Viele Großbrände und viele Tiere in Not: Die Bilanz der Göttinger Feuerwehr Rückblick 2019

Außergewöhnlich viele Großeinsätze, überraschend viele Tiere in Not, aber weniger Flächenbrände. Das sind die Kernaussagen in der Bilanz der Göttinger Feuerwehren für 2019. Auch wenn sie im Vergleich zu 2018 ähnlich viele Einsätze fahren musste, „war es schon ein heftiges Jahr“, fasst Frank Dittrich mit Blick auf die „besonderen Einsätze“ zusammen. Er ist stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr und Leiter des Fachdienstes Rettungswesen. 525 Tiere musste die Göttinger Feuerwehr im vergangenen Jahr retten, aufnehmen und transportieren – meistens ins Tierheim oder ins Tiermedizinische Institut. Das waren 103 Einsätze mehr als im Jahr davor, „und ich habe keine Erklärung dafür“, sagt Dittrich. Immerhin eine Ahnung hat er, warum die Feuerwehren im Stadtgebiet im vergangenen Jahr „nur“ 28 statt zuvor 44 Flächenbrände löschen mussten. 2018 war es im Sommer noch länger heiß und trocken als 2019. 377 blinde Alarme: Solche Einsätze machen allerdings nur einen Teil der Arbeit der Feuerwehren aus. Alle klassischen Einsätze vom Feuer in einem Zimmer über brennende Autos bis zu sogenannten technischen Hilfeleistungen zusammengefasst, war die Feuerwehr Göttingen im vergangenen Jahr alleine in diesem Bereich 2879-mal eingespannt. 377 davon als stellten sich als „blinder Alarm“ heraus. Hinzu kamen aber 16 000 medizinische Notfalleinsätze, zusammen also fast 19 000 Einsätze. Weitere Auffälligkeiten in der Bilanz: Zehn Brände in Gewerbebetrieben (2018 waren es vier), 220 beseitigte Ölspuren (Vorjahr 162), 40 Menschen, die aus einem feststeckenden Aufzug befreit werden mussten (27) und 296 „geöffnete Türen“ (219). Gesteuert werden diese Einsätze von der gemeinsamen Leitstelle von Stadt und Landkreis am Sitz der Berufsfeuerwehr. Die Mitarbeiter dort haben laut Dittrich im vergangenen Jahr 174 000 Anrufe aus dem gesamten Kreisgebiet angenommen und bearbeitet. Das sind im Schnitt 480 Anrufe am Tag – unter der Woche sogar bis zu 600 sagt Dittrich. Daraus sind 71 293 Einsätze für die Feuerwehren in Stadt und Landkreis hervorgegangen. Davon wiederum bilden medizinische Rettungseinsätze mit gut 68 400 Fällen den Großteil. Der Rest waren klassische Einsätze. Eberhard sorgt für 20 Einsätz: Zurück nach Göttingen: 2019 haben besonders viele Großeinsätze die Berufsfeuerwehr und die Freiwilligen Feuerwehren in Atem gehalten. Elf davon listet Dittrich in seiner Bilanz auf und sagt: „Das war schon heftig.“ Darunter fallen alleine 20 zusammengefasste Einsätze im März durch Sturmtief Eberhard, die vermeintliche Bombenentschärfung im Oktober am Schützenplatz mit der Evakuierung von etwa 14 700 Anwohnern und ein 17-stündiger Löscheinsatz auf dem Gelände der Firma Sartorius. Zu den spektakulärsten Löscheinsätzen gehörte auch ein Feuer in einem Hochhaus an der Groner Landstraße im Januar, bei dem zehn Bewohner aus den Flammen gerettet werden mussten. „Außergewöhnlich“ waren außerdem Brände in einem Wohnhaus an der Keplerstraße (September) und am Wochenmarkt (Mai). Zwei Menschen wurden bei dem letztgenannten verletzt, 40 mussten das Haus verlassen, 15 davon über eine Rettungsleiter. Mehr aggressive Bürger: „Besonders beschäftigt uns bis heute das Feuer im Amtshaus der Stadt im November“, sagt der stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr. Der Einsatz stehe für die zunehmende Aggression mancher Bürger gegen Staatsbedienstete und besonders gegenüber Rettungskräften: „Wir dokumentieren das inzwischen und appellieren auch an die Mitglieder der Ortsfeuerwehren, jeden Fall rigoros zu verfolgen.“ Lesen Sie auch: Dies Einsätze haben die Feuerwehren in Göttingen 2019 besonders beschäftigt: Rauch über Grone: Feuer auf Sartorius Campus Feuer in Göttingen: 40 Menschen gerettet Brandanschlag auf Amtshaus in Göttingen: Polizeipräsident spricht von Linksterrorismus Zwei Verletzte bei Wohnungsbrand in Göttingen-Grone Bombenfund in Göttingen Brand in Göttinger Innenstadt: 50-jähriger Bewohner erliegt schweren Verletzungen Feuer in Mehrfamilienhaus im Stegemühlenweg in Göttingen Feuer in Fachwerkhaus an der Keplerstraße Nach dem Feuer in der Keplerstraße: Studierende sind wohnungslos Zur Feuerwehrbilanz gehört auch ein Blick aufs Geld. Neben vielen Einzelposten haben die Feuerwehren unter anderem ein neues Tanklöschfahrzeug für Holtensen (360 000 Euro), ein Mittleres Löschfahrzeug für Knutbühren (275 000 Euro) und ein großes Stromaggregat (202 000 Euro) bekommen. Und der Rat hat 740 000 Euro für neue, „bessere und vor allem sicherere“ Helme sowie Schutzbekleidung für die aktiven Feuerwehrmitglieder bewilligt. Sie sollen in diesem Jahr geliefert werden. Mitgliederzuwachs bei den Ortsfeuerwehren: Zurzeit treffen sich die Mitglieder der Göttinger Ortsfeuerwehren (OF) zu ihren Jahreshauptversammlungen. In diesen Runden ziehen sie unter anderem Bilanz zum Vorjahr, ehren engagierte Mitglieder und sprechen Beförderungen aus. Folgende Versammlungen in den jeweiligen Feuerwehrhäusern sind noch terminiert: Weende – am 17. Januar um 19.30 Uhr, Elliehausen am 18. Januar um 19 Uhr, Groß Ellershausen am 1. Februar um 19 Uhr, OF Stadtmitte am 8. Februar um 19 Uhr, Geismar am 28. Februar um 19 Uhr, Herberhausen am 29. Februar um 19 Uhr, OF Hetjershausen am 6. März um 19 Uhr, Nikolausberg am 7. März um 19 Uhr und Roringen am 21. März um 19 Uhr. Die Ortsfeuerwehren Grone, Esebeck und Holtensen haben bereits getagt. Wer sich für die Freiwillige Feuerwehr im Stadtgebiet engagieren möchte, kann diese auch durch eine Mitgliedschaft in den Fördervereinen oder im Förderverein der Jugendfeuerwehr unterstützen. Weitere Informationen gibt es online unter feuerwehr.goettingen.de So erreichen Sie den Autor: Tel.: 0551/901731, Mail: u.schubert@goettinger-tageblatt.de Twitter: @goeschubi Facebook: Goeschubi GT Von Ulrich Schubert

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