Überfall in Göttingen-Grone: Prozess gegen zwei Männer am Landgericht

Auf den Tag genau ein Jahr nach einem gewalttätigen Vorfall in einem Wohnhaus in Göttingen hat am Donnerstag vor dem Landgericht Göttingen ein Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft einem derzeit in Untersuchungshaft sitzenden 33 Jahre alten Mann aus Einbeck und einem 18-jährigen Mann aus Northeim unter anderem besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Sie sollen im Juni vergangenen Jahres zwei Zeugen mit einem Schlagring und einem Teleskopschlagstock angegriffen und erheblich verletzt haben. Der Prozessauftakt verzögerte sich zunächst, weil der 18-jährige Angeklagte erst mit einstündiger Verspätung eintraf, was ihm deutliche Worte des Vorsitzenden Richters einbrachte. Bei dem 33-Jährigen gab es dagegen kein Pünktlichkeitsproblem, da er aus der Justizvollzugsanstalt Jonsdorf vorgeführt wurde. Dort sitzt er seit vier Monaten aufgrund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Göttingen wegen des angeklagten Vorfalls in Untersuchungshaft. Zuvor hatte er eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe verbüßt. In Wohnung in Grone in Streit geraten: Auch der 18-Jährige ist bereits straffällig geworden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Juni 2019 kurz nach Mitternacht in einer Wohnung im Göttinger Stadtteil Grone mit der Wohnungsinhaberin und zwei Männern in Streit geraten zu sein. Der Angeklagte habe erst den drei Zeugen Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und dann einem der Männer einen Schlagring gegen den Kopf geschlagen, wodurch dieser eine Schädelprellung erlitt. Nachdem es den Zeugen gelungen war, den 18-Jährigen aus der Wohnung in den Flur zu schieben, sei plötzlich der 33-Jährige hinzugekommen. Der mit einem Tuch vermummte Angeklagte habe einem der Zeugen mit einem Teleskopschlagstock gegen den Kopf geschlagen, wodurch dieser eine Schädelprellung erlitten habe. Anschließend sollen beide Angeklagte die Wohnungstür eingetreten haben. Dort habe der 33-Jährige einem Zeugen mehrere Schläge mit dem Schlagstock versetzt, sodass dieser diverse Prellungen und eine Rippenfraktur erlitt. Beide Angeklagte hätten dann, wie von vornherein geplant, ein MacBook, einen Laptop, mehrere Musikboxen, zwei iPhones und eine Armbanduhr an sich genommen und die Wohnung verlassen. Die Angeklagten waren danach zum Bahnhof gegangen, um die Rückfahrt anzutreten. Dort wurden sie von der Polizei in Empfang genommen. Angeklagte räumen Vorwürfe ein: Zum Prozessauftakt räumten beide Angeklagte die Vorwürfe im Wesentlichen ein, gaben aber eine andere Version ab. Demnach hatte der 18-Jährige, der nach eigenen Angaben zuvor selbst einige Tage in der Göttinger Wohnung gewohnt hatte, die Idee gehabt, dort aufzukreuzen. Er sei verärgert gewesen, weil die Zeugen einige Tage zuvor bei einem Treffen in der Wohnung des 33-Jährigen einige Drogen, ein Handy und mehrere hundert Euro hätten mitgehen lassen. Da entgegen der Absprache die Gegenstände nicht zurückgebracht worden seien, habe er den 33-Jährigen überredet, nach Göttingen zu fahren. Er sei allein in die Wohnung gegangen, wo es dann zu dem Streit kam. Am Ende habe er neben seinen eigenen Sachen noch andere Gegenstände mitgenommen. Der 33-Jährige gab an, dass er draußen gewartet habe und erst ins Haus gekommen sei, als dort Geschrei zu hören war. Als er im Flur sah, dass einer der Zeugen den 18-Jährigen im Schwitzkasten hatte, habe er mit dem Teleskopschlagstock zugeschlagen. Den Schlagstock habe er damals immer bei sich getragen, um sich vor Dealern zu schützen. Das Gericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt. Von Heidi Niemann