Bürgerinitiative Neu-Eichenberg stellt alternative Ideen vor

Die Bürgerinitiative (BI) Neu-Eichenberg zeigt sich weiter kämpferisch und hat neue Ideen für einen zukunftsfähigen Ort entwickelt. Und hat eine Alternative zum Sondergebiet Logistik vorgestellt. Das geplante Sondergebiet Logistik (SoLo) wäre laut Berechnungen der BI wirtschaftlich nicht rentabel und würde die Lebensqualität in und um Neu-Eichenberg extrem senken, heißt es in einer Pressemittteilung. Darüber hinaus würde allerbestes Ackerland unwiederbringlich verloren gehen. Und genau dies sei in Zeiten des Klimawandels nicht zu verantworten, heißt es weiter. Die Schulden stiegen bei jedem weiteren SoLo-Planungsschritt an, da die Gemeinde Neu-Eichenberg die 1,4 Millionen Euro Vermarktungskosten für den geplanten Logistikpark übernehmen muss, sollte es gelingen, dass Projekt zu stoppen. Darauf besteht die Hessische Landesgesellschaft. Darüber hinaus zieht sich zum Ende des Jahres der Investor, die Dietz AG, zurück. Zeit ist reif für eine Alternative: Nicht zuletzt aus diesem Grund fragen sich die Verantwortlichen, ob es überhaupt noch einen nennenswerten Rückhalt in der Gemeinde gibt. Deswegen wäre die Zeit reif für eine gute Alternative zur Nutzung des Ackers, findet die BI. Eine solche Alternative hat die Gruppe „Land schafft Zukunft“, die aus Studenten, Praktikern und Mitdenkern besteht, wie sie selber ihre Mitglieder beschreibt, während der vergangenen Monate entwickelt und diese jetzt zur Diskussion an die Öffentlichkeit weitergegeben. Der Gemeindevertretung wurde die Ideensammlung bereits vorgestellt, alle Haushalte über einen Flyer der BI darüber informiert. Sechs wesentliche Punkte: Der Gruppe geht es um sechs wesentliche Punkte: 1. Erhöhung der Lebensqualität in der Gemeinde 2. Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Gemeinde 3. Schaffung von Arbeitsplätzen 4. Klimaschutz durch Speicherung von CO2 im Boden und in Gehölzen mittels regenerativer Landwirtschaft 5. Produktion lokaler Nahrungsmittel 6. Etablierung eines Leuchtturmprojekts in der Region und in Deutschland Peter Kirch, Mitglied der Gruppe „Land schafft Zukunft“, erklärt: „Derzeit stellt sich die dringliche Frage, wie wir unsere landwirtschaftliche Praxis verändern können, um das Klima zu schützen, statt den Klimawandel voranzutreiben. Ein Ansatz ist dabei der Erhalt und die Vermehrung von organischer Substanz beziehungsweise Humus in unseren landwirtschaftlichen Böden. In Humus kann viel CO2 gebunden und so der Atmosphäre entzogen werden. Das trägt enorm zum Klimaschutz bei.“ Der Streit um die Ackerfläche in Hebenshausen in der Gemeinde Neu-Eichenberg schwelt schon lange: Streit um Logistikzentrum in Neu-Eichenberg: Bürgerinitiative lädt zu 50. Mahnwache ein Sondergebiet Logistik: Neu-Eichenberg muss 1,4 Millionen Euro Planungskosten für Logistikpark tragen „Fridays for Future“: Demonstration gegen Logistik-Neubau in Neu-Eichenberg Besetzer dürfen bleiben: Räumung in Hebenshausen erst mal verschoben Ackerschützer in Hebenshausen: Der ausgebliebene Besuch Mara Schnappauf ergänzt: „Vor unserer Haustür liegt ein Schatz. Der Acker in Neu-Eichenberg hat eine hervorragende Bodenqualität, liegt zentral in Deutschland und