Diesen Vorwurf hat eine Frau aus dem Landkreis Göttingen im Zusammenhang mit dem vergangene Woche begonnenen Prozesses gegen den Leberchirurgen Aiman O. in einer Regionalzeitung erhoben. Am Dienstag berichtete das Blatt den Fall auf seiner Internetseite.
Allerdings: Der Vorwurf ist längst verjährt und den Ermittlungsbehörden offensichtlich bereits bekannt. Was über die Vorwürfe der Frau bisher öffentlich wurde, so Klaus Ziehe, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig auf Tageblatt-Anfrage, decke sich mit einem der im August 2012 geprüften Fälle.
Das entsprechende Verfahren wurde bereits im Frühherbst 2012 eingestellt – wegen Verjährung und weil die heute gültigen Transplantations-Regeln der Bundesärztekammer noch nicht in Kraft waren.
Die Vorwürfe richten sich nicht gegen den jetzt angeklagten Aiman O., sondern gegen den zweiten Hauptverdächtigen in dem Komplex, den aus Italien stammenden und von seinen Aufgaben entbundenen früheren Chefarzt der Gastroenterologie, O.s damaligen Chef.
Das Ermittlungsverfahren gegen ihn ruht, so wie auch Verfahren gegen vier weitere Ärzte und Medizinpersonal, bis im Fall O. entschieden ist.
„Jeder zweite Leberpatient Italiener“
Der im italienischen Bologna promovierte Medizinprofessor, so hatte das Göttinger Tageblatt heute vor 13 Monaten (28. Juli) berichtet, wurde verdächtigt, zahlreichen Italienern in Göttingen zu einer neuen Leber verholfen zu haben („Mauschelei seit 1995: Neue Lebern für Italiener“).
Zeitweise, so hatte ein damals in Göttingen tätiger Arzt behauptet, der wegen seiner Sprachkenntnisse als Dolmetscher eingesetzt worden war, sei „jeder zweite Leberpatient Italiener“ gewesen. Die Universitätsmedizin betonte nach diesem Bericht, es seien von 1995 bis 1999 nur 23 Italiener transplantiert worden – von damals 99 Transplantationen.
Einzig die Behauptung der Zeugin, dass eine konkrete Summe geflossen sein soll, ist neu. Ihre Angabe hingegen, dass dies knapp zehn Jahre her sein soll, muss demnach falsch sein.