Wochenendkolumne: Schubert hält dicht

Ich hab‘s geschafft! Ich habe die wohl schwierigste Aufgabe meiner bisherigen beruflichen Laufbahn als Journalist und extrovertierte Rampensau (ja, ich steh dazu) gemeistert. Ich habe dichtgehalten – ein Geheimnis von offenkundig nicht geringer Bedeutung für viele absolut geheim gehalten. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als die Zeit für das Outing reif war. Dass das in einer kleinen Großstadt wie Göttingen und dörflichen Region drumherum eigentlich unmöglich ist, zeigen viele vorangegangene Beispiele. Erinnern wir uns nur an die fünf Luxus-Nasszellen, die sich die Sparkasse Göttingen nach ersten Plänen in ihrem neuen Hauptsitz gönnen wollte und sich das selbst gar nicht erklären konnte. Oder an den Göttinger Organspende-Skandal, den einst ein geschätzter Kollege von mir gegen heftigen Widerstand aus dem Umfeld der Akteure an die Öffentlichkeit brachte. Auch den Bombenverdacht auf einer Baustelle am Schützenplatz, der erst kürzlich Göttingen zumindest gefühlt erschütterte, wollte die Verwaltung zunächst nicht bestätigen, als wir entsprechenden Gerüchten nachgingen, wie man so schön sagt. Zu ihrer Ehrenrettung: Sie wollte erst einmal das Areal besser sichern und auch bei der weiteren Planung auf Nummer Sicher gehen. Dichthalten bis zum richtigen Moment: Nachhaken und dann sauber berichten ist natürlich oberste Pflicht eines Journalisten. Weil diese Spezies mit dem ausgeprägten Ehrgeiz, als Erster zu berichten, unterm Strich damit aber auch nicht besser ist als das oft beschimpfte Klatschweib, können Journalisten generell Geheimnisse nur schwer für sich behalten. Ich nehme mich dabei nicht aus. Und das ist gut so. In diesem Fall aber habe ich dichtgehalten bis zum richtigen Moment. Aber jetzt ist es raus: „us“ verlässt das Tageblatt und widmet sich einer neuen Herausforderung – nach fast 30 Jahren im Dienste der Leser. Dass das lange ein Geheimnis blieb, geschah vor allem zum Eigenschutz. Noch mehr herzliches Bedauern über meinen Abschied von vielen Seiten hätte ich bei aller Eitelkeit nur schwer ertragen. Eine tolle Zeit neigt sich in diesen Tagen dem Ende zu, und ich sage allen, die mich dabei begleitet haben, von ganzem Herzen: Danke! Sie erreichen den Autor unter E-Mail: u.schubert@goettinger-tageblatt.de Von Ulrich Schubert

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