabend Akzente beim Sommerfest des Vereins Flügelschlag in der Osthalle des Klinikums gesetzt. Dahin wurde das Fest, das eigentlich auf dem integrativen Spielplatz an der Kinderklinik geplant war, wegen Regens kurzerhand verlegt.
Der Verein Flügelschlag wurde vor 15 Jahren von Eltern und Mitarbeitern der Neuropädiatrie an der Universitäts-Kinderklinik aus der Taufe gehaben. Seitdem setzt sich der Verein dafür ein, die Begleitumstände in der Ambulanz und auf den Stationen so angenehm wie möglich zu gestalten. In den vergangenen Jahren wurde der Spielplatz mit neuen Geräten ausgestattet, Räume renoviert und umgestaltet, Elternliegen, Fernsehgeräte, Fahrräder, Musikinstrumente, medizinische Hilfsmittel und mehr angeschafft, Stellen aufgestockt, Feste und Aktionen durchgeführt. Weitere Aufgaben des Vereins sind Begleitung und Betreuung betroffener Familien, Weiterbildung, Kontakte und Erfahrungsaustausch.
„Gesicht der Kinderklinik verändert“
„Wir haben das Gesicht der Kinderklinik verändert“, sagt Gründungsmitglied Prof. Knut Brockmann, der Ärztlicher Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums ist. Vereinsvorsitzender Uwe Bretthauer pflichtet ihm bei. Für bessere Rahmenbedingungen würden die Finanzmittel der Klinik oftmals nicht reichen. Erst kürzlich wurde das stets von kleinen Patienten bestaunte Aquarium im Anmeldebereich erneuert, im Wohnheim am Vogelsang ein Appartement für Eltern-Übernachtungen in Notfällen angemietet.
Beim Sommerfest geht es weniger um Erlös als um Öffentlichkeitsarbeit. Etwa 5000 Kinder mit neurologischen Erkrankungen – von Migräne bis Multipler Sklerose, von Epilepsie bis zu Entwicklungs- und Bewegungsstörungen – würden jährlich in der Ambulanz vorstellig, berichtet Brockmann. Darunter seien auch seltene genetisch bedingte Erkrankungen. Während Krebs oder Herzfehler bei Kindern und Jugendlichen als tragisch angesehen würden, gebe es bei den weit verbreiteten neurologischen Krankheitsbildern ein Akzeptanzproblem: „Die Lobby fehlt, und manche Erkrankungen sind leider immer noch mit Scham belegt.“
Das spielt beim Sommerfest aber keine Rolle. Tombola-Organisatorin Gudrun Blasig freut sich, beim „Einzelhandel offene Türen eingelaufen“ zu haben, die HipHop-Tanzgruppe des Turn- und Wassersportvereins Göttingen, die IGS-Band „Major Five“ und Kinderliedermacher Mathias Kaufhold aus Leinefelde, für einen guten Zweck aufzutreten. Vorm Eingang gibt es Bratwurst, in der Halle dreht sich das Rhönrad, Schmink- und Bastelaktionen für Kinder gehören ebenso zum Programm wie ein Kuchen- und Tortenbuffet.
Eine Eule löst Herkulesaufgaben
Etwas abseits steht Michael Schanze. Der Namensvetter des Moderators aus öffentlich-rechtlichen Hoch-Zeiten betreibt eine Jagd- und Erlebnisfalknerei in Bad Hersfeld, hat einen Rotmilan und einen Wanderfalken mitgebracht. Denen stiehlt allerdings eine Eule die Schau: Ein Uhu namens „Pimpf“ ist unumstrittener Star des Festes, blickt in stoischer Ruhe mit großen Augen um sich und lenkt die Blicke auf sich. Trotz seiner imposanten Größe sei „Pimpf“ eher kleinwüchsig („30 Zentimeter kleiner als seine Partnerin Maja“), bewältige aber Herkulesaufgaben, sagt Schanze. „Pimpf“ wird nämlich als Therapievogel eingesetzt – mit erstaunlichen Erfolgen insbesondere beim Tourette-Syndrom, die der Falkner mit Videos dokumentiert hat. Betroffene, denen der Uhu auf den Arm gesetzt wird, lassen von ihre Tics ab und sich von der Ruhe anstecken, die „Pimpf“ ausstrahlt. Das funktioniere auch bei Demenzkranken, sagt Schanze: „Nach einiger Zeit fangen sie an, dem Uhu ihre Lebensgeschichte zu erzählen.“
Von Kuno Mahnkopf