ist mit der Bahn gut zu erreichen. Durch seine Lage in der Ökolandbau Modellregion Nordhessen und nahe der Universität Kassel/Witzenhausen würde unser Vorhaben sehr sichtbar sein. Dies könnte ein Leuchtturmprojekt in der Region werden“. Kombi-Lösung wird bevorzugt: Die Bürgerinitiative stellt sich das Erreichen der genannten Ziele durch eine Kombination der Regenerativen Landwirtschaft mit vielfältigem Gewerbe, sozialen Einrichtungen, Bürgerenergie sowie Naherholungsmöglichkeiten vor. Die Regenerative Landwirtschaft umfasst unter anderem Agrofrost, biointensiven Gemüsebau und Saatgutproduktion. Darüber hinaus ist eine weitere Ausarbeitung der Ideen bis ungefähr Ende März 2020 auf ehrenamtlicher Basis geplant. Im Anschluss daran ist eine Übergabe an professionelle Projektentwickler vorgesehen. Im Rahmen des Dorfdialogs, ein von der BI angestoßener Prozess zur Gestaltung eines lebenswerten Neu-Eichenbergs, wäre auch eine Bürgerbeteiligung möglich, heißt es in der Mitteilung. Dazu Caroline Benzinger, Sprecherin der BI: „Um Zeit und Raum für diese wegweisende Alternative zu erlangen, ist dringend notwendig, dass der Prozess zur Realisierung des SoLo passiert. Ein ’Weiter so’ ist nicht mehr angebracht! Wir fordern die Fraktionen dazu auf, dem Gemeindevorstand den Auftrag zu entziehen, die Realisierung des SoLo weiter voranzutreiben. Und wenn im Januar die Frage zu einer erneuten Offenlegung des Bebauungsplans gestellt werden sollte, bitten wir die Gemeindevertretung: Versagen Sie dem geänderten Bebauungsplan Ihre Zustimmung, es würden erneut hohe Kosten verursacht und der Prozess würde weiter in die Länge gezogen! Jetzt ist der richtige Moment, sich für eine Pause in der SoLo-Planung zu entscheiden, um an der Entwicklung wirklich zukunftsfähiger Konzepte zu arbeiten“. Im Falle einer Entscheidung für eine Alternativplanung stünde die Gemeinde nicht alleine da, heißt es aus den Reihen der BI. Von Förderprogrammen bis zu Stiftungen und Beratungsangeboten seien vielfältige Möglichkeiten vorhanden. Auch von den hessischen Umwelt- und Wirtschaftsministerien wurde die Unterstützung für diesen Fall deutlich formuliert. Die Pläne für den in Neu-Eichenberg geplanten Logistikpark sind von Beginn an auf erheblichen Widerstand gestoßen. So protestierten beispielsweise im Dezember 2018 900 Menschen mit einer Menschenkette gegen die Errichtung. Die gegründete Bürgerinitivative, die sich für ein lebenswertes Neu-Eichenberg stark macht, befürchtet eine Zunahme von Lärm, Feinstaubbelastungen und Staus. Der Umleitungsverkehr, der bei Sperrungen der Autobahn noch hinzukomme, ist für die Gegner ein weiteres Argument. Geplant sind 28, jeweils 15 Meter hohe Logistikhallen auf einer Fläche von 80 Hektar zwischen Hebenshausen und Eichenberg-Dorf. Auch Bauern wehren sich und sind empört darüber, dass hochwertiges Ackerland versiegelt werden soll, das damit für die Landwirtschaft dauerhaft nicht mehr nutzbar sein wird. Darüber hinaus erhöhe sich durch die starke Flächenversiegelung das Hochwasserrisko. Auch negative Auswirkungen auf den Wirtschaftszweig Tourismus seien zu befürchten. Von Vicki Schwarze

Bürgerinitiative Neu-Eichenberg - Alternative zum Sondergebiet Logistik vorgestellt