Großbrand in Mündens Altstadt hält Einsatzkräfte stundenlang in Atem

Ein Großbrand hat am Wochenende die Feuerwehren und die Einwohner von Hann. Münden in Atem gehalten. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Sorge galt in erster Linie den Fachwerkhäusern der historischen Altstadt. Die historische Postscheune an der Wallstraße mit einem Blumengeschäft im Erdgeschoss wurde durch den Brand zerstört, ebenso der am Aegidienplatz gelegene Bau, in dem eine Wäschereiannahmestelle untergebracht war. Bei dem dritten vom Feuer betroffenen Gebäude handelt es sich um das Eckhaus, das verschiedene Praxen beherbergt. Ein Teil der Immobilie ist ebenfalls stark beschädigt worden. 20 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Erst am Abend konnten sie zurück in ihre Wohnungen. Ein Gebäude an der Langen Straße, das rückwärtig an die Postscheune angrenzt, wurde erst am Sonntagmorgen wieder freigegeben. Die Polizei hatte den Bereich rund um den Brandort weiträumig abgesperrt. Viele Neugierige beobachteten vom Stadtwall aus die Löscharbeiten. Die Feuerwehr wurde am Sonnabendmorgen gegen 7.15 Uhr alarmiert, berichtete Einsatzleiter und Stadtbrandmeister Dieter Röthig. Sofort waren zusätzliche Wehren zur Unterstützung angefordert worden. Unter anderem rückten Dransfeld und Vellmar mit Drehleitern an, um bei der Brandbekämpfung in dem eng bebauten Quartier am Rande der Altstadt zu helfen. Bis zu 140 Kräfte von acht Mündener Ortsfeuerwehren und der Werksfeuerwehr von Haendler und Natermann waren im Einsatz. Glutnester in Zwischendecke: Feuerwehr bekam Hilfe vom THW bei Löscharbeiten: Der Brand brach im Bereich der Wäscherei aus, teilte der Einsatzleiter am Sonnabend mit. Von dort aus griffen die Flammen auf die benachbarten Gebäude – das Ärztehaus sowie die Postscheune – über. Insbesondere in einer Zwischendecke des Fachwerkgebäudes der Postscheune glimmten immer wieder Glutnester auf. Um diese löschen zu können, musste das Gebäude vom Dach her abgetragen werden. Unterstützung bekam die Feuerwehr dabei vom Technischen Hilfswerk (THW). Um Platz für einen Autokran im Bereich der Wallstraße zu schaffen, mussten dort geparkte Fahrzeuge sowie ein Baum entfernt werden. Am Sonnabendmittag hatten die Einsatzkräfte das Feuer unter Kontrolle, die Löscharbeiten dauerten aber bis in die Nacht an. Erst am Sonntagmorgen war das Feuer aus, und die Aufräumarbeiten konnten beginnen. Die Inhaberin des Blumengeschäftes konnte in Begleitung von Feuerwehrkräften und Mitarbeitern des städtischen Bauamtes den beschädigten Bauteil der Postscheune betreten, um noch Teile des Inventars zu bergen. Auch Iris Munk hatte am Sonntag die Gelegenheit, ihre Logopädiepraxis zu betreten und sich ein Bild vom Schaden zu machen. Die Räumlichkeiten liegen auf der weniger betroffenen Gebäudeseite des Ärztehauses. Dennoch vermochte Munk noch nicht abzuschätzen, wie es weiter geht. bei Brand Vier Praxisräume bei Brand komplett zerstört: Das konnte am Sonntag auch Annemarie Dobers noch nicht. Die Medizinerin betreibt im selben Gebäude eine Gemeinschaftspraxis mit Ulrike Wahl. Vier Räume der Hausarztpraxis, die im Fachwerkteil des Gebäudes liegen, seien „komplett zerstört“, berichtete sie am Sonntag. Dobers sagte, dass aus den Praxisräumen noch die Patientenakten und die EDV, und damit alles, was für den Praxisbetrieb notwendig ist, habe gerettet werden können. Die Nachricht vom Brand am frühen Sonnabendmorgen sei „ein Riesenschock“ gewesen, so die Ärztin. Dass die Postscheune komplett zerstört wurde, bezeichnet sie als „schrecklich“. Nebengebäude zum Aegidienplatz Großbrand in Hann. Münden zerstört: Hausbesitzerin Melanie Vogel schilderte rückblickend auf den Sonnabendmorgen, wie ihre Tochter sie mit den Worten „Es brennt!“ geweckt habe. Schnell war klar, dass sie sich, die drei Kinder, den Mann, die zwei Katzen und den Hund in Sicherheit bringen musste. „Man kann nur fassungslos zusehen.“ Immerhin, ihr Wohnhaus zur Langen Straße hin blieb verschont, doch die vermieteten Nebengebäude zum Aegidienplatz wurden zerstört. Der Brand vom Wochenende im Mündener Altstadtquartier zwischen Aegidienplatz, Wallstraße und Lange Straße weckt Erinnerungen an den Großbrand im November 2020. Am Abend des 6. November brannte das Schuhhaus Rösel – ein schwieriger Großeinsatz für die gut 170 Einsatzkräfte der Feuerwehren, denn der Brandort befand sich in der Rosenstraße inmitten der Fachwerkaltstadt Hann. Mündens. Die Flammen griffen auf die benachbarten Häuser über, sodass am Ende drei Gebäude abgebrochen werden mussten. Sie waren nicht mehr zu retten. Der Schaden wurde auf mehr als eine Million Euro geschätzt. Die Brandermittler der Polizei hatten auf der Suche nach der Ursache für das Feuer festgestellt, dass die Brandursache ein technischer Defekt im Bereich der Zwischendecke des Erdgeschosses und ersten Obergeschosses war. Eine vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung könne ausgeschlossen werden, so die Polizei. Die Ermittler der Sonderkommission und ein Experte des Landeskriminalamtes Hannover hatten bei der Spurensuche Schicht um Schicht das Schuhhauses Rösel, in dem das Feuer ausgebrochen war, abgetragen. Dort befand sich die Wäscherei, in der mutmaßlich der Brand seinen Ursprung hatte. Davor stand der Pkw Vogels. Das Fahrzeug brannte komplett aus. „Es ist nur ein Auto“, sagte sie am Sonntag und war froh, dass keine Menschen zu Schaden kamen. Besorgt war sie indes, weil die Rückseite der Postscheune direkt an ihren Innenhof angrenzt – und von dort die Flammen zu sehen waren. Lesen Sie auch Großbrand in der Altstadt von Hann. Münden: Brandwache in der Nacht muss immer wieder Glutnester löschen Großbrand in der Altstadt von Hann. Münden: Feuer ist aus – so geht es jetzt weiter Das Gebäude der Wäscherei und ein kleines Nebengebäude, wo nach Einschätzung von Feuerwehr und Polizei der Brand seinen Ursprung hatte, wurden von der Polizei beschlagnahmt, teilte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz am Sonntag mit. Die Ermittler konnten die Räumlichkeiten noch nicht betreten. Die Brandermittlung werde voraussichtlich am Montag aufgenommen. Ein Fremdverschulden hatte die Polizei bereits am Sonnabend ausgeschlossen. Von Britta Eichner-Ramm

Großbrand in Mündens Altstadt hält Einsatzkräfte stundenlang in Atem –Anwohner und Geschäftsleute schockiert