Die Jugendhilfe versuche, Jugendliche aus verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichem Hintergrund in gemeinsamen Wohngruppen unterzubringen. Das funktioniere in der Regel auch gut. Wenn aber deren Volksgruppen in der Heimat gegeneinander kämpften, blieben die Flüchtlinge davon nicht unberührt. Nicht wenige der betreuten Flüchtlinge hätten Menschen, darunter auch Verwandte, sterben sehen.
Das friedliche Zusammenleben beispielsweise zwischen sunnitischen Muslimen und Jesiden in Deutschland sei gefährdet, wenn in der Heimat Angehörige der einen Gruppe durch die andere umgebracht werde. Dazu komme noch, dass einige der betreuten Flüchtlinge selbst Kampferfahrung hätten. Gleichwohl verhielten sich die von der Jugendhilfe betreuten Jugendlichen in der Regel friedlich und kooperativ – trotz der völlig anderen Wertesysteme in ihren Herkunftsländern, erläuterte Jugendhilfe-Vorstand Holger Melchert kürzlich im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Göttingen. Aber wenn Flüchtlinge, die Furchtbares hätten durchmachen müssen, sich plötzlich in Sicherheit befänden, könne es geschehen, dass die alten Traumata wieder durchbrechen.
Für schwer traumatisierte junge Flüchtlinge biete die Jugendhilfe denn auch eine besondere Betreuung an, erklärte Betreuer Stoll. Kürzlich hatte Stoll zudem darauf hingewiesen, dass auch in Göttingen Salafisten Jugendliche für extreme Formen des Islam anzuwerben versuchen. Die Polizei beobachtet die Szene, gibt aber zu konkreten Maßnahmen keine Informationen heraus.