Weihnachtskalender in Göttinger Fenstern

Der Weihnachtsmarkt mit Mützen, Weihnachtsbeleuchtung, gebrannten Mandeln und Glühwein ist für viele Göttinger wahrscheinlich ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Dieses Jahr fällt die Weihnachtszeit anders aus, auf viel muss verzichtet werden. Doch auf die weihnachtliche Stimmung wollte man im Stargarder Weg auf keinen Fall verzichten. Sarah Weiß und Fritz Kendziorra entschieden sich kurzfristig, etwas dagegen zu unternehmen. Mit einer weihnachtlichen Nachbarschaftsaktion wurde so die festliche Stimmung gerettet. Ihre Idee: Jeder, der im Stargarder Weg mitmachen möchte, gestaltet sein Fenster zur Straße als Türchen eines Adventskalenders. Jeden Tag kommt ein Türchen hinzu, anstatt dies zu öffnen, wie beim klassischen Schoko-Adventskalender, erleuchtet jeden Tag ein neues Fenster im festlichen Schein, geschmückt und mit der Zahl des aktuellen Türchens. Aktion lief schleppend an: „Zuerst hatten wir Angst, dass die Aktion in der Form gar nicht stattfinden könnte, weil wir anfangs nur relativ wenige Zusagen hatten, beziehungsweise die Resonanz nicht so war, wie wir uns es gewünscht hätten“, erzählt Sarah Weiß. „ Dann trudelten mit der Zeit immer mehr Zusagen von Nachbarn ein, es machen ganz verschiedene Haushalte mit, die älteste Teilnehmerin ist 93, der jüngste Teilnehmer ist sechs Jahre alt, also von Kind bis zur älteren Dame, da sind die unterschiedlichsten Parteien dabei“, so Weiß weiter. Und die Idee von Weiß und Kendziorra wirkt: Auf ihren Abendspaziergängen bleiben die Bewohner der Straße vor den verschiedenen geschmückten Fenstern stehen, machen Fotos und freuen sich über die vorweihnachtliche Stimmung. Je näher das Weihnachtsfest rückte, desto höher wurde das Interesse an der Aktion, erinnert sich Fritz Kendziorra: „ Als es losgeht haben wir dann noch mehr Nachrichten bekommen, dass noch mehr Anwohner teilnehmen wollten, am Ende sind wir dann jetzt auf genau 24 Fensterchen gekommen.“ Überrascht von positiver Resonanz: „Wir haben gar nicht damit gerechnet, dass es so gut ankommt“, freut sich Fritz Kendziorra. Da das Pärchen selbst nicht weiß, an welchem Haus die nächste Zahl erscheint, bleibt es eine Überraschung auf dem Abendspaziergang, wo und vor allem wie die nächste Zahl erscheint. „Es schafft einfach mehr Weihnachtsstimmung und auch eine Verbundenheit zwischen den Nachbarn in dieser schwierigen Zeit mit all den Einschränkungen“, so Weiß. Der Kreativität der Anwohner des Stargarder Wegs waren keine Grenzen gesetzt. Von Lichterketten über Pappausschnitte bis hin zu aufwendig gebastelten Türchen aus buntem Transparentpapier und Tannengrün ist alles dabei. Schon beim Einfahren in die Straße in der Südstadt sieht man viele bunt dekorierte Fenster, auch wenn kein Adventskalendertürchen im Fenster hängt. Trotz der Pandemielage kommt hier friedliche Vorweihnachtsstimmung auf. „Jeder gestaltet seinen Fenster so wie er das möchte, da haben die Anwohner ihrer Kreativität freien Lauf gelassen“, freut sich Sarah Weiß. Lesen Sie auch Weihnachten und Corona in Göttingen: Frau Müller und die Vorfreude Dransfelder Weihnachtsgottesdienst dieses Jahr als „Drive In“ Corona in Göttingen und Südniedersachsen: Der Überblick für Freitag, 18. Dezember Planung bereits Mitte November: „So gegen Mitte November haben wir uns gefragt, was man denn so machen könnte, um eine vorweihnachtliche Aktion zu starten“, erinnert sich Kendziorra. „So sind wir dann relativ spontan auf die Idee des Fensterkalenders gekommen“, so der Psychotherapeut. „Dann haben wir uns eines Abends hingesetzt und die Aufrufe zum mitmachen bei der Aktion ausgedruckt und in der Nachbarschaft in die Briefkästen geworfen“, ergänzt Sarah Weiß. Nach und nach kamen dann die Zusagen für die spontane Aktion, um Weihnachten und die vorweihnachtliche Stimmung im Stargarder Weg zu retten. Von Max von Schwartz