Wintertagung: Göttinger Allergologen arbeiten mit Apps bei Asthma

Schimmelpilze, Duftstoffe oder Nahrungsmittel, oder Gräserpollen: Jeder dritte Deutsche leidet unter einer Allergie – Tendenz steigend. Um neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Behandlungsmethoden ging es am Sonnabend während der Allergologischen Wintertagung in der alten Mensa. Veranstalter war das interdisziplinäre Allergiezentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Einen Überblick über die Aktivitäten des Allergiezentrums gab Privatdozentin Dr. Christiane Lex, stellvertretende Sprecherin des Allergiezentrums Südniedersachsen. Zwei Aspekte hob sie besonders hervor. Zum einen würden gerade neue medizinische Leitlinien für die Behandlung von Asthma-Patienten geschrieben. Zum anderen skizzierte sie kurz den Einsatz von Smartphone-Apps in der Asthma-Behandlung. „Die Bedeutung medizinischer Apps wird in Zukunft zunehmen”, sagte sie. Die Digitalisierung sei ein großes Thema. Zumal einige Apps bereits von der Krankenkasse bezahlt werden. Als ein Beispiel aus der Pädiatrie nannte sie das „Smartphone Spirometer”. Diese Anwendung auf dem Smartphone werde aber noch nicht als Kassenleistung erstattet. Mit dem Smartphone-Spirometer lassen sich die Atemwegsdaten der Patienten auf dem Smartphone speichern, anzeigen und auswerten. Ein Spirometer ist ein kleines medizinische Gerät zum Hineinblasen. Damit kann das ein- oder ausgeatmete Luftvolumen gemessen werden. Es wird zur Überprüfung der Lungenfunktion beispielsweise bei Asthmatikern eingesetzt. Wie Lex erklärte, so können so beispielsweise beim Sport die Daten von übergewichtigen Patienten eingelesen werden, um herauszufinden, ob ihre Luftnot vom Asthma oder vom Übergewicht verursacht wird. Anhand von Apps könnten Eltern auch kontrollieren, ob ihre Kinder ihre Medikamente eingenommen haben. „Solch eine App kostet derzeit etwa zehn Euro im Monat”, so Lex. Kritik an Gesundheitsdaten in der Cloud: Die Digitalisierung der Medizin stieß nicht bei allen Teilnehmern der Tagung in der Alten Mensa auf Begeisterung. Ein Teilnehmer sagte: „Ich halte die Zunahme der App-Medizin für bedenklich.” Patientendaten, die in einer Cloud oder auf irgendeinem Server gespeichert werden, seien ebenso wenig zu kontrollieren wie ein „Verkauf von Gesundheitsdaten” und wie Daten bei „der NSA oder dem Mossad”. „Wir sind die Herren über diese Daten, es geht auch anders”, sagte der Mann. Lex hingegen sagte: „Ich biete meinen Patienten die Apps an“. Denn Apps, ob zum Abnehmen oder zur Raucherentwöhnung, seien durchaus erfolgreich. „Das ist ein großes Thema”, sagte sie. Zuvor hatten bereits Experten über Therapien bei schwerem Asthma von Kindern und Jugendlichen, über Kontaktallergien gegen Duftstoffe, allergische Lungenerkrankungen durch Schimmelpilze sowie neue Erkenntnisse zu Ursachen und Behandlung von allergischen Gesichtsschwellungen referiert. Auch Neuigkeiten aus dem Göttinger Allergiezentrum skizzierte Lex. Beispielsweise werde derzeit an einer Studie zum Husten von jungen Asthma-Patienten gemeinsam mit Kliniken in Regensburg und Wien gearbeitet. Dabei werde der Husten, ähnlich wie bei einem Langzeit-EKG, aufgezeichnet und ausgewertet. Von Britta Bielefeld

